mercoledì 30 ottobre 2013

Wintergärten


Vor vielen Restaurants und Cafés sieht man überdeckte Terrassen, die im Winter und in der kühlen und regnerischen Jahreszeit auch seitlich geschlossen werden können.  Vom Herbst bis zum Frühjahr bieten sie der Kundschaft einen wind- und regengeschützten Platz, der sogar manchmal temperiert sein kann.

 
Südfassade eines Wohnhauses mit Blumenladen im Erdgeschoss und einem Wintergarten auf dem Dach, London 1875 (Fonte: Butti & Perlin)

In Mittel- und Nordeuropa haben verglaste Terrassen und Balkone, Wintergärten genannt, eine lange Tradition auch im Wohnungsbau. Wintergärten sind Orte, an denen Pflanzen überwintern können. Dort erhalten sie genügend Licht und werden von der Sonne erwärmt. Wintergärten erhalten jedoch Wärme hauptsächlich von den dahinterliegenden beheizten Wohnräumen. Dank dieser  Wärmeübertragung sinkt die Temperatur in einem Wintergarten nie unter null, natürlich nur sofern das Gebäude beheizt ist.  

Die meisten Wintergärten dienen jedoch nicht nur der Überwinterung von Pflanzen, sie sind keine reinen Gewächshäuser, sondern auch Räume, in denen man auch im Winterhalbjahr für einige Stunden regen-und windgeschützt  die Sonne geniessen kann.

Wintergärten sind eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Sie gibt es seitdem die Industrie vorgefertigte Metallelemente und grössere Glasscheiben zu erschwinglichen Preisen anbietet und. Ab dieser Zeit wird der Wintergarten ein Element jedes Hauses, das elegant und modern erscheinen will.

 
Wintergartenanbau (Quelle: Anonym, Small Conservatories, Scientific American Supplement, 1880)

Seit nun neuerdings viel vom Energiesparen die Rede ist, ist der Wintergarten wieder aktuell geworden. Er wird vielfach als ein Architekturelement propagiert, das hilft Energie zu sparen, als eine Art Sonnenkollektor oder einfach als eine Art Wärmepuffer, der die Temperaturunterschiede zwischen innen und aussen verringert. Viele Leute sind deshalb heute der Meinung, dass ein Wintergarten für ein energieeffizientes Haus unabdingbar sei, weil sich mittels eines Wintergartens mehr Sonnenenergie nutzen liesse.

Das wäre sehr schön, ist aber in der Regel nicht so. Die Wärme, die in den Stunden, in der die Sonne scheint, gewonnen wurde, geht in der Nacht wieder verloren, weil die Glashaut eines normalen Wintergartens sie nicht zurückhält, denn das übliche Glas eines Wintergartens ist kein Isolierglas. Die Temperaturen in einem Wintergarten sinken nur deshalb nicht auf das Niveau der Aussentemperatur, weil der Wintergarten in der kalten Jahreszeit (Heizperiode) ständig Wärmenachschub aus dem Inneren der Wohnung erhält, der er vorgelagert ist. Wie jedes Gewächshaus, ist auch ein Wintergarten im Winter auf Wärmezufuhr (Heizung) angewiesen. Hätte die Wohnung keinen Wintergarten, sondern an seiner Stelle ein Fenster mit Isolierverglasung, würde die Heizung der Wohnung weniger kosten.
 
Einen Wintergarten muss man deshalb eher als ein zusätzliches Zimmer für die Übergangszeit betrachten, in dem man die Sonne geniessen kann, wenn sie scheint. Im Winter muss man ihn heizen und im Sommer, wenn die Sonne scheint, wird es in ihm schnell zu heiss, weshalb ein Wintergarten auch einen Sonnenschutz braucht und Öffnungen, um die heisse Luft herauszulassen.
 
 

Moderner Wintergarten vor einem Einfamilienhaus
 
Ungeachtet dessen, gibt es auch Wintergärten, die helfen, Energie einzusparen, aber dazu muss der Wintergarten bestimmte thermische Eigenschaften besitzen. Eine Energieersparnis lässt sich erreichen mit einer speziellen Rahmenkonstruktion und einer Drei-Scheiben-Isolierverglasung. Eine solcher Wintergarten ist jedoch sehr teuer und wird deshalb selten gebaut.

Eine andere Lösung ist der Sonnenkollektor-Wintergarten. Im diesem Fall muss der Wintergarten schmal sein und ist dann nicht als Sitzplatz zu gebrauchen.Ausserdem braucht es ein System, das die Wärme speichert, z.B. eine Speicherwand aus Mauerwerk und/oder einen Ventilator, der die warme Luft des Wintergartens ins Innere der Wohnung leitet.

Das bedeutet, bevor man einen Wintergarten vorsieht, muss dessen Funktion geklärt sein. Man muss sich entscheiden, ob man der Wintergarten eine Erweiterung des Wohnzimmers sein soll oder ein solarer Luftkollektor.
 
