mercoledì 25 settembre 2013

Wohnen im Mittelalter


Das Mittelalter wird oft als „dunkle“ Zeit beschrieben. Als Mittelalter wird die Zeit zwischen 476 und 1492 bezeichnet. Im Jahr 476 besiegte Odoaker, König der Heruler (um 433-493), den letzten legitimen weströmischen Kaiser Romulus Augustulus (um 459-dopo il 476) und im Jahr 1492 entdeckte Christopher Kolumbus einige Inseln im Westen, von denen er irrtümlich annahm, sie würden zu Indien gehören. Dass er einen neuen Kontinent entdeckt hatte, der dann Amerika genannt wurde, hat Kolumbus nie begriffen.

Nach dem Jahr 476 fiel in Westeuropa die gesamte politische und staatliche Organisation, die für Jahrhunderte das römische Kaiserreich ausgezeichnet hatte, in sich zusammen, und begann eine neue Epoche, in der die Völker Nord- und Osteuropas versuchten Verwaltung, Wirtschaft, Militär und Rechtsprechung auf ihre Art neu zu ordnen und zwar auf lokaler Ebene.

Mit dem Weströmischen Reich endet auch die goldene Zeit der Städte. Die europäischen Städte schrumpfen mit Ausnahme von Konstantinopel. Das antike Byzanz wird Hauptstadt des Ostens, des Oströmischen Reiches, und es gelingt dieser Stadt sogar ihre Wirtschaftmacht zu stärken. Im Jahr 400 hat sie etwa 700.000 Einwohner. Sie erhält breitere Strassen und grössere Plätze, Marmorpaläste, Kirchen, Wandelgänge, Arkaden, Brunnen, Parks, Bibliotheken und Schulen. Nur die Viertel des gemeinen Volkes bleiben so wie sie sind: mit engen Gassen und hohen Mietshäusern. Die insulae von Konstantinopel ragen noch  höher in den Himmel als die Roms und erreichen eine Höhe bis zu 30 Metern (zehn Stockwerke), dort wo die Strasse mindestens vier Meter breit ist. In diese Vierteln dringt die Sonne nie. Konstantinopel bleibt Hauptstadt für mehr als tausend Jahre. Erst im Jahr 1453, nach einer kurzen Belagerung, wird Stadt von den Türken erobert, weil sich im christlichen Abendland niemand für sie einsetzt.

Im Westen verfallen nach 476 die Städte langsam aber kontinuierlich. Köln, die römische Colonia Claudia Ara Agrippinensium, gegründet um 49 u.Z., wird 355 von den Alemannen zehn Monate lang belagert.  Hundert Jahre später, im Jahr 455 wird die Stadt von den salischen Franken erobert und zu deren Hauptstadt gemacht. Auch Mainz (Mogontiacum), das aus einem römischen Militärlager hervor gegangen ist und im Jahr 89 u.Z. Hauptort der Provinz Obergermanien geworden war, in dem seit der Mitte des 4. Jahrhunderts eine von einem Bischof geleitete christliche Gemeinde lebte, wurde um das Jahr 408 von Wandalen, Alanen und Sweben geplündert. Erst im Jahr 782 wird Mainz Bischofssitz und somit Hauptort einer Diözese.

Die grösste römische Stadt nördlich der Alpen war Augusta Treverorum (Trier), Hauptort der Provinz Gallia Belgica, und hatte im 4. Jahrhundert u.Z. zwischen 80.000 und 100.000 Einwohner. Von 328 bis 340 war Trier Residenz von Kaiser Konstantin II. und ab 367 von Valentinian I. Im Jahr 407, als Wandalen, Alanen und Sweben Gallien überfluteten, wurde die Präfektur nach Arles verlegt. Im 5. Jahrhundert wurde die Stadt wiederholt von den Franken besetzt und geplündert und im Jahre 451 von den Hunnen Attilas erobert. Um das Jahr 1100, war das Areal der Stadt nur noch ein Viertel so gross wie in römischer Zeit (siehe Karte).

 
Grundriss der Stadt Trier in römischer Zeit und im Mittelalter
(Quelle: Böhner in “European Towns” 1977)

Die germanischen Stämme mochten die Städte und das Stadtleben nicht. Sie lebten lieber auf dem Land in Dörfern und Einzelgehöften und liessen deshalb die baulichen Überreste der römischen Städte verkommen. Die städtische Kultur erlebte einen raschen Niedergang. Die germanischen Königreiche hatten keine feste Hauptstadt. Noch Karl der Grosse (um 748-814) und seine Nachfolger führten das Leben von Nomaden: sie reisten, je nach Erfordernis und Dringlichkeit, samt ihrem Hofstaat von Pfalz zu Pfalz, von palatium zu palatium, und regierten von dort aus, über die einzelnen Teile ihres Herrschaftsgebietes. Die Hauptpfalz Karls des Grossen war Aachen, wo er auch nach seinem Tode beerdigt wurde. Sein dortiger Palast war mit römischen Architekturelementen (Säulen, Dekorationen) ausgeschmückt, die aus den Ruinen Triers stammten. Einige dieser Pfalzen entwickelten sich später zu wichtigen Verwaltungshauptorten und auch viele Bischofssitze nahmen nach und nach städtisches Gepräge an. Gegen 1100 begannen in Deutschland die alten, heruntergekommenen römischen Städte wieder zu wachsen und entstanden viele neue Städte und stadtähnliche Siedlungen.

Die mittelalterlichen Städte waren von mächtigen Mauern umschlossen. Ihre Mauern und Türme machten weithin sichtbar, dass eine Siedlung eine Stadt und kein Dorf war. Selbst wenn man anfänglich Freiflächen innerhalb der Stadtmauern eingeplant hatte, waren diese jedoch bald zugebaut und der Platz wurde infolge von Zuwanderungen knapp. Man musste in die Höhe bauen. Häuser mit zwei, drei und mehr Stockwerken waren das Übliche. Die Bauplatze waren schmal – 5-6 Meter breit - und sehr tief. Das typische Haus eines Handwerkers  hatte drei Geschosse: im Erdgeschoss lagen die Werkstadt, die sich mit einem Tor zur Strasse hinaus öffnete, ein fensterloser Lagerraum und die Küche. Im hinteren Teil des Grundstücks lag ein kleiner, schmaler Hof mit der Latrine. Die zwei oberen Wohngeschosse erreichte man über steile Treppen.

Diese Häuser hatten nur wenige und kleine Fenster, auf jedem Obergeschoss ein oder zwei zur Strasse und eins zum Hof, schon deshalb, weil die Fenster nur durch Holzläden oder geölte Vorhänge zu verschliessen waren, denn Fensterglas war zu teuer und verglaste Fenster verbreiteten sich erst später ab dem 13. Jahrhundert.

 
Mittelalterliches Perugia
(nach einer Darstellung von Bonfigli)
 

Die Häuser waren entsprechend der örtlichen Bautradition gebaut und folglich sahen sie von Region zu Region etwas anders aus. Nördlich der Alpen baute man viel mit Holz und sogar viele Burgen waren ursprünglich aus Holz gebaut, und anstelle von Mauern hatten sie Palisaden.

Nur in Westeuropa, in Ländern die  römisch gewesen waren, kannte man das Bauen mit Steinen und Ziegeln. Von dort verbreitete sich der Steinbau langsam nach Osten. Anfänglich wurden nur die wichtigsten Gebäude in Stein gebaut: die Burgen des Adels, die Kirchen und die Häuser der Steuereinnehmer. Es wurde üblich das Erdgeschoss aus Sicherheitsgründen in Stein und Ziegeln zu bauen und die oberen Geschosse und das Dach in Holzfachwerk. Holz gab er reichlich und das Bauen mit Holz hatte in den germanischen und slawischen Ländern eine lange Tradition.

In den Mittelmeerländern baute man weiterhin mit Steinen und Ziegeln und benutzte das Holz nur für Balken und den Bau von Toren, Türen, Fenstern und Möbeln. Die Notwendigkeit in den Städten in die Höhe zu bauen wurde vom Adel Italiens (der im Unterschied zum germanischen Adel das Stadtleben vorzog) benutzt, um in den Städten vollbefestigte Burgen mit hohen Türmen (castrum cum turris) zu errichten. Nur adlige Familien hatten das Recht, Befestigungen und Türme in der Stadt zu bauen. Sie bedurften dazu jedoch der Genehmigung durch den Lehensherren. Die Ttürme waren Prestigeobjekte, die den Reichtum und die Macht ihrer Besitzer ausdrücken sollten. Das führte dazu, dass immer höhere Türme errichtet wurden mit dem Ergebnis, dass diese häufig einstürzten, wobei unvermeidlich auch die umstehenden Häuser beschädigt wurden.

Mittelalterliche Stadtburg mit Türmen (Idealdarstellung)
(Quelle: Wood-Brown, J. The Builders of Florence, London 1907, p. 81.)

Das war auch der Grund, der gegen Ende des 12. Jahrhunderts zur sogenannten „Köpfung der Türme“ führte, das heisst zur Abbruch der obersten Geschosse dieser Bauwerke. Mit der zunehmenden Zurückgewinnung der Macht in den Städten durch das Bürgertum, verboten die Stadtregierungen das Bauen neuer Türme durch Private und begrenzten durch Gesetze deren Höhe. Kein Turm durfte nun höher als der des Rathauses sein.

In den nachfolgenden Jahrhunderten, wurden die düsteren und unbequemen Wohnburgen aufgegeben zugunsten komfortablerer Stadthäuser und Paläste; zum Teil wurden sie auch in diese neuen Gebäude integriert. Nur wenige dieser mittelalterlichen Bauwerke haben sich in den italienischen Städten bis heute erhalten. Am bekanntesten für seine Türme ist San Gimignano in der Toskana, wo mehrere Turme „ungeköpft“ erhalten sind. Allerdings sind von den ehemals mehr als siebzig Türmen, von denen man Kenntnis hat, nur vierzehn noch in voller Höhe vorhanden.

Die Strassen und Gassen der mittelalterlichen Städte waren eng, nur die Hauptstrassen, die die Stadt von Tor zu Tor durchquerten waren etwas breiter. Die Häuser der wohlhabenden Städter und des Adels befanden sich an diesen Hauptstrassen und an den Kirch- und Marktplätzen, denn an diesen Orten gab es mehr Licht und Sonne. Aber erst in der Renaissance erscheinen grosse Stadtpaläste der reichen Bürgertums und des Adels mit grossen auf die Strasse blickenden Fenstern.

Viele Menschen glauben noch heute ans „finstere Mittelalter“, aber diese Vorstellung ist falsch. Wie in jeder Epoche, hat es auch im Mittelalter Fortschritte und Erfolge gegeben, auf philosophischen, künstlerischen und technologischen Gebiet. Zu den Erfindungen, die im Mittelalter gemacht wurden, gehören das mechanische Uhrwerk, die Brillen, der Buchdruck, das Schiesspulver und die Artillerie. Auch die Nutzung der kinetischen Energie von Wasser durch Mühlen, Walkereien, Sägereien und andere mechanische Betriebe. Hinzu kommt die Nutzung der Windenergie durch Windmühlen und in der Seefahrt. Die erste Erwähnung von Windmühlen in Europa stammt aus dem Jahr 1222.

Im Zusammenhang mit der passiven Sonnenenergienutzung und dem klimagerechten Bauen ist wohl die wichtigste Errungenschaft des Mittelalters die zunehmende Herstellung von Fensterglas nach dem Erscheinen der Schrift “De diversis artibusdes Benediktinermönchs Theophilus Presbiter am Anfang des 12. Jahrhunderts. Die nun rationeller gewordene Herstellung von Glasscheiben leitete die wachsende Verbreitung verglaster Fenster ein.  

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