lunedì 9 settembre 2013

Mittelmeerklima - Antikes Rom - Die Villa rustica


Das Landgut

Eine Villa rustica würden wir heute als Landgut bezeichnen. Ein Landgut besteht aus einem Herrenhaus sowie den der Landwirtschaft im engeren Sinne dienenden Baulichkeiten.

Für Vitruv ist das Herrenhaus eines Landgutes ein herrschaftliches Haus und nicht sehr verschieden von dem in der Stadt. Ein herrschaftliches Haus in der Stadt sollte allerdings besonders hohe architektonische Qualitäten aufweisen, wogegen ein Herrenhaus auf dem Lande etwas bescheidener sein kann, aber funktional sein muss um den Bedürfnissen eines Landwirtschaftsbetriebes zu entsprechen. Vitruv nennt das Herrenhaus auf dem Lande auch „pseudourban“ (1).

Das Herrenhaus des Landgutes

Für das Herrenhaus eines Landgutes gilt also dasselbe, was wir vorher über das herrschaftlichen Hauses in der Stadt gesagt haben. Allerdings sind nicht alle Herrenhäuser von Landgütern nach den von Vitruv beschriebenen Anweisungen für die villa urbana, das Atriumhaus in der Stadt, gebaut worden, nicht zuletzt, weil auf dem Lande die Möglichkeit bestand, die Architektur mit der umgebenden Natur zu verbinden, z.B. in einer Parklandschaft ein abwechslungsreiches Miteinander von Gebäuden, Terrassen, Säulengängen und Pergolen zu schaffen.

Plinius der Jüngere (61/62-113/115 u.Z.) besass zwei solcher Villen, eine unweit von Ostia an der tyrrhenischen Küste, die andere in Umbrien, in der Nähe des heutigen Città di Castello. Von diesen beiden Villen ist fast nichts übrig geblieben. Wir kennen sie nur aus den Beschreibungen, die Plinius in seinen Briefen von ihnen gab. Die erstgenannte Villa ist in einem Brief an den Freund Gallus (2) beschrieben, die zweite in einem Brief an Apollinaris (3)

 Besser bekannt ist die Villa, die Orazio (65–8 v.u.Z.) in der Sabina besass und die er von seinem Freund Maecenas, dem einflussreichen Berater von Augustus, als Geschenk erhalten hatte. Die Villa befand sich in Licenza, Provinz Rom, und ist archäologisch erforscht worden. Eine erste Ausgrabungskampagne, der dann weitere folgten, fand anfangs des letzten Jahrhunderts statt. Neuere Ausgrabungen wurden zwischen 1997 und 2001 unternommen. Die Erforschung ist noch nicht abgeschlossen. 

Die Ökonomiegebäude

Neben dem Herrenhaus gibt es auf einem Landgut noch viele weitere Gebäude: die Wohnung des Verwalters, die Unterkünfte der Sklaven, Ställe, Kornspeicher und Magazine, Remisen und Werkstätten. Was die Anordnung und Ausrichtung dieser ländlichen Gebäude betrifft, schreibt Vitruv Folgendes (4):

“Zunächst soll man, wie das im ersten Buch hinsichtlich der Anlage der Stadtmauern beschrieben ist, die Gegend auf ihre gesunde Lage hin betrachten, und danach soll man die einzelnen Gebäude anlegen. Ihre Grösse bestimme man nach der Grösse des Ackers und nach dem Ertrag der Feldfrüchte. Die Ställe und ihre Grösse bestimme man nach der Zahl des Viehs und danach, wie viel Joch Rinder sich dort aufhalten müssen. In dem Hofgrundstück soll man an einer möglichst warmen Stelle die Küche anordnen. Sie soll mit den Rinderställen in Verbindung stehen, deren Krippen nach dem Herd und nach Osten gerichtet sein sollen, weil die Rinder, wenn Licht und Feuer sehen, nicht struppig werden. Ferner glauben die Bauern, die mit den Himmelsrichtungen vertraut sind, dass die Rinder nach keiner anderen Richtung als nach Osten schauen dürfen“.

„Ebenso sollen die Bäder mit der Küche in Verbindung stehen. Auf diese Weise wird die Versorgung des ländlichen Bades nicht schwierig. Auch die Ölpresse soll der Küche ganz nahe sein, denn so nämlich wird die Verarbeitung der Oliven bequem sein. Und mit ihr soll das Weinlager in Verbindung stehen, mit Fensteröffnungen nach Norden. Wenn es diese nämlich nach einer anderen Seite hat, wo die Sonne es erwärmen kann, dann wird der in dem Raum aufbewahrte Wein von der Wärme trübe und verliert seine Kraft. Der Vorratsraum mit dem Öl muss so angelegt sein, dass er Licht von Süden und den warmen Himmelsrichtungen erhält, denn das Öl darf nicht gefrieren, sondern muss durch Wärme flüssig gehalten werden“.