 

 

martedì 29 ottobre 2013

Der Crystal Palace von Joseph Paxton


Gegen die Mitte des 19. Jahrhundert dachte man in London daran, eine “Grosse Weltausstellung” zu organisieren. Im Hinblick auf diesen Anlass schrieb man 1850 einen Architekturwettbewerb aus. Es wurden 240 Entwürfe eingereicht. Unter diesen gab es zwei, deren Autoren den Gebrauch vorfabrizierter Stahl- und Glaselemente vorschlugen. Das eine Projekt stammte von dem Franzosen Hector Horeau, das zweite von dem Iren Richard Turner. Das Organisationskomitee hielt sämtliche Entwürfe für unrealisierbar und beschloss deshalb ein einfaches Projekt auszufuhren, welchen andere Architekten dann vervollständigen sollten. Dieses einfach auszuführendes Projekt stammte von Joseph Paxton, der viel Erfahrung mit dem Bau von Gewächshäusern mit vorgefertigten, standardisierten Elementen aus Glas und Stahl hatte. Paxton zeigte dem Komitee eine Skizze seines Projektes, die er auf einem Stück Löschpapier gemacht hatte. Das ausgearbeitete Projekt übergab er neun Tage später.

 
Der Crystal Palace der Londoner Weltausstellung von 1851

Paxton war Chefgärtner in Chatsworth in Derbyshire gewesen, wo er die Freundschaft des Eigentümers erworben hatte. In Chatsworth hatte er Versuche mit dem Bau von grossen Gewächshäusern aus Stahl- und Glaselementen gemacht  und war von der Haltbarkeit dieser Bauwerke und der Einfachheit ihres Unterhalts beeindruckt. Der von ihm vorgeschlagene Ausstellungspalast war die Frucht dieser langjährigen Erfahrungen. In der Encyclopaedia Britannica (2004) liest man, dass Paxton sich bei seinem Entwurf teilweise von der organischen Form der Amazonas-Lilie inspirieren liess, welche die Königin Victoria mit viel Erfolg gezogen hatte. Bei seinen Entwurfsarbeiten für den Crystal Palace wurde Paxton von den Ingenieur William Cubitt unterstützt.

 
 
Der Crystal Palace von Nordosten gesehen
(aus Dickinson's Comprehensive Pictures of the Great Exhibition of 1851, published 1854).
 
Der Paxton‘sche Ausstellungspalast war eine gigantische, 560 Meter lange und 33 Meter hohe Konstruktion aus Gusseisen, Stahl und Glas und bestand aus 293.655 Glassscheiben, 330 schweren Gusseisenpfeilern und 38 Kilometern Stahlprofil. Das Ganze wurde von 5000 Arbeitern montiert, die viele Stunden für einen Minimallohn arbeiteten mussten. Die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse erregten das Mitleid von Catherine Marsh (1818-1912), einer englischen Predigerin und Sozialreformerin, die sich unermüdlich dafür einsetzte, dass die Arbeiter eine gerechte Behandlung erfuhren; sie verschaffte ihnen auch eine richtige Mahlzeit am Tag.

 
Der Crystal Palace der Londoner Weltausstellung von 1851

Das Metallskelett des Ausstellungspalastes wurde von der Firma Fox & Henderson hergestellt; die 84.000 Quadratmeter Flachglas lieferte die Glashütte der Brüder Chance in Smetthwick. Diese Firma war die einzige, die einen so grossen Auftrag bewältigen konnte, aber selbst sie musste Arbeiter aus Frankreich einstellen um das Glas fristgerecht liefern zu können.

Die grosse Weltausstellung fand 1851 in Londons Hydepark statt. Mehr als 14.000 Aussteller aus aller Welt waren in der riesigen Halle mit ihren Ständen vertreten. Den Namen „Crystal Palace“ erhielt die Halle von der satirischen Zeitschrift Punch. Joseph Paxton wurde aufgrund seiner Leistung geadelt und erhielt den Titel Sir.

Der Crystal Palace in einer zeitgenössischen Darstellung
Nach der Ausstellung wurde die Halle abgebrochen und nach Upper Norwood gebracht, erweitert und stand dort zwischen bis 1936. In jenem Jahr brach ein immenser Brand aus, der die Halle völlig zerstörte. Die Flammen waren über viele Kilometer hinweg zu sehen. Leider war das Gebäude unzureichend versichert. Die Versicherungssumme erlaubte es nicht, die Halle wieder aufzubauen. „Das ist das Ende einer Epoche“, kommentierte Winston Churchill das Unglück.

Die riesige Halle der Londoner Weltausstellung wurde das Vorbild aller Ausstellungshallen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut wurden.

Palm Houses


Das Palm House der Bicton Gardens

Das kuppelförmige Gewächshaus von John C. Loudon aus den Jahren 1818 bis 1838 war das Vorbild für viele andere Gewächshäuser und so auch für das Palmhaus der Bicton Gardens in East Budleigh, Devon (GB).

 
Bicton Gardens Palm House
 
Das Palmhaus der Bicton Gardens ist 21 Meter lang, fast 10 Meter breit und das einzige Gewächshaus vom Anfang des 19. Jahrhunderts, das sich bis heute erhalten hat. Es gibt kein anderes Bauwerk aus jener Zeit, das ein Kuppeldach aus Metallprofilen und Glas hat.

Leider haben sich keine zeitgenössischen Zeichnungen und Dokumente erhalten, die das Palmhaus beschreiben. Man kennt nicht einmal die Namen des Architekten und der Baufirma, aber man nimmt an, dass es Loudon selbst war, der das Gewächshaus der Bicton Gardens entworfen hat.

Das Gewächshaus gehört zum Typ des „angelehnten Gewächshäuser“ (“lean to greengouses”), weil es sich auf der Nordseite an die Mauer eines kleinen Gebäudes anlehnt, in dem sich ein Heizkessel und ein Magazin befand. In der Mauer befinden Lüftungsöffnungen; weitere Öffnungen befinden sich im oberen Teil der Hauptkuppel. Alle drei Glaskuppeln sind aus dünnen Eisenprofilen gefertigt, die, zusammen mit Flacheisenbändern, die Glasscheiben halten, welche die Aussenhaut des Gebäudes schuppenartig bedecken. Die Glasscheiben sind klein denn wären sie grösser, hätte man gekrümmte Gläser verwenden müssen. Die flachen Glasscheiben übernehmen auch eine konstruktive Funktion: sie steifen die Kuppeln aus, denn der Bau besitzt keine aussteifenden Diagonalstäbe.

 
Das Palm house im Royal Botanic Garden in Kew

Kew, ein Ort an der Themse westlich von London, ist seit mehr als 200 Jahren berühmt für seinen botanischen Garten. Seit 1848 gibt es dort auch ein Palmhaus. Der Garten ging 1841 ins Gemeindeeigentum über und schon wenige Jahre später beauftragte die Gemeindeverwaltung die Architekten Richard Turner und Decimus Burton mit dem Entwurf eines Palmhauses, das heute zum Kennzeichen des Gartens geworden ist, weil es sich um die bedeutendste Glas-Metall-Konstruktion handelt, die das viktorianische Zeitalter überlebt hat.

 
Das Palm House von Kew

Das in den Jahren 1844-48 gebaute Palmhaus gliedert sich in drei Teile: einen rechteckigen Mittelteil an den sich auf zwei Seiten Flügelbauten anschliessen, die in Exedren enden. Der Mittelteil orientiert sich an dem Raummodell des grossen Gewächshauses von Chatsworth, was nicht überrascht, denn Decimus Burton, einer der beiden Architekten, war vorher Mitarbeiter von Joseph Paxton gewesen. Mittelteil und Seitenflügel fliessen so ineinander, dass ein durchgehender Raum von 110 Meter Länge gebildet wird.

Das Gebäude des Palmhauses von Kew baut auf einem räumlichen Raster auf, welches sowohl den Abstand als auch die Wölbung der Hauptträger festlegt. Dank dieses Systems konnte die industrielle Herstellung aller Elemente rationalisiert werden. Die Tragstruktur besteht aus gebogenen I-Trägern, die auf der einen Seite auf gusseisernen Stützen ruhen, die ihrerseits in Betonsockeln verankert sind, auf der anderen Seite stehen sie auf hohlen Gusseisensäulen.  Diese Säulen tragen auch eine umlaufende Galerie, auf die man über zwei Wendeltreppen gelangt. 

Der Bau orientiert sich an Prinzipien des Schiffsbaus. In der Tat ähnelt die Form der Dachkonstruktion der eines umgedrehten Schiffsrumpfes. Die Verwendung leichter aber doch stabiler Stahlträger hat es ermöglicht, ein grosses Volumen ohne die sonst üblichen Balken und Stützen zu überdecken und dadurch den Palmen viel Raum zum Wachstum zu geben.

Damit im Palmenhaus tropische Pflanzen wachsen können, muss dieses geheizt werden. Ursprünglich hatte man die Heizkessel in einem Untergeschoss untergebracht. Die Eisenrohre, in denen Warmwasser zirkulierte verliefen unter den Gitterrosten, auf den die grossen Behälter aus Teakholz und Terrakotta mit den Pflanzen standen.

Der Rauch aus den Heizkesseln wurde über eine Distanz von 150 Metern (490 ft), mittels grosser Rohre, in einer Galerie unter dem Teich des Palmenhauses zu einem eleganten Schornstein geleitet, der die Form eine italienischen Glockenturms hatte. In der Galerie waren Gleise verlegt, so dass man die Kohle zum Heizen in Loren zu den Heizkesseln transportieren konnte.

Unglücklicherweise wurde 1848 des Untergeschoss des Palmenhauses überschwemmt und es brauchte mehrere Jahre bis alles Wasser wieder herausgepumpt war. Im Jahr 1853 erhöhte man den Fussboden des Heizkesselraumes. Diese Massnahme führte dazu, dass der Rauchabzug nicht mehr richtig funktionierte und folglich funktionierte auch das Heizsystem nicht mehr wie früher, so dass ein Teil des Gebäudes unbeheizt blieb.

Sanierungen

In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, als das Palmhaus von Kew mehr als hundert Jahre jeder Witterung und allen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen im Innern standgehalten hatte, machten sich Abnutzungserscheinungen bemerkbar, die ein vollständige Restaurierung notwendig erschienen liessen. Erste Arbeiten wurden in den Jahren 1955-57 durchgeführt. Sie betrafen die Säuberung und Wiederausrichtung der die Glasscheiben haltenden Querprofile, sowie den Austausch aller Gläser. Es wurden neue Becken zur Aufnahme der Pflanzen gebaut, die während der Bauarbeiten nur umgestellt worden waren.


 
Photographische Aufnahme während des Baues
 
Die alten Kohleheizkessel tauschte man gegen neue Ölheizkessel aus, die in einer Zentrale in der Nähe des italienischen Glockenturms installiert wurden. Die Galerie wurde wieder benutzt; dieses Mal jedoch als Träger der Warmwasserleitungen. Ein paar Jahre später, als Erdgas der hauptsächlichste Brennstoff wurde, erhielten die Heizkessel neuer Brenner.

Ein zweite, umfassendere Restaurierung erfolgte in den Jahren 1984-88. Zum ersten Mal in seiner Geschichte wurde das Palmhaus vollständig ausgeräumt. Der grösste Teil der Palmen fand Unterkunft in einem provisorischen Gewächshaus, aber einige Exemplare, die in der Zwischenzeit viel zu gross geworden waren, mussten gefällt werden.

Das Palmhaus  von Kew ist eines der berühmtesten Bauwerke der Welt. Unter der Leitung der Property Services Agency ist es vollständig demontiert, restauriert und mit neuen Profilen versehen worden. Diese Profile besitzen die gleiche Form wie die alten, sind aber nichtrostend. Burton und Turner sind auf dem Gebiet der Gewächshausbaues aus Stahl und Glas unzweifelhaft Pioniere gewesen, aber die heutigen Standard sind sehr viel höher. Heute muss man Sicherheitsgläser benutzen und diese sind sehr viel schwerer als die vor 150 Jahren benutzten Glasscheiben.

Die Anordnung der Pflanzen im Innern des Palmhauses wurde verändert. Die Palmen stehen nun in Becken (Trögen) und nicht mehr in transportierbaren Kübeln wie früher. Die neue Anordnung erlaubt auch breitere Wege und lässt folglich mehr Platz für Besucher. Diese zweite Restaurierung des Palmhauses hat mehr Zeit erfordert als der Bau des historischen Gebäudes. Es wurde im August 1989 fertiggestellt und am 6. November 1990 von der Königinmutter eingeweiht.

Sefton Park Palm House

Das Palmhaus im Sefton Park von Liverpool ist ein Geschenk von Henry Yates Thompson an die Stadt und wurde von der Firma McKenzie & Moncur aus Glasgow gebaut, die Spezialisten auf dem Gebiet des Gewächshausbaues und des Baues von Heizungsanlagen waren. Das Palmenhaus wurde im Jahr 1895 fertiggestellt.

 
Das Palmenhaus um 1900

Die Architektur des Gebäudes gehört zu des von Joseph Paxton perfektionierten Bauens mit Glas und Stahl. Ursprünglich beherbergte das Palmhaus eine einzigartige Sammlung exotischer Pflanzen. Im Inneren standen neun Marmorstatuen; vor dem Gebäude lenkten acht, auf Marmorsockeln stehende Bronzestatuen die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich, darunter eine von Charles Darwin und eine von Cristopher Columbus.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Palmhaus getarnt, weil das Glasdach die Sonne reflektierte und deshalb die Aufmerksamkeit deutscher Bomber hätte auf sich ziehen können. Trotzdem wurde im Mai 1941 die Gläser des Gebäudes durch eine in der Nähe gefallene Bombe zerstört. Sie wurden erst 1950 ersetzt.

 
Das renovierte Palmenhaus 2002

Nach einer Periode des Niedergangs blieb das heruntergekommene Palmhaus in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts geschlossen. Viele sahen darin das Ergebnis einer gewollten Vernachlässigung und einen wandalischen Akt der sozialistischen Stadtverwaltung unter Derek Hatton.

Im Juni 1992 fand eine öffentliche Versammlung statt, in der klar und deutlich die Restaurierung des Palmenhauses gefordert wurde. Eine entsprechende, von 5000 Bürgern unterschriebene Petition, wurde dem Gemeinderat zugestellt. Um das notwendige Geld zu sammeln, wurde die Kampagne „Save the Palm House“ lanciert, die zur Gründung des Vereins „Friends of the Palm House“ führte und, etwas später, zu der des “Sefton Park Palm House Preservation Trust”.


Gewächshäuser aus Stahl und Glas


Die ersten Gewächshäuser Englands waren  wahrscheinlich diejenigen des botanischen Gartens von Oxford und des Chelsea Physic Garden. Zwischen 1716 und 1736 wurden weitere Gewächshäuser, sogenannte “conservatories” von Philip Miller (1691-1771) und von Richard Bradley (1688-1732) projektiert. Miller war ein schottischer Botaniker der, zwischen 1721 und seinem Tode, Chefgärtner des botanischen Gartens der Apothekerzunft von Chelsea war. 1722 folgte er seinem Vaters als Superintendent des botanischen Gartens nach. Als solcher machte er aus diesem botanischen Garten eine der reichsten Sammlungen seltener und exotischer Pflanzen in Europa. Miller weigerte sich die binominale Nomenklatur Carl von Linnés (1707-1778) zu übernehmen und verwendete vorzugsweise das von Joseph Pitton de Tournefort (1656-1708) und von John Ray (1627-1705) vorgeschlagene Klassifikationssystem. Erst 1768, in der achten Ausgabe seines Dictionnaire, übernahm er schliesslich das linnéische System.

Richard Bradley war ein englischer Botaniker und Schriftsteller, der, zwischen 1716 und 1730, mehr als zwanzig Bücher über Gärtnerei und Landwirtschaft geschrieben hat. Er war Mitglied der Royal Society und wurde 1724 als Professor für Botanik an die Universität Cambridge berufen. Dort erwies er sich jedoch als ungeeignet weil er keine Fremdsprachen sprach. Trotzdem erlebten seine Werke mehrere Neudrucke.

Hundert Jahre später projektierte der Architekt John Nash (1752-1835) vier Gewächshäuser für den Buckingham Palace, die allerdings abgerissen wurden als König William IV den Palast umbauen liess. Eines der Gewächshäuser wurde jedoch 1836 durch den Architekt Edward Blore (1787-1879) in den Kew Gardens wieder aufgebaut und gilt heute als das älteste aus jener Zeit erhaltene Gewächshaus.

Im 19. Jahrhundert erhielt die Gewächshausarchitektur neue Impulse durch die industrielle Entwicklung. Die Eisenhütten begannen Gusseisen und Stahl in grossen Mengen herzustellen und die Glashütten lieferten nun Flachglas zu erschwinglichen Preisen. Stahl und Glas wurden sofort die bevorzugten Baumaterialien von Architekten und Ingenieuren, denn sie erlaubten die Realisierung grosser, luftiger Volumen innerhalb von schlanken, transparenten Strukturen. Das war ein vollkommener Gegensatz zu dem schweren, massiven Mauerwerk, das bisher die tragenden Teile der Bauwerke bildete. Der Gebrauch der neuen Materialien führte zwangsläufig zu einer neue Ästhetik.

Die ersten, vollkommen aus Stahl und Glas errichteten Bauten waren deshalb reine Zweckbauten, Gewächshäuser, die auch Pflanzen von aussergewöhnlicher Grösse, zum Beispiel Palmen, aufnehmen konnten. Sie mussten nicht dem klassizistischen und historisierenden Geschmack der damaligen Zeit entsprechen. In England wurden diese Gewächshäuser “conservatories”, “glass houses” oder “palm houses” genannt, um sie von den alten Orangeriebauten aus Mauerwerk und Holz zu unterscheiden (1)
 
Die Gewächshäuser von John Claudius Loudon
 
Das Konzept der neuen Gewächshäuser basiert auf den Studien von John Claudius Loudon (1783-1843), der nach einer energieeffizienten Form seiner Gewächshäuser suchte. Loudon war der Sohn eines wohlhabenden schottischen Landwirts. Schon in seiner Jugend hatte er hervorragende praktische Erfahrungen erworben; danach hatte er an der Universität von Edinburgh Chemie, Botanik und Landwirtschaft studiert. Nachdem er halb Europa bereist hatte, begann  er in den Jahren 1813-14 sich der Verbesserung von Gewächshäusern und landwirtschaftlicher Anbaumethoden zu widmen. Er entwickelte ein System von miteinander verbundenen Elementen, die entsprechend dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen geneigt waren.
 
Das Palmhaus in den Bicton Gardens, East Budleigh, Devon
 
 
 
Über die Form, die ein gläsernes Gewächshaus haben sollte, um die grösstmögliche Menge an Sonne zu erhalten“, war der programmatische Titel eines seiner 1815 gehaltenen Vorträge, in dem er den Zweck seiner Forschungen umriss. Das Ergebnis dieser Forschungen war ein kuppelförmiges Gewächshaus mit einer Oberfläche, die zu jeder Jahres- und Tageszeit einen optimalen Einfall des Sonnenlichtes garantierte, d.h. das Sonnenlicht traf immer senkrecht auf eine der zahlreichen Glasflächen des Gewächshauses. Verschiedene Quellen nennen zusammen mit Loudon auch George Mackenzie mit dem Loudon 1815 einen Artikel zum Thema veröffentlichte (2).
Auf seinem Besitz in Bayswater baute Loudon längs einer Mauer mehrere Gewächshäuser verschiedener Grösse und Form, wobei er 13 verschiedene Metallprofile und Glasscheiben verschiedener Grösse verwendete. Eine der Ideen Loudons war, die Metallprofile und die Glasscheiben in der gleichen Ebene anzuordnen, um auf diese Weise den Schattenwurf der Profile zu reduzieren. Loudon experimentierte auch mit der Lüftung von Gewächshäusern, in dem er regulierbare Öffnungen in deren Dächern einbaute. Ein System von Dampf- und Warmwasserheizung, das damals gerade erfunden worden war, erlaubte es zudem, im Innern der Gewächshäuser eine jeweils für die Pflanzen optimale Temperatur zu schaffen.
Loudon entwickelte auch Projekte für Industriearbeiterwohnungen und solare Heizungssysteme. In London liess er sich als Stadtplaner nieder. Viele Jahrzehnte früher als  Frederick Law Olmstedt (3) und andere Planer fing er an, Visionen zur Begrünung Londons zu erarbeiten. Diese Arbeiten sind in der Schrift Hints for Breathing Places for Metropolis enthalten, die er 1829 veröffentlichte. Er sah ein geordnetes, durch die Anlage von Grüngürteln (greenbelts) gelenktes Wachstum der Metropole vor. Die Grüngürtel und Parks galten ihm als luftreinigende Lungen der Grossstadt.
 
Anmerkungen
(1) Eine kurze Geschichte der Gewächshäuser aus Stahl und Glas befindet sich in: Sue Minter, The Greatest Glass House, London 1990
(2) Mackenzie, George: On the Form Which the Glass of a Forcing-House Ought to Have, in Order to Receive the Greatest Possible Quantity of Rays from the Sun; in: Transactions of the Horticultural Society of London 1817, p. 171 seg.
(3) Frederick Law Olmstedt (1822-1903), berühmter amerikanischer Landschaftsarchitekt, bekannt als Vater der amerikanischen Landschaftsarchitektur, Architekt der Chicago World Exposition von 1893
 
 
 

venerdì 25 ottobre 2013

Ein Schloss und ein Weinberg


Das Schloss “Sans-Souci” Friedrichs II von Preussen in Potsdam

Am Anfang des 18. Jahrhunderts gab es in Potsdam, auf einem Grundstück im Besitz der Könige von Preussen,  einen kahlen Hügel, auf dem einmal alte Eichen gestanden hatten, die jedoch gefällt worden waren, um im dortigen sumpfigen Gelände Befestigungsanlagen zu bauen. Im Sommer 1744 befahl Friedrich II die Südseite des „kahlen Hügels“ zu terrassieren und dort einen Weinberg anzulegen. Weinbau war in der Mark Brandenburg seit dem 13. Jahrhundert ziemlich verbreitet.

 
Das Schloss Sans-Souci bei Potsdam - Südansicht

Auf dem Südhang des Hügels wurden also sechs breite, leicht geschwungene Terrassen angelegt, die von hohen Mauern, sogenannten Talot-Mauern, gestützt wurden. Auf den Mauern waren Spaliere angebracht, an denen man die aus Portugal, Italien und Frankreich importierten Reben zog. In den Stützmauern befanden sich 168 Nischen, die sich durch Glasfenster schliessen liessen und in denen Feigenbäume wuchsen. Am talseitigen Rande der Terrassen standen Taxuspyramiden und zwischen diesen Spalierobstbäume. Eine breite Freitreppe mit 120 Stufen führte in der Mittelachse der Anlage hinunter in die Ebene (a parterre), wo 1745 ein Barockgarten mit einem grossen Becken und einem Springbrunnen angelegt wurde. Zu beiden Seiten des Weinbergs befanden sich befahrbare Rampen für die Gärtner.

Unweit des neuen Weinbergs lag ein Garten, der die königliche Küche mit das Obst und Gemüse versorgte. Dieser Garten blieb erhalten weil Friedrich frisches Obst liebte und der Meinung war, das künstliche Gestaltung und Natur zusammengehen müssten. Die Harmonie zwischen Mensch und Natur spiegelt sich auch in der Architektur des Schlösschens wider, das sich der König oben auf dem terrassierten Hügel bauen liess, sobald der Weinberg fertig war.

Im Januar 1745 befahl Friedrich den Bau eines eingeschossigen Lustschlösschens, einer „maison de plaisance“ oberhalb des Weinbergs. Der König selbst machte ein Skizze des Baues und beauftragte mit der Projektierung den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Der Bau Schlösschens erfolgte in den Jahren 1745-1747. Die gesamte Anlage erhielt den Namen „Sans souci“, ohne Sorge.

 
Projekt des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff von 1744-45: Aussenansichten und Grundriss.
Legende: 1 Vestibül, 2 Marmorsaal, 3 Empfangszimmer, 4 Konzertzimmer, 5 königliches Studier- und Schlafzimmer, 6 Bibliothek, 7 Galerie, 8 Gästezimmer, 9 Gästezimmer, 10 Gästezimmer, 11 „Voltaire-Zimmer", 12 "Rothenburg-Zimmer", 13 Bedienstetenräume.

Den Vorschlag des Architekten, das Schlösschen erhöht auf einem Untergeschoss zu errichten, wies Friedrich zurück, weil er die Salons auf der gleichen Ebene wie die davorliegende Terrasse haben wollte. Deshalb waren die Fussböden immer kalt und die Räume liessen sich sehr schlecht heizen.

Die Architektur des Schlösschens entspricht dem französischen Konzept des „appartement double“, das seinerzeit als das Maximum an Komfort  angesehen wurde, den ein Gebäude bieten konnte. Ein doppeltes Appartement besteht aus zwei miteinander verbundenen Räumen: einem Salon und einem dahinterliegenden Serviceraum. Im Falle von „Sans souci“ ergab das Konzept eine Doppelreihe von Räumen: auf der Südseite lagen die Salons mit der davorliegen Terrasse und die Nebenräumen auf der Nordseite. Die Salons waren miteinander durch grosse Doppeltüren verbunden, die in der Raumachse lagen, waren also „enfilade“ angeordnet, so dass die Raumfolge klar erkennbar wurde.

Das Schloss besteht aus einem Mitteltrakt mit einen Vestibül auf der Nordseite und einem grossen, hohen Saal, dem Marmorsaal, auf der Südseite. An den Mitteltrakt schliessen sich auf beiden Seiten Flügel mit je fünf Appartements an. Der Westflügel beherbergt Gästeappartements, im Ostflügel liegen ein Empfangszimmer, ein Konzertzimmer, ein Studio, das zugleich das Schlafzimmer des Königs war, und daran anschliessend eine Bibliothek; alle Zimmer und Salons haben Nebenräume auf der Nordseite.   

 
Der Mitteltrakt des Schlösschens “Sans-souci“ mit dem grossen Marmorsaal.
 
Für einen König der damaligen Zeit war ein Schloss mit nur zwölf Zimmern, von denen nur fünf von seiner Majestät bewohnt wurden, äusserst bescheiden. Die fürstlichen Residenzen, die ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden, orientierten sich an der Architektur des Versailler Schlosses und sollten die politische und wirtschaftliche Macht ihrer adligen Eigentümer sichtbar verkünden.

Diese Schlösser waren in der Regel viel zu gross und weitläufig, um von der fürstlichen Familie und dem Hofe bewohnt zu werden. Folglich waren sie als Wohnungen recht unbequem. Nach diesem anfänglichen Luxus setzte im 18. Jahrhundert eine Gegenbewegung ein und auch die reichen, adligen Familien wünschten sich bequemere und gemütlichere Wohnungen. Das Schloss „Sans-Souci“ ist ein Beispiel dafür.

In Sans-Souci konnte Friedlich II von Peussen die Sommermonate „ohne Sorge“ verbringen und inmitten der Natur seinen künstlerischen und geistigen Interessen nachgehen, ohne seine institutionellen Verpflichtung zu vernachlässigen. Eine Windmühle, die schon 1736 in der Nähe des „kahlen Hügels“ lag, liess die ländliche Umgebung des Schlösschens noch idyllischer erscheinen.

 
Der Park von Sans-Souci um 1900
 
Das Schloss wurde zwei Jahre nach Baubeginn am 1. Mai 1747 eingeweiht, obwohl noch nicht alle Räume fertig waren. Mit Ausnahme von Kriegszeiten verbrachte Friedrich regelmässig die Zeit zwischen Ende April und Anfang Oktober in Sans-Souci.

In Sans-Souci konnte der musikalisch begabte König – er spielte Querflöte – sich seiner Liebe zur Musik hingeben und mit Freunden Konzerte geben. Er regierte sein Land  mit grosser Disziplin und führte ein für einen König sehr bescheidenes Leben. Im Alter wurde aus seiner Bescheidenheit Geiz und er widersetzte sich mit Entschiedenheit gegen alle notwenigen Unterhaltsarbeiten an seinem Schlösschen denn: „Es muss ja nur bis zu meinem Tode halten“.  

Er starb in Sans-Souci, in seinem Lehnstuhl sitzend, am 17. August 1786. Er wäre gern zusammen mit seinen geliebten Hunden begraben worden.  Aber sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II wollte es anders. Im Gegensatz zum letzten Willen Friedrichs, lies er ihn in der Potsdamer Garnisonskirche bestatten. Erst 1945, nach zahlreichen Wechselfällen wurden seine Reste schliesslich im Park von Sans-Souci beerdigt.

Literatur

 

·          Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Schloss Sanssouci. 18. Auflage. Druck- und Verlagsgesellschaft Rudolf Otto mbH, Berlin 1996

·          Generaldirektion der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci (Hrsg.): Potsdamer Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17. bis 20. Jahrhundert. UNZE VG mbH, Potsdam 1993

·          Götz Eckardt: Schloss Sanssouci, Generaldirektion der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci (Hrsg.), 1985

·          Gert Streidt, Klaus Frahm: Potsdam. Könemann VG mbH, Köln

·          Gert Streidt, Peter Feierabend (Hrsg.): Preußen Kunst und Architektur. Könemann VG mbH, Köln 1999

·          Giersberg, Hans-Joachim, Hillert Ibbeken: Schloss Sanssouci. Die Sommerresidenz Friedrichs des Großen. Mit Beiträgen von Thomas Blisniewski, Tilo Eggeling, Jürgen Hamel u.a., Berlin 2005

Die Orangerie des Schwetzinger Schlosses


Der Park des Schwetzinger Schlosses ist einer schönsten barocken Parks in Deutschland. Am Anfang des 18. Jahrhunderts, als die Räumlichkeiten des Schwetzinger Schlosses den repräsentativen Anforderungen des Hofes nicht mehr genügten, beschloss Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz, sofort nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1716 den Bau einer Orangerie, deren Herzstück ein grosser Ballsaal sein sollte.

