sabato 31 agosto 2013

Warmtrockenes Klima - Das traditionelle arabische Haus


Das traditionelle arabische Haus stammt direkt von dem im Laufe des 4. Jahrtausends v.u.Z. in Mesopotamien entwickelten Haustyp ab. Leider wird es immer schwieriger ein original arabisches Haus zu sehen. Als in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts John Warren und Ihsan Fethi ihr Buch Traditional Houses in Baghdad (1) veröffentlichten, war in dieser Stadt sehr wenig von der traditionellen Architektur übriggeblieben und dieser Rest war in äusserst schlechtem Zustand.

Dieser schlechte Zustand ist einerseits der arabischen Gewohnheit zuzuschreiben, alte Häuser einfach verfallen zu lassen und, wenn sie nicht mehr bewohnbar sind, durch neue zu ersetzen. Regelmässiger Unterhalt ist weitgehend unbekannt. Man folgt dem alten arabischen Sprichwort: „Benutze es bis es zusammenfällt und baue dir dann ein neues“. Der zweite Grund ist folgender: traditionelle Häuser gelten als obsolet und jeder möchte ein „modernes“ Haus haben, das heisst eins aus Beton und Hohlblöcken.

Wenig dauerhaft sind und waren vor allem die traditionellen Lehmziegelhäuser auf dem Land, die sogenannten Tarma-Häuser, weil ihr zurückspringender, überdeckter  Eingang (tarma) Pfeiler oder Säulen hatte. Diese einfachen Häuser besitzen nur wenige, ärmliche Zimmer, deren bestes der liwan (o iwan) ist, der direkt hinter dem Eingang liegt. Diese ländlichen Häuser befinden sich normalerweise in der Mitte eines ummauerten Grundstücks und sind streng in zwei Teile geteilt: einen für die Männer (diwankhane) und einen für die Frauen (haram).

 
Ansicht eines Tarma-Hauses

Sehr verschieden von diesen einfachen Tarma-Häusern, sind die Häuser in der Stadt. Diese ähneln weitgehend dem altmesopotamischen Vorbild aus sumerischer Zeit. Die einzelnen Zimmer gruppieren sich um einen teilweise überdeckten  und mit einem Brunnen ausgestatteten Innenhof. Sehr schöne Beispiele solcher Häuser kann man noch heute in Andalusien und in Marokko sehen.

Das Stadthaus einer besser gestellten Familie hatte zwei Stockwerke und war unterteilt in einen halböffentlichen Bereich mit einem Raum für die Männer, in dem man auch Besucher empfing, und einen den Frauen vorbehaltenen Bereich (harem). Ein typisches Element des traditionellen irakischen Stadthauses war ein Erkerfenster (shenashil) im Obergeschoss, von welchem aus man die Strasse beobachten konnte ohne selbst gesehen zu werden. Dieses Erkerfenster hatte auch eine klimatechnische Funktion. Das dunkelgestrichene Holz erhitzte sich unter der Sonne, liess die Luft aufsteigen und dieser Luftzug zog die warme Luft aus dem Innern heraus, während kühlere Luft aus dem Erdgeschoss nachströmte.

Shenashil

Die traditionelle Klimatisierung mit badgir und sirdab.

Mit dem Niedergang der traditionellen arabischen Hausarchitektur verschwinden auch die speziellen klimatechnischen Einrichtungen dieser Bauweise, insbesondere die Ausnutzung des Nordostwindes zur Raumkühlung während der Nacht. Dieser Wind weht praktisch den ganzen Sommer hindurch und kann deshalb zur natürlichen Kühlung der Gebäude genutzt werden.

Die bauliche Vorkehrung, welche den Wind zur nächtlichen Kühlung ausnutzt heisst badghir-sirdab und war eine billige und ökologische Art um in den Häusern ein erträgliches Klima zu schaffen, ein nicht ganz leichtes Unterfangen in einer Gegend in der die Temperaturen im Sommer über 50°C steigen können.

Der badghir (engl. wind-catcher) ist ein turmartiges Bauelement, das den kühlen Nachtwind einfängt und ihn in eine unterirdische Kammer leitet von der aus die kühle Luft in die Wohnräume gelangt. Es gibt auch noch ein anderes System, das den Wind nicht in eine unterirdische Kammer presst, sondern die warme Luft aus den Wohnräumen herauszieht, so dass die kühle Luft aus dem Untergeschoss nachströmen kann. Auf diese Art der nächtlichen Kühlung werden wir im nächsten Abschnitt noch ausführlicher eingehen.

Die untenstehende Abbildung zeigt die erstaunlichen Temperaturunterschiede (von 30°C bis 50°C), die sich in einem traditionellen irakischen Haus mit dem einfachen Mittel der Nachtlüftung erzielen lassen. Ein Temperaturunterschied von als 20°C wird im heissen Klima des Irak als angenehm empfunden. Ein grösserer Unterschied gilt als der Gesundheit abträglich. In einem traditionellen Haus hält man sich  am Tag in anderen Räumen auf als in der Nacht, sowohl im Sommer als auch im Winter. Im Winter benutzt man hauptsächlich geschlossene Räume, im Sommer die schattigen, nach Norden zu geöffneten, das Untergeschoss und das Dach, auf dem man schläft und die kühle Nachtluft geniesst.

Temperaturdifferenzen zwischen einzelnen Geschossen eines traditionellen irakischen Hauses.

Im Irak regnet es selten, wenn es jedoch einmal regnet, meistens sehr heftig und wolkenbruchartig, weswegen man entsprechende bauliche Vorkehrungen treffen muss. Die wichtigste ist, das Wasser von den aus Lehmziegeln gebauten Häusern so abzuleiten, damit sich in den bodennahen Mauern keine dauerfeuchten Stellen bilden können.

In den öffentlichen Räumen, zum Beispiel auf den Märkten (suq), versucht man so weit wie möglich die direkte Sonne durch Segel und Tücher auszuschliessen.

Anmerkungen

(1) Warren, John & Ihsan Fethi: Traditional Houses in Baghdad, Coach Publishing House L., Horsham, England. 1982

 

venerdì 30 agosto 2013

Warmtrockenes Klima - Mesopotamien



Die alten Griechen nannten dieses Land “Mesopotamien” (Zweistromland), weil es von den zwei Strömen Euphrat und Tigris durchflossen wird. Mesopotamien erstreckt sich vom Taurus-Gebirge im Norden, wo die zwei Ströme ihre Quellen haben, bis zum Persischen Golf im Süden. Im Osten  wird das Land vom Zagros-Gebirge begrenzt, welches es vom Iran trennt, und im Westen von der syrisch-arabischen Wüste. Der grösste Teil des alten Mesopotamiens gehört heute zum Irak und ist Teil des sogenannten „fruchtbaren Halbmonds“, (Fertile Crescent)der sich bogenförmig zwischen Palästina und dem Persischen Golf erstreckt.



 
Der “Fruchtbare Halbmond”
 
Das Klima Mesopotamiens ist vorwiegend warm und trocken; die Winter sind mild und die Sommer sehr heiss; selten ist der Himmel von Wolken bedeckt. Im ganzen Land, mit Ausnahme der gebirgigen Teile im Norden, regnet es im Sommer fast nie und die Temperaturen liegen meistens etwa bei 34-35°C, wenn aber Hochdruck herrscht, können die Temperaturen auch 47°C und mehr erreichen. Im Süden variieren die Temperaturen zwischen 50°C im Sommer und 0°C im Januar. Etwas feuchter ist der Shatt el-Arab, die Gegend, die an den Persischen Golf grenzt.
Landwirtschaft ist nur mithilfe künstlicher Bewässerung möglich, ohne welche, die Vegetation, die kurz nach den winterlichen Regenfällen zu spriessen begonnen hat, verdorren würde. Sie ist immer im Kampf mit den Sand- und Staubstürmen, die aus der nahen Wüste hervorbrechen. Wenn dagegen die lehmhaltige Erde gut bewässert ist, wird sie fruchtbar und man kann Gerste, Weizen und Hirse anbauen, die schon im Mai reifen. Angebaut werden auch der ölhaltige Sesam, verschiedene Gemüsearten, Reben und Dattelpalmen. Was völlig fehlt sind Wälder.
Der deutsche Orientalist Hartmut Schmökel (1) beschreibt die Region Mesopotamien mit folgenden Worten:  
 
“Leuchtend blauer Himmel und bis an den Horizont eine gelb-braune Wüste, die sich nur im Frühling auf kurze Zeit mit Grün und bunten Blumen bedeckt; selten einige Palmen oder ein schwarzes Beduinenzelt; rieselnder Sand, Trockenbäche, die trägfliessenden Flüsse, Sümpfe mit Scharen von Störchen und Pelikanen, Staubsturm, sengende Hitze, Wassermangel, Fieber – und im Winter eisige Nordwinde und kalte Nächte, jähe Überschwemmung und Springflut: Das ist in weiten Strecken der Iraq Arabi, der südliche Teil des Zweistromlandes heute”.

Und genau in diesem Land zwischen den beiden Strömen entsteht eine Reihe der ersten Hochkulturen der Menschheit, zuerst die Kultur der Sumer, dann die der Assyrer und später die der Babylonier. Die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung dieser Region ist eng an das Vorhandensein der beiden Flüsse Euphrat und Tigris gebunden. In Frühling, wenn der Schnee in den nördlichen Bergen zu schmelzen anfing, überschwemmten die Wasser der beiden Flüsse weite Teile des Landes und machten sie fruchtbar.

Es galt jedoch auch die wilden Wasser zu bändigen. Staudämme wurden gebaut und Kanäle angelegt. Das erlaubte eine geordnete Landwirtschaft und auch ein geordnetes Verkehrswesen, denn die Kanäle waren nicht nur für die Bewässerung des Landes wichtig, sondern sie waren auch Wasserstrassen und bildeten ein enges Kommunikationsnetz. Nicht selten waren sie auch die Grenze zwischen den einzelnen Städten. Das nicht künstlich bewässerte Land diente ausschliesslich als Weideland. 

Zwischen 6000 und 4000 v.u.Z. begannen ein paar Völker sich im südlichen Teil des Zweistromlandes niederzulassen, unweit des Persischen Golfes wo später die Stadt Babylon entstehen sollte. Diese frühe Kultur wird heute Obeid-Kultur genannt. Namensgeber ist der Ort Tell-el-Obeid, wo bei archäologischen Ausgrabungen die für diese Kultur typische Keramik zuerst gefunden wurde. Eine Besonderheit dieser Keramik ist, dass sie mithilfe einer primitiven Töpferscheibe hergestellt wurde.

Im Laufe des 4. Jahrtausends v.u.Z. wanderten die Sumerer in das Land ein, ein Volk immer noch ungewisser Herkunft, das den Grundstein der ersten Hochkultur in dieser Region legte. Dieses Volk sprach keine semitische Sprache wie die Assyrer und Babylonier und war auch nicht mit den benachbarten Elamitern verwandt. Die Sumerer nannten ihr Land ken-gir, was so viel wie  “Land der zivilisierten Menschen”  bedeutet und ihre Sprache nannten sie eme-gir. “Šumeru” ist hingegen ein akkadisches, also semitisches Wort. Die Sumerer bezeichneten sich selbst als sag-gi-ga, “Schwarzköpfe”.
Die Sumerer gründeten die ersten Städte des Zweistromlandes und entwickelten aus einer Bilderschrift die Keilschrift. Tausend Jahre später war das Land dicht mit Städten und Dörfern angefüllt, die längs der Flüsse und Kanäle entstanden waren.

Zwischen 3200 und 2900 v.u.Z. machte das demographische Wachstum den Bau weiterer Bewässerungsanlagen notwendig. Nach 2900 v.u.Z. entsteht eine Reihe neuer Stadtstaaten, darunter Eridu, Kish, Larsa, Lagash, Nippur und Ur, die um 2800 v.u.Z. zusammen das Reich Sumer bilden. Die Zeit, die altdynastisch genannt wird, endet um 2200 v.u.Z. und es beginnt mit Sargon von Akkad (ca. 2235-2094 v.u.Z.) eine neue Ära. Sargon gründete das erste Grossreich des Nahen Ostens indem er viele kleine Stadtstaaten unter seine Herrschaft brachte.

Das altmesopotamische Haus

Im Laufe des 4. Jahrtausends v.u.Z. bildet sich das typische Haus des alten Orients heraus, eine Form, die sich substanziell bis vor fünfzig Jahren im arabischen Haus erhalten hat, aber nun wegen des Aufkommens von Klimaanlagen am Verschwinden ist. Dieses Haus ist zweigeschossig, besitzt einen schattigen Innenhof und hat ein flaches Dach.


 
Grundriss und Schnitt eines typischen Hauses in Ur
 
Im Schwemmland Mesopotamiens sind Steine rar und die wenigen, die man findet kann, sind von minderwertiger Qualität. Deshalb ist das am verbreiteteste Baumaterial die tonige Erde des Landes. Diese Erde ist überall reichlich vorhanden und leicht zu verarbeiten. Man kann sie anfeuchten, in Formen pressen und dann an der Sonne trocknen. Alle Gebäude des Zweistromlandes waren früher aus diesem Material gebaut, die Wände aus luftgetrockneten Lehmziegeln und die Fussboden und Estriche bestanden aus gestampfter Erde. Die Decken und das Dach bestanden aus Palmholz-Balken und Schilfmatten auf denen ein Lehmestrich aufgebracht wurde.

Im alten Mesopotamien gab es an der Erdoberfläche auch Naturasphaltvorkommen. Mit dem Asphalt konnte man die untersten Ziegelschichten gegen die aus der Erde aufsteigenden Feuchtigkeit abdichten. Auf diese Weise blieben die oberen Mauerschichten trocken. 

Das typische Haus hatte ein oder zwei Geschosse und einen quadratischen oder rechtwinkligen Innenhof um den sich die einzelnen Räume verteilten. Diese waren wegen des Mangels an längeren Balken verhältnismässig schmal. Gegen aussen war das Haus fast völlig geschlossen. Den Eingang von der schmalen und kurvenreichen aber schattigen Strasse bildete eine schmale und niedrige Tür.

Durch diese Tür gelangte man in einen Vorraum in welchen sich in Krug mit Wasser und ein Wasserablauf befand, wo man sich die Hände und Füsse waschen konnte bevor man die eigentliche Wohnung betrat. Durch ein winziges Fensterchen neben der Tür erlaubte es zu sehen, wer einzutreten begehrte. Vom Vorraum gelangte man in den schattigen Innenhof durch eine Tür, die nicht in der Achse mit dem Eingang lag, damit niemand von der Strasse aus den Privatteil einsehen konnte und um Staub und Wind fernzuhalten.

Im Hof befand sich normalerweise die Feuerstelle, eine Bank und ein Brunnen; ausserdem waren dort die Handmühlen und Reibsteine und ein Ausguss. Am Hof lagen eine Werkstatt und ein Bad mit Wanne sowie die Zimmer des Dienstpersonals. Eine steile Treppe führte in den ersten Stock oder direkt aufs Dach, wo man im Sommer schlief und die kühle Nachtluft genoss. Die einzelnen Zimmer im Obergeschoss waren von einer schmalen Galerie aus zugänglich.

Die Zahl der Zimmer eines Hauses variierte den Bedürfnissen der Familie und deren wirtschaftlichen Möglichkeiten entsprechend. Ein Haus konnte zwischen sechs und zehn Zimmern haben, aber es gab auch grössere Häuser. Einige Hauser hatten sogar besondere Gästezimmer mit einem kleinen separatem Badezimmer.
Das Haus war folglich konzipiert als ein Schutz vor Wind, Sand und Sonne, eine Art Festung, welche der Familie vor dem Rest der Welt Schutz bot. In sehr warmen und sonnenreichen Gegenden ist die Sonne, die über den Innenhof ins Haus dringt, vornehmlich eine Lichtquelle, welche die meist dunklen Räume etwas belichtet.

In den einfacheren Häusern bildete ein grösserer Raum auf der Südseite des Hauses das „Wohnzimmer“ der Familie. Dieser Raum öffnete sich nach Norden, so dass kein direktes Sonnenlicht in ihn eindringen konnte. Die Häuser waren verputzt und aussen weiss getüncht. Die Wände der Zimmer waren oft bis auf halbe Höhe bemalt, abwechselnd mit roten, schwarzen und weissen Streifen. Die Zimmer in den Häusern der Wohlhabenden waren oft mit dekorativen Malereien verziert oder teilweise mit glasierten Tonplatten verkleidet. Auch die Türpfosten waren normalerweise bemalt und zwar mit Eisenoxid, denn man glaubte dass Rot die bösen Geister verscheuchen würde.

Das Haus gehörte auch den Toten der Familie, die man normalerweise unter dem Fussboden des Hauses beerdigte, in der Nähe eines kleinen Haualtars. Die Fussböden waren in der Regel aus gestampfter Erde oder aus zerkleinertem Ziegelmaterial.

Die grossen Unterschiede im Mauerwerk lassen darauf schliessen, dass die Häuser meist von den Eigentümern selbst gebaut worden sind (2). Dass es jedoch auch Baumeister und Bauunternehmer gab, bezeugen babylonische Gesetze, die denjenigen Baumeistern strenge Strafe androhten, die für Einstürze verantwortlich waren bei denen Menschen zu Schaden erlitten oder gestorben waren. Diese Baumeister hafteten mit ihrem Vermögen und unter Umständen sogar mit ihrem Leben. Die Mauern vieler Häuser, die die Zeiten überdauert haben, zeigen, dass ihre Erbauer eine Menge getan haben, um Einstürze weitgehend zu vermeiden.

Das Haus, das wir eben beschrieben haben, stellt einen enormen Fortschritt gegenüber den Hütten auch lehmbeworfenen Schilfmatten dar, die vorher die übliche Unterkunft der Menschen waren und von denen das Gilgamesch-Epos erzählt, und wie man sie heute noch bei den Fischern des Shatt-al-Arab findet.

 

Ur - Westliches Stadtviertel
Auf die klimatischen Vorteile dieses Haustyps werden wir später noch eingehen, wenn wir das traditionelle, arabische Haus beschreiben, das direkt von dem altmesopotamischen Haus abstammt und das wegen seiner klimatischen Vorteile im gesamten Mittleren Osten, in Persien und auch in Afrika Verbreitung gefunden hat.

Die Paläste

Die Paläste der Herrscher waren ausgedehnte, besonders solid gebaute, meist grosszügig ausgeschmückte Komplexe . Die ältesten Beispiel kennen wir aus dem Tal des Diyala-Flusses, der aus dem Iran kommt und sich nicht weit von Bagdad entfernt mit dem Tigris vereint.

Diese aus dem 3. Jahrtausends v.u.Z. stammende Paläste dienten den Herrschen  nicht nur als Wohnsitz, sondern hatten zugleich noch viele andere Funktionen. In ihnen gab es Speicher für die eingebrachten Ernten, Höfe, in denen öffentliche Zeremonien stattfanden, Tempel und . Ein Beispiel dafür ist der Palast “giparu” (sumerisch Gig-Par-Ku) in Ur, in dem auch die Priesterinnen des Mondtempels wohnten und der verschiedene Höfe, Heiligtümer, Begräbnisse gestorbener  Priesterinnen, Bankettsäle usw. enthielt. Ein ähnlicher Komplex, der aus der älteren babylonischen Zeit stammt, ist in Mari, Syrien, ausgegraben worden.

Die eisenzeitlichen, assyrischen Paläste, im Besonderen diejenigen von Kalhu/Nimrod, Dur Sharrukin-Khorsabad und Ninuwa-Ninive, haben Berühmtheit erlangt durch ihre dekorativen, in die Steinwänden eingelassenen Halbreliefs. Diese Darstellungen erzählen von feierlichen Kulthandlungen, militärischen Siegen der Könige und von den Steuerzahlungen der unterworfenen Völker und Herrscher. Die Tore und Zugangsstrassen waren mit Darstellungen mythologischer Szenen geschmückt. Die Säle dieser enormen Paläste gruppierten sich um grössere und kleinere Innenhöfe. Der Thronsaal, in dem die Beratungen und die Staatsakte stattfanden, öffnete sich auf einen weiten Ehrenhof.

Die grosse Menge von Elfenbeinsplittern, die von der zerstörten Ausstattung des Palastes stammen und die bei den archäologischen Ausgrabungen ans Licht gekommen sind, bezeugen die engen Handelsbeziehungen dieser Herrscher mit Nordsyrien, das damals zum hethitischen Grossreich gehörte. Zeugen dieser Beziehungen sind auch die Bronzeverzierungen mit denen die Holztüren des Palastes geschmückt waren.


Anmerkungen
(1) Schmökel, Hartmut: Das Land Sumer, IV edizione, Stuttgart 1974














 
 
 
 
 

 

 

Warmes und trockenes Klima


Drei der Hochkulturen des Altertums sind einem allgemein trockenen und warmen Klima entstanden und haben sich dort entwickelt, allerdings war das Klima durch wasserreiche Ströme und ihre Nebenflüsse gemildert. Zu diesen Strömen gehören der Tigris und der Euphrat in Mesopotamien, der Nil in Ägypten und der Indus im heutigen Pakistan. Inmitten von trockner Wüsten bildeten die Flusstäler fruchtbare Oasen. Die Flüsse waren fischreich, die Flussränder boten fruchtbares Land und waren mit reicher Vegetation bestanden in der zahlreiches jagdbares Wild hauste.

 In diesen von der Sonne gebleichten Gegenden sucht der Mensch Schatten und nicht die Sonne, um sich zu ernähren muss er jedoch im Freien arbeiten, das Land bestellen, das Vieh hüten, Fische fangen und jagen. Und das alles heisst sich der Sonne aussetzen. Und der einzige Schutz gegen di brennende Sonne ist die Kleidung. Die Häuser dienen zum Schlafen und in ihrem Schatten sucht man Schutz vor der mittäglichen Sonne. Die ältesten Häuser, von denen wie Kenntnis haben, sind nur wenige ärmliche Reste geblieben. Es sind Hütten, gebaut aus Schilf und Rohr, Pflanzen, die am Ufer der Flusse reichlich wachsen. Beispiele solcher Hütten kann man noch heute bei den Fischern des  Shatt-el Arab sehen.

In den Dörfern und Städten sind die Häuser solider gebaut als di Hütten der Landbevölkerung. Die Hauser in der Stadt hatten Mauern aus luftgetrockneten Lehmziegeln, wie sie bis vor wenigen Jahrzehnten noch im Gebrauch waren. Heute gelten Lehmziegel als veraltet und die neuen Häuser sind aus Beton und Hohlziegeln gebaut, weil das als modern gilt.

Beginnen wir nun unsere Reise durch die Geschichte der klimagerechten Architektur, wie sich im warmen und trockenen Klima Mesopotamiens entwickelt hat.

lunedì 26 agosto 2013

Frühe feste Siedlungen - Die Pueblo der Mesa Verde


Etwa auf der gleichen geographischen Höhe wie Çatal Hüyük (L 38° N), jedoch auf einem anderen Kontinent und achttausend Jahre später, entwickeln sich im südwestlichen Teil des Bundesstaates Colorado, neue Siedlungen in der Mesa Verde. Mesa Verde ist ein amerikanischer Nationalpark, der sich von 1060 Meter über dem Meer bis auf eine Höhe von 2500 Meter erhebt. Das Klima dort hat alpinen Charakter. „Mesa“ ist ein spanisches Wort und bedeutet „Tafel“ (mensa), weil das Gebirge die Form eines Tafelberges (table mountain), d.h. eines Hochplateaus hat.

Mesa Verde erhebt sich 600 Meter über die Hochebene des südwestlichen Colorados. Seine Wände sind glatt, ziemlich steil und zerklüftet. Trotzdem sind sie von einer dichten Vegetation bedeckt. Die Winter sind ausserordentlich mild, aber bis Anfang Mai und schon vor dem Oktober kann es zu vereinzeltem Schneefall kommen. Zwischen Juni und September sind die Temperaturen sehr hoch; im Juli und im August kommt es häufig zu schweren, abendlichen Gewittern.

Die Mesa Verde war schon im 6. Jahrhundert besiedelt, und zwar von Gruppen die dem Volk der Anasazi angehörten und in Erdhäusern (pit houses) wohnten. Sie werden der Korbmacherkultur (“basketmaker”) zugerechnet. Aus diesen ursprünglich nomadisierenden Sammlern und Jägern entstand im 8. Jahrhundert eine Gesellschaft von sesshaften Ackerbauern, die, um ihre Feldern zu bewässern, auf denen sie Mais, Bohnen und Peperoni zogen, sich auch als Erbauer von komplexen Kanalsystemen hervortat.

 
Cliff Palace - Mesa Verde (Colorado). Die Anlage wurde 1892 von Richard Wetherhill entdeckt.
Die Häuser waren normalerweise zugänglich nur über eine Öffnung im Dach.

Vor etwa 800 Jahren begann dieses Volk, zu dem die Hopi, Acoma, Tano und Zuñi gehören, Siedlungen mit Häusern aus Stein und Lehm zu bauen. Diese Siedlungen sind heute unter dem Namen „Pueblos“ bekannt. Pueblo ist ein spanischen Wort und bedeutet unter anderem auch „Dorf“. Viele dieser Pueblos befinden sich an den Felshängen der Mesa und werden deshalb auf Englisch „Cliff dwellings“, Felswohnungen bezeichnet.

Nachdem sie die Landwirtschaft angenommen hatten und sesshaft geworden waren, entwickelten diese Völker auch ihre handwerklichen Kunstfertigkeiten. Aus Korbmachern wurden talentierte Töpfer. Und auch ihre Bautechniken entwickelten sie weiter. Die Gebäude, die vorher nur Wände aus mit Lehm beworfenen Korbgeflecht hatten, bekamen nun senkrechte Mauern, und zu den Lehmmauern kamen Steinmauern hinzu.

Wahrscheinlich war es das demographische Wachstum, welches zu einer Erweiterung und Verbesserung der baulichen Strukturen und zur Anlage grösserer Siedlungen führte. Ein Pueblo kann bis zu fünf Stockwerken haben und mehr als hundert Räume umfassen. Ein Beispiel dafür ist der Pueblo Bonito im Canyon Chaco der 800 Räume und mehr als 30 Versammlungsstätten (kiva) aufweist. Die einzelnen Stockwerke waren nur über Leitern von aussen zugänglich.
 
Das bekannteste Cliff Dwelling ist wohl der sogenannte Cliff Palace, der unter einem riesigen, sich nach Westen öffnenden Felsüberhang der Mesa Verde errichtet wurde. Er ist der Eindrücklichste der 800 Pueblos von Mesa Verde, wurde aber erst 1892 von Richard Wetherhill entdeckt. Die Anlage besteht aus mehr als 200 Räumen und 23 Kivas, runden, halb in den Boden versenkten Räumen, in denen Versammlungen abgehalten wurden und religiöse Zeremonien stattfanden. Ein grosser Kiva befindet sich im Zentrum der Anlage von wo aus öffnungslose Mauern abgehen. Die Wände dieses Kiva waren verputzt und auf jeder Seite mit einer anderen Farbe bemalt. Die Archäologen vermuten deshalb, das in diesem Pueblo zwei verschiedene Gemeinschaften lebten.
 
 
 
Den dendrochronologischen Daten zufolge wurde der Cliff Palace ununterbrochen zwischen etwa 1190 und 1260 bewohnt und wurde gegen das Jahr 1300 verlassen, möglicherweise wegen akuten Wassermangels oder wiederholten Klimaschwankungen.
Die Häuser hatten keine Türen, sondern man gelangte in sie wie in Çatal Höyük über eine Öffnung im Dach. Der Bau der Anlage an einer so schwierig zu erreichenden Stelle lässt daran denken, dass es den Bewohnern hauptsächlich um Sicherheit ging. Nicht nur der Pueblo als solcher, sondern auch jedes einzelne Haus gleicht einer kleinen Festung. In den noch heute bewohnten Pueblos hat sich viel von der ursprünglichen Bauweise erhalten, aber sie sind keine uneinnehmbare Festungen mehr wie die alten.
 
 
Pueblo Hopi in Arizona (Um 1879)
 
 

Die ersten festen Siedlungen - Çatal Hüyük


Die ersten festen menschlichen Siedlungen von denen wir Kenntnis haben, entstanden vor etwa 12.000 Jahren in Anatolien. Sie entstanden als die Völker dieser Region begannen essbare Pflanzen anzubauen und Klein- und Grossvieh zu züchten. Landwirtschaft und Viehzucht begannen zu jener Zeit schrittweise die nomadisierende Jagd und das Sammeln von Wildpflanzen und -früchten zu ersetzen. Jagd und Sammeltätigkeit blieben jedoch auch weiterhin ein wichtige Quelle des Nahrungserwerbs. Die neu erworbene Sesshaftigkeit führte zum Bau von ständigen Wohnungen und dauerhaften Siedlungen. Schon vorher hatten anatolische Völker Steinbauten errichtet, in der Regel Heiligtümer wie sie in Göbekli Tepe e a Nevalı Çori zum Vorschein gekommen sind und die auf das 11. Jahrtausend u.Z. datiert werden.

Das Klima Anatoliens ist kontinental. Die Sommer sind heiss und trocken, die Winter streng und schneereich. Im Ostteil des Landes können die Temperaturen im Winter bis auf unter -30°C absinken.

Çatal Hüyük 

Eine der ältesten festen Siedlungen im südöstlichen Teil Anatoliens ist Çatal Hüyük. Der Ort liegt auf einer weiten Schwemmebene des Çarşamba-Flusses. Wasser gab es also genügend, ein wichtiger Faktor auf der damals relativ trockenen Konya-Hochebene. Aus diesem Grund bot die Gegend ein breites Spektrum von essbaren Pflanzen und jagdbaren Tieren, was auch wahrscheinlich der Grund für die Anlage einer Siedlung von bisher unbekannter Grösse war.

Häusergruppe von Çatal Hüyük

Çatal Hüyük wurde in den 50er Jahren vom britischen Archäologen James Mellaart (1) entdeckt, der zwischen 1961 und 1965 verschiedene Ausgrabungen unternahm und die Reste von mehr als 160 Häusern freilegte. 1993 wurden die Ausgrabungen im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes unter der Leitung von Ian Hodder von der Universität von Cambridge und der Stanford University (2) wieder aufgenommen. Weitere Ausgrabungen erfolgten durch die Archäologen der Universität von Posen (Polen).

Zur Zeit Mellaarts dachte man, man hätte mit Çatal Hüyük die älteste feste Ansiedlung der Welt entdeckt. In der Zwischenzeit sind jedoch die Reste weiterer neolithischer Siedlungen hinzugekommen die noch älter als Çatal Hüyük sind. Çatal Hüyük ist jedoch die bekannteste Siedlung und zwar wegen der in dort gefundenen Wandbemalungen und Relieffiguren, von denen mehrere Tiere und Frauenkörper darstellen.
 
Rekonstruktion des Inneren eines Hauses von Çatal Hüyük
 
Die Geschichte von Çatal Hüyük (çatal = Gabel; hüyük = Hügel) beginnt als die Keramik noch nicht erfunden war. Den Kohlenstoff-14-Untersuchungen nach war Çatal Hüyük zwischen etwa 7400 und 6200 u.Z. bewohnt, in einer Periode, die vom Neolithikum bis in die Kupferzeit (Chalkolithikum) reicht.

Der Ort lag auf zwei Hügeln und wurde von einem dichten Gewirr von Häusern gebildet. Die Häuser haben rechteckigen Grundriss und Lehmmauern, teils aus Stampflehm, teils aus Lehmziegeln. Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Häusern und Räumen erlaubten eine ausreichende Belichtung und Belüftung. Zu den einzelnen Häusern führten keine Wege; in die Wohnungen gelangte man über die Dächer.
 
Die Häuser von Çatal Hüyük hatten Flachdächer, die mit einer Einstiegsluke versehen waren durch die man über eine Leiter ins Innere gelangte. Die Leiter befand sich häufig an der Südwand des Hauses, wo sich auch die Feuerstelle befand, so dass der Rauch durch die Einstiegsluke abziehen konnte. Die zahlreichen Schichten des Wandanstrichs lassen daran denken, dass die Wände ständig vom Rauch geschwärzt wurden und deshalb oft einen neuen sauberen Anstrich brauchten.
Die Rekonstruktion eines Hauses hat gezeigt, dass das Licht, welches durch die Einstiegsluke ins Innere fiel, ausreichte um den Raum am  Tage zu belichten, vor allem wenn die Wände frisch getüncht waren. Diese Wände waren teilweise auch kunstreich bemalt mit Figuren aller Art. Eine dieser Malereien ist von Mellaart als „Stadtplan“ interpretiert worden. Es gibt jedoch auch andere Interpretationen.
 
Der “Dorfplan” von Çatal Hüyük
 
 
Der Boden der Häuser lag auf verschiedenen Ebenen. Einige erhöhte Teile davon waren mit Schilfmatten belegt und dienten zum Schlafen. An der Nordseite der Häuser befand sich häufig ein kleiner Raum zum Aufbewahren von Vorräten. Die Häuser dienten wohl hauptsächlich zum Schlafen, denn das Leben der Menschen spielte sich weitgehend im Freien und auf den Dächern ab.
In Mittelanatolien wurden noch weitere neolithische Siedlungen dieses Typs gefunden, darunter Aşıklı und Can Hasan. Die Forschungen haben gezeigt, dass es in den einzelnen Hausgruppen doch Freiflächen gab. Man schätzt, dass Çatal Hüyük nicht mehr als 2500 Einwohner hatte. Frühere Schätzungen waren bis zu 10.000 Einwohnern gegangen. Die Enge der Hausgruppen und Abfall auf den Freiflächen dürften mit Sicherheit ernste Hygieneprobleme hervorgerufen haben.
Dank seines Alters, seiner Grösse, seiner Architektur und seiner Wandmalereien ist Çatal Hüyük  in der ganzen Welt bekannt geworden und wird gern als ein Meilenstein der prähistorischen Archäologie bezeichnet. Es als „erste Stadt der Menschheit“ zu bezeichnen, wie es oft geschieht, ist jedoch stark übertrieben. Çatal Hüyük ist eine dörfliche Siedlung, die über viele Jahrhunderte bewohnt war.
Zweifellos war das Ziel seiner Erbauer und Bewohner nicht möglichst viel Sonne und Licht in die Wohnungen zu bringen. Warum auch? Das Leben spielte sich hauptsächlich im Freien ab. Möglicherweise war es das Sicherheitsbedürfnis, welches zu der geschlossenen Bauform der Siedlung geführt hat, die wir heute dank der Ausgrabungen kennen. Man kann auch Fragen, welche Rolle das Klima bei der Entwicklung dieser Bauform gespielt hat. Die Wahl von Flachdächern mit einem Belag aus Lehmestrich weist auf eine geringe Niederschlagsmenge hin.
Anmerkungen
 
(1) Mellaart, James: Catal Huyuk: A Neolithic Town in Anatolia. McGraw-Hill, (1967).
(2) On the Surface: Çatalhöyük 1993–95, edited by Ian Hodder. Cambridge: McDonald Institute for Archaeological Research and British Institute of Archaeology at Ankara, 1996
 
 
 
 
 
 

domenica 25 agosto 2013

Nomadenbehausungen


Beginnen wie unsere Geschichte des klimagerechten Bauens mit den Behausungen, die bei Nomadischen Völkern Tradition haben oder hatten, denn es gibt immer weniger Nomaden. Nomade war der Mensch bevor er in der Jungsteinzeit (Neolithikum) sesshaft wurde. Er war Jäger und Sammler. Er ernährte sich von essbaren Früchten und Gräsern sowie vom Fleisch erlegter Tiere. Er folgten den jahreszeitlichen Wanderungen der Beutetiere, aß frisches oder getrocknetes Fleisch sowie frische oder getrocknete Früchte. Je nach Jahreszeit verlegte er seine Wohnsitze. Seine Werkzeuge und Waffen waren aus Holz, Knochen und Stein. Die Töpferei war noch unbekannt. Die Gefäße waren Körbe, Lederbeutel und Kalebassen. Diese Menschen lebten als Nomaden; sie kannten keine dauerhaften Siedlungen und Wohnstätten.

Nomadenvölker gibt es auch heute noch. Normalerweise handelt es um Viehzüchter und Hirten, die mit ihren Tieren von Weidegrund zu Weidegrund ziehen. Viele dieser Menschen leben, oder lebten bis vor Kurzem, in provisorischen oder transportierbaren Behausungen. Aus der Sicht des klimagerechten Bauens höchst interessant sind zum Beispiel die traditionellen Behausungen der nordamerikanischen Indianer und der viehzüchtenden Mongolen.

Der Tipi der nordamerikanischen Indianer

Einige Völker Nordamerikas lebten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein als Nomaden oder Halbnomaden, zum Beispiel die Indianer der großen Ebenen. Die Sioux, die Cheyenne, die Arapaho, die Shoshonen und ihre Verwandten die Comanches. Diese Stämme und Völker jagten hauptsächlich die zahlreichen und in großen Herden lebenden Bisons und folgten ihnen bei deren Wanderungen. Diese Leute wohnten in transportierbaren Zelten, den sogenannten Tipis (oder Teepees), wie sie in vielen Wildwestfilmen zu sehen sind. Das Wort „Tipi“ bedeutet nichts anderes als „Behausung“.
 
 
Der Tipi ist ein konisches Zelt und besteht aus einem Skelett aus dünnen und biegsamen Holzstäben welches mit einer halbrunden Plane bedeckt ist. Vormals war diese Plane eine Bisonhaut oder ein Geflecht aus Birkenrinde, heute, wo es keine riesigen Bisonherden mehr gibt und die Indianer in Reservaten leben, sind die Zeltplanen aus wasserdichten Stoffen gemacht. Ein Tipi hat einen kreisförmigen Grundriss dessen Durchmesser zwischen drei und sechs Meter variieren kann. In der Mitte des Zeltes befindet sich die Feuerstelle, die restliche Fussbodenfläche ist mit Matten oder Fellen bedeckt.


Der Medizinmann Little Big Mouth vor seinem Teepee in Oklahoma


Über dem Eingang des Tipi befindet sich eine Öffnung, die mit zwei an Stäben befestigten Stoffstücken verschlossen werden kann. Mit ihnen lässt sich die Lüftung des Zeltes und der Rauchaustritt je nach Windrichtung regulieren. Da die Plane, die das Zelt bedeckt, nicht ganz bis zum Boden reicht, sondern etwa zehn Zentimeter darüber endet, entsteht ein vertikaler Luftzug, wie in einem Kamin, der den Rauch nach oben steigen lässt wo er an der Zeltspitze austritt. Die Zeltplane wird unten von in die Erde getriebenen Holzpflöcken so fest gehalten, dass sie auch bei starken Wind nicht davon fliegt.
 

Teepee der Shoshonen (Ende des 19. Jahrhunderts)


Im Inneren des Zeltes befindet sich eine weitere Plane, die vom Boden bis in etwa 150 Zentimeter Höhe reicht. Dieses Tuch ist an den Stäben des Zeltskeletts befestigt und schliesst die Öffnung zwischen der Zeltabdeckung und dem Boden. Das Tuch ist also ein Windschutz, der das Zeltinnere warm hält, das Feuer in der Mitte des Zeltes ruhiger brennen lässt und verhindert, dass die Asche aufgewirbelt wird. Ausserdem verhindert das Tuch, dass sich die Schatten der Personen im Zeltinnern auf der Zeltplane projizieren.

Selbst in sehr kalten Wintern bietet ein Tipi eine temperierte und komfortable Unterkunft , schützt gegen Regen, Schnee und Sturm; im Sommer hingegen bietet er dank seiner regulierbaren Lüftung erfrischende Kühle. Der Tipi ist zerlegbar, transportabel und rasch aufzubauen: eine optimale Wohnstätte für Nomaden. 

Früher lebte in einem Tipi eine ganze Familie aus sechs oder sieben Personen. Heute werden diese Zelte hauptsächlich bei besonderen Anlässen benutzt, zum Beispiel bei Stammesberatungen, den sogenannten powwow, und bei Festen zur Unterbringung von Gästen.

Ausser dem Tipi gab es bei den nordamerikanischen Indianern noch andere Arten von Behausungen, darunter den Wigwam”, eine kleine aus gebogenen Zweigen und mit Blättern bedeckte Hütte, die vor allem von den Indianern der waldreichen Gebiete während der Jagd benutzt wurde. Der Wigwam ist also keine dauerhafte Behausung, sondern ein stets ad hoc und für temporären Aufenthalt gedachter Schutz, obwohl das Wort „Wigwam“ in der Agolkin-Sprache auch eine dauerhafte Unterkunft bezeichnet.

Der Iglu der Inuit

Die Inuit sind das am nördlichsten lebende Volk Nordamerikas. Sie bewohnen hauptsächlich das nordöstliche Kanada sowie Grönland. Die Inuit sind das zahlenmässig grösste aller arktischen Völker. Häufig werden sie Eskimos genannt, aber dieser Name gefällt ihnen nicht. Sie sagen das Wort „Eskimo“ sei herabsetzend, denn sie führen es auf  ashkipok zurück, was in der Sprache der Anishishabe  Rohfleischesser“ bedeutet. Diese Etymologie gilt heute als veraltet und man führt das Wort „Eskimo“ auf das Wort aayaskimeew der Cree-Indianer zurück, das „Schneeschuhmacher“ bedeutet, also etwas wesentlich ehrenhafteres.
 

Grosser Igloo (Kinngait, Südküste der  Baffin Insel)


Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren di Inuit ein Jägervolk. Ihre bevorzugten Beutetiere waren Meeressäuger wie Seehunde und Walrosse, aber, je nach Jahreszeit, waren sie auch Fischer und Sammler. Dieses Leben machte sie zu Nomaden. Wenn es in der von ihnen bewohnten Gegend jagdbare Tiere gab, wohnten sie auch in festen Siedlungen. Die einzelnen Familiengruppen wohnten in Lagern – im Winter in qarmaq, die aus dem Material gebaut waren, das es am Ort gab: Steine, Erdschollen, Laub, Treibholz und an den Strand gespülte Walknochen.
 
 
Inneres eines Igloo

Die berühmten Iglus, Häuser aus Eis und Schnee waren immer nur provisorische Unterkünfte, die während den Jagdwanderungen ad hoc errichtet wurden um sich vor drohenden Schneestürmen zu schützen.  Im Sommer lebten die Jäger in aus Wahlknochen und Häuten errichteten Zelten.

Das Wort Iglu bedeutet einfach „Unterkunft“ und bezieht sich nicht nur auf das Schneehaus, sondern auch auf das Zelt und die Hütte. Schon seit über einem halben Jahrhundert wohnt kein Inuit mehr in einem Iglu. Heute wohnen die Inuit in normalen Häusern und Siedlungen und, während ihren Aufenthalten auf dem Land, in sogenannten „cabins“. Der Bau von Schneehäusern wird jedoch weiterhin gepflegt und er wird sogar in Kursen gelehrt, denn es hat sich ein arktischer Tourismus entwickelt und der Tourist kann während seinen Ferien sogar in einem Iglu schlafen.

In klimatischer Hinsicht, ist ein Iglu sogar für einen Arktisbewohner einigermassen komfortabel, denn Schnee ist infolge der eingeschlossenen Luft ein gut wärmedämmendes Material. Die Innentemperaturen sind um null Grad und am höchsten Punkt wo man schläft, liegen sie sogar etwas darüber.

Die Temperaturdifferenz zwischen drinnen und draussen kann sogar 50 Grad erreichen. Ein Beispiel: Aussentemperatur -46°C, Innentemperatur an der höchsten Stelle wo man schläft + 4°C. Höhere Temperaturen würden ein Schmelzen des Schnees bewirken und dadurch das Innere unbewohnbar machen.

Die Jurte der Mongolen

Eine andere Art transportabler Hütte findet man in der Mongolei, ein vorwiegend bergiges Land. Etwa ein Drittel des Landes ist von hohen Bergen dominiert. Im Süden und im Osten gibt es Hochebenen mit trockenen Steppen und die Wüste Gobi. Das Klima der Mongolei ist eines der extremsten. Im Laufe eine Jahres können die Temperaturen zwischen -25°C im Winter und +20°C im Sommer variieren. Der Temperaturunterschied ist dreimal grösser als in Westeuropa. Die Niederschläge variieren zwischen 400 mm im Norden des Landes und 100 mm im Süden, in der Wüste Gobi. 80 bis 90 Prozent der Niederschläge erfolgt zwischen Mai und September.


Zwei moderne Jurten  in der mongolischen Steppe (1994)


Wegen dieses unwirtlichen Klimas war bis vor einem halben Jahrhundert die Gegend ausschliesslich von nomadisierenden Viehzüchtern bewohnt, von denen die meisten Mongolen waren. Nach Grönland ist die Mongolei eines der Länder mit der geringsten Bevölkerungsdichte.

Die traditionelle Behausung der mongolischen Nomaden war und ist noch heute die Jurte, eine kreisrunde, leichte, transportable Konstruktion. Die Wände und das Dach einer Jurte bestehen aus einem leichten Holzgerüst, bei einigen Jurten gehört dazu auch ein oder zwei zentrale Mittelpfosten. Das Ganze ist eingedeckt mit Filzmatten und Teppichen. In die Aussenwand ist eine Holztür eingelassen. Die gesamte Konstruktion ist zerlegbar und kann in einer Stunde aufgebaut werden. Sie kann von zwei Kamelen oder auf einem modernen Pickup transportiert werden.
 
 
Traditionelle Jurten (19. Jahrhundert) 

Die Aussenhülle einer Jurte besteht aus verschiedenen Schichten. Ein Baumwolltuch bildet die innerste Schicht; dann folgt eine wärmedämmende Schicht aus Wollfilz, die in der Vergangenheit auch die äussere, wasserabstossende Schicht bildete. Heute liegt über dem Filz in der Regel eine wasserdichte Kunststoffplane. In der Mitte der Jurte, am höchsten Punkt befindet sich eine Öffnung durch die der Rauch der Feuerstelle abziehen kann.

Eine Jurte reflektiert die soziale und spirituelle Stellung seiner Bewohner. Jedes Familienmitglied hat seinen bestimmten Platz. Die innere Aufteilung einer Jurte ist äusserst rationell, anderenfalls wäre es nicht möglich unter solchen extremen Klimabedingungen im gleichen Raum zu kochen und zu schlafen.


Inneres einer modernen Jurte

Noch heute ist die Jurte eine nicht unbedeutende Wohnform in der Mongolei und zwar ist sie beliebt nicht nur bei den nomadischen Viehzüchtern, sondern auch bei einem Teil der städtischen Bevölkerung, der diese Hütten bevorzugt, weil sie im Winter mehr Wärme bieten als viele moderne Stadtwohnungen.