„Die Kornspeicher sollen erhöht und nach Norden oder Nordosten gerichtet angelegt werden, weil auf diese Weise das Getreide sich nicht schnell erwärmen kann, sondern es wird sich, vom Durchzug kühl gehalten, lange halten. Die übrigen Himmelsrichtungen erzeugen nämlich Kornwurm und andere Tierchen, die üblicherweise dem Getreide schaden. Den Pferdeställen seien die wärmsten Stellen auf dem Gehöft vorbehalten, nur dürfen sie nicht gegen das Feuer gerichtet sein. Wenn nämlich die Zugtiere nahe am Feuer eingestallt werden, wird ihr Fell struppig“.

„Ferner sind Krippen, die ausserhalb der Küche im Freien gegen Osten angebracht werden, nicht ohne Nutzen. Wenn nämlich die Rinder im Winter bei heiterem Himmel in der Morgenfrühe zu ihnen getrieben werden, bekommt ihr Fell, dadurch, dass sie ihr Futter in der Sonne fressen, einen schöneren Glanz“.

„Scheunen, Vorratsräume für Heu und Futter und Backstuben sind, wie es scheint, ausserhalb des Gutshofes anzulegen, damit dieser gegen Feuersgefahr gesichert ist“.

Columella (5)empfiehlt sogar den Bau von zwei Ställen, einer für den Sommer und ein zweiter für den Winter. Für das Dienstpersonal sieht er bequeme Räume vor, die gegen Westen orientiert sind.

Die Landgüter sollen also an gesunden Orten angelegt werden. Die Küche solle an einer warmen Stelle des Gehöfts liegen, und mit den Rinderställen verbunden sein. Diese sollen, einer alten Bauernregel zufolge, so orientiert sein, dass die Tiere nach Osten schauen. Auch das Bad sollte mit der Küche in Verbindung stehen, damit der Weg mit dem warmen Wasser kurz ist. In Küchennähe soll auch die Ölpresse liegen und das Öllager soll nach Süden ausgerichtet sein, damit es die Sonne erwärmen kann, denn das Öl darf nicht gefrieren, sondern muss flüssig bleiben. Die Lager für Wein, Korn, Früchte und Lebensmittel sollen hingegen kühl und deshalb nach Norden zu ausgerichtet sein. Der Kornspeicher ist nach Norden oder Nordosten zu orientieren, damit er vom Wind gut belüftet wird. Die Ställe sollen an einem warmen Ort stehen, aber nicht in der Nähe der Küche.  Heuschober und die Futterspeicher sowie auch die Backöfen sollten wegen der Feuersgefahr in einiger Entfernung von den anderen Gebäuden des Gutshofs stehen. Alle Gebäude des Gutshofes sollten gut belichtet sein, insbesondere die Speisezimmer, die Korridore und die Treppen.

Auf vielen Landgütern wohnten die Sklaven, welche die Felder zu bestellen und die Tiere zu versorgen hatten, in speziellen „Quartieren“, die ergastulum genannt wurden (diese Bezeichnung wurde später im Italienischen der Begriff für lebenslanges Gefängnis). Es handelte sich um Unterkünfte, die man heute als Ställe bezeichnen würde. Tatsächlich gab es auf manchen Landgütern regelrechte Sklavenzuchten.

Die Ausrichtung zur Sonne, bzw. zu den Himmelsrichtungen, ist ein Thema, das den sogenannten römischen Landwirtschaftsschriftstellen sehr am Herzen liegt. In ihren Werken nehmen sie nicht nur Bezug auf die vier Haupthimmelsrichtungen, sondern nennen noch andere wichtige Bezugspunkte des Sonnenstandes am Horizont.

Grundriss der Villa rustica von Boscoreale. Die Villa war ursprünglich dreigeschossig (nach Pasqui).
A Hof, M N, O Bäder , P torcularium (Traubenpresse), Q Lager mit grossen Tonbehältern

Columella (6) unterscheidet in dieser Beziehung drei wichtige Sonnenaufgangspunkte: den oriens brumalis, den Aufgangspunkt am Tag der Wintersonnenwende (22. Dezember), den oriens aequinoctialis, den Aufgangspunkt am Tag der Tagundnachtgleichen (21. März, 23. September) sowie den oriens aestivalis, den Punkt, an dem die Sonne am Tag der Sommersonnenwende (21. Juni) aufgeht. Der oriens brumalis und der oriens aestivalis sind je nach Breitengrad verschieden und müssen deshalb für jeden Standort eigens bestimmt werden, was in römischer Zeit empirisch und ohne komplizierte Berechnungen erfolgte.

 
Rekonstruktion des Gutshofes (Villa rustica) von Boscoreale

Gegen Ende der Römischen Republik kritisiert Varro die Neigung der Architekten mehr Gewicht auf die Wohnung des Gutsbesitzers zu legen, als auf die landwirtschaftlichen Gebäude und stellt den luxuriösen Villen seiner Zeit die einfachen Landhäuser der Vorfahren gegenüber, die hauptsächlich den bäuerlichen Tätigkeiten dienten.

Anmerkungen

(1) Vitruv, Vi, V, 3
(2) Plin. d.J., Epist., Buch II, Brief 17
(3) Plin. d.J., Epist., Buch V, Brief 6
(4) Vitruv, VI, VI, 1-5
(5) Columella, de re rustica, lib.I, cap. VI
(6) Columella, de re rustica, lib.I, cap. VI

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