Schon 1718 begann man mit den Bauarbeiten, doch diese zogen sich über gut zehn Jahre hin, weil es dem Kurfürsten ständig an Geld fehlte. Den Dokumenten zufolge war mit der Projektierung der Anlage und auch mit der Leitung der Bauarbeiten der italienische Architekt Alessandro Galli da Bibiena betraut.

 
Perspektivische Ansicht des Schwetzinger Schlosses und seiner Orangerie
 
Das Projekt Gallis bestand aus einem zentralen Baukörper mit dem grossen Ballsaal an den sich links und rechts zwei Seitenflügel in Form je eines Viertelkreises anschlossen, die in einen Pavillon endeten. Die ganze Anlage bildete somit einen nach Westen geöffneten Halbkreis der eine Gartenanlage umschloss. Vor dem Ballsaal ersteckte sich eine Terrasse über die man den Garten erreichte. Die Decken der Gebäude hatten Verzierungen aus bemalten Stuck und der Fussbodenbelag bestand aus holländischen Tonplatten. Alle Räume waren mittels Öfen heizbar.  

Die Gebäude der Orangerie wurden 1728 fertiggestellt, zeigten aber schon erste Bauschäden, die jedoch nur notdürftig behoben wurden. Wegen der sich verschlimmernden Schäden ordnete der Nachfolger Karl Philipps, Kurfürst Karl Theodor, 1742 den teilweisen Abbruch der Orangerie an, nicht zuletzt auch weil er eigene architektonische Ideen realisieren wollte. Auf der Grundlage eines neuen Projektes, ebenfalls von Galli, wurde 1748 mit dem Bau eines ersten, nördlichen Segments begonnen, das als Orangerie dienen sollte. Das zweite, südliche Segment wurde 1752 begonnen und 1755 fertiggestellt. Nach diesen Arbeiten wurde der Rest der alten Orangerie abgebrochen. In den neuen Orangeriegebäuden wurden 15 gusseiserne Öfen aufgestellt und die Fenster erhielten einen Sonnenschutz aus Ölpapier.   

Weil die Fenster der Hauptfassade des südlichen Segments nach Nordwesten blickten, liess man einige neue Fenster auf der Südostseite einfügen. In diesem Segment befanden sich zwei reich dekorierte Empfangssäle, in denen die Festivitäten des Hofes stattfanden, während die einfacher ausgestalteten Räume des nördlichen Segments hauptsächlich der Überwinterung der Kübelpflanzen dienten.

Vom November 1756 stammt die Notiz, dass die Zahl der Pflanzen so gross geworden war, dass man nicht mehr alle in den Räumen der Orangerie unterbringen konnte. Deshalb wurde die Zahl der Quitten- und Lorbeerbäume sowie der Oleandersträucher drastisch reduziert.  

Angesichts des Platzmangels gab der Kurfürst Karl Theodor seinem Baudirektor Nicolas de Pigage 1761 den Auftrag zum Bau einer zweiten Orangerie sowie von zwei Gewächshäusern.  Diese zweite Orangerie konnte bereits im Winter 1762/63 in Betrieb genommen werden. Im Frühjahr 1762 wurde auch ein Kanal fertiggestellt, der als Regenwasserreserve  diente. Das erste (östliche) Gewächshaus, Glashaus genannt, wurde 1770 fertiggestellt, das zweite (westliche) wurde wegen Geldmangels niemals gebaut.

 
Das Projekt von Nicolas de Pigage (1762) für den Schlosspark von Schwetzingen. Die neue Orangerie befindet sich am rechten Rand.

Die neue Orangerie war ein reiner Zweckbau, in welchem die kälteempfindlichen Pflanzen überwintern konnten. Die grossflächig verglaste Südfassade garantierte eine optimale Belichtung und einen guten solaren Wärmeeintrag im Winter. Die Glasfassade liess sich im Sommer mit grossen Holzläden verschatten, die im Winter, wenn sie nachts geschlossen waren, als Wärmedämmung fungierten. In die Nordwand waren Kaminzüge für die installierten Öfen eingelassen, ausserdem enthielt Nordwand Fenster zur besseren Lüftung. Ost- und Westflügel dienten der Überwinterung von empfindlichen Pflanzen, der Mittelteil beherbergte hingegen die grösseren Zitronen- und Orangenbäume.

Gemäss dem Inventar von 1795 enthielt die Orangerie 1095 Topf- und Kübelpflanzen. Mit dem Pflanzen von 140-150 Bäumen waren acht Personen vier bis sechs Wochen lang im Jahr beschäftigt, während zum Giessen aller Pflanzen täglich 24 Personen nötig waren. Zwei Gärtner waren ständig damit beschäftigt, die Pflanzen zu beschneiden und sauber zu halten. Zum Transport der Pflanzenkübel ins Freie und zurück in die Gebäude waren 36 Personen und 12 Pferde für mindesten fünf Tage nötig. Mit dem Anbinden der Pflanzen und der Aufstellung der Pflanzenkübel waren sechs Männer für zehn Tage beschäftigt. Wegen schwindender Geldmittel wurde im Jahr 1800 die Zahl der Pflanzen auf 600 reduziert und wenige Jahre später beschränkte man sich auf die Erhaltung der schönsten und gesundesten Exemplare, damit man etwas zum Aufstellen vor der Orangerie hatte.