giovedì 24 ottobre 2013

Botanische Gärten


Eine besondere Art klimagerechter Architektur treffen wir in den Botanischen Gärten: nämlich die Gewächshäuser. Schon bei der Anlage eines botanischen Gartens muss man im Hinblick auf die Bedürfnisse der verschiedenen Pflanzen auf die klimatischen Verhältnisse achten. Manche Pflanzen mögen es sonnig, andere dagegen schattig, manche Pflanzen lieben es trocken, andere eher feucht. Für die einzelnen Pflanzenarten muss man deshalb in einem Botanischen Garten geeignete Habitats schaffen.

 
Plan des botanischen Gartens von Padua (1545)
(Quelle: Wikipedia)
 
 
Botanische Gärten zum Anbau von Kräutern und Heilpflanzen gab es schon im Altertum, denn die hauptsächlichsten Medikamente gewann man aus Pflanzen. Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer zogen Heilpflanzen in besonderen Gärten und auch in Gewächshäusern. Hiervon berichtete zum Beispiel Theophrastos von Eresos (um 371-287 v.u.Z.), ein Schüler des Aristoteles und Verfasser von botanischen Schriften.

Im Mittelalter waren es die christlichen Mönche, die in Europa die medizinischen Kenntnisse des Altertums sammelten und weitergaben. In fast allen Klöstern gab es einen botanischen Garten (Hortus simplicius), in dem Heilpflanzen wuchsen. In der Folge entstanden botanische Gärten auch an den Medizin- und Apothekerschulen sowie bei den neu gegründeten Universitäten. Nicht selten gingen diese Gärten aus den alten Klostergärten hervor. 1447 entsteht in Rom der „Hortus vaticanus“ und 1490 der Heilkräutergarten der Universität Köln. 

Die neuen botanischen Gärten (hortus medicus) entstehen meistens zusammen mit der Einrichtung medizinischer Fakultäten, in Italien sind es die Gärten der Universitäten von Pisa (1544), Padua (1545), Florenz (1545) und Bologna (1567). Bald darauf entstehen auch in Mitteleuropa botanische Gärten, unter anderen in Leipzig (1580), Jena (1586) und Heidelberg (1597). Der in London 1673 von der Apothekergilde angelegte Heilkräutergarten in Chelsea existiert noch heute.

Die botanischen Gärten der Universitäten dienten in erster Linie der pharmakologischen Forschung und der Ausbildung von Ärzten und Apothekern; nicht selten entwickelten sie aber auch eine ausgedehnte kommerzielle Tätigkeit indem sie halb Europa mit Heilkräutern und Heilmitteln belieferten.  

Was die Anlage eines Heilkräutergartens (hortus simplicius) betrifft, so gibt eine bekannte Kräuter-Enzyklopädie (1) folgende Anweisungen.

“Ein mildes Klima und ein vor Winden geschützter, nicht zu schattiger Ort sind die grundlegendsten Bedingungen für die Entwicklung der Pflanzenzucht. Wenn das verfügbare Terrain geneigt ist, sollte man, um eine übermässige Bestrahlung durch die Sonne zu vermeiden,  in Norditalien einen Süd- oder Südwesthang wählen, in Süditalien hingegen einen nach Osten oder Westen abfallenden Hang“.   

In Regionen mit kühlen und kalten Klima benutzt man gern Frühbeete, mit Glas abgedeckte Kästen (bis zu ca. 1,6 x 1,0 m), die zur Aussaat und zur Aufzucht von Jungpflanzen genutzt wird. Frühbeete verlängern, wie Gewächshäuser die Zeit, die den Pflanzen für ihr Wachstum zur Verfügung steht.

Spalierwände

Höher wachsende Pflanzen wie fruchttragende Büsche und Sträucher werden gern vor windgeschützten, nach Süden ausgerichteten, Mauern gezogen. Auf diese Weise sind die Pflanzen vor den kalten Nordwinden geschützt und geniessen die nachts von der Wand abgestrahlte Wärme, denn eine massive, nach Süden orientierte Wand, die tagsüber von der Sonne bestrahlt wird, erwärmt sich, speichert die Wärme und gibt sie nachts langsam wieder ab. Die Wirkung hängt natürlich von der Witterung, insbesondere von der Sonnenscheindauer ab.

Stützmauer für den Anbau von Spalierobst, ca. 1730
(Quelle: Ledien, F.: Das Gewächshaus des Privatmannes, Berlin 1900)

Vor solchen Mauern wachsende Pflanzen kann man zusätzlich noch durch Glaswände gegen Frost schützen. Tagsüber, wenn es warm ist und die Sonne scheint, sind die Glaswände geöffnet und nachts, wenn es kalt ist, sind sie geschlossen. Solche Mauern kann man zum Beispiel auf den Terrassen vor dem Schloss Sanssouci sehen, das sich Friedrich II von Preussen bei Potsdam bauen liess.

Stützmauer für den Anbau von Spalierobst
(Quelle: Schnurbusch, O.: Die praktischen Kultureinrichtungen der Neuzeit (Gewächshaus-Bau), Leipzig 1904)

Der Schweizer Naturforscher Nicolas Fatio de Dullier (1664-1753) erwähnt solche Spaliermauern, von denen er sagt, dass die in Backstein errichteten Mauern in England wirksamer seien als Bruchsteinmauern (2). Dullier, der auch astronomische und physikalische Studien betrieb, hatte beobachtet, dass eine senkrechte, nach Süden ausgerichtete Wand im Sommer wegen des hohen Sonnenstandes weniger Sonne erhält, weshalb er vorschlug, anstelle von Mauern Wälle mit einer Neigung von 45° aufzuschütten, weil diese im Laufe eines Tages mehr Sonne erhalten.

Offensichtlich war Dullier kein grosser Fachmann auf dem Gebiet des Garten- und Landbaus, sonst hatte er wissen müssen, dass im Sommer die Erwärmung von Mauern durch die Sonne unnötig ist, weil es auch nachts noch genügend warm bleibt. Wärmespeichernde Mauern sind vor allem im Herbst und im Frühjahr nützlich, wenn die Sonne nicht allzu hoch steht und die Sonnenstrahlen fast senkrecht auf vertikale Mauern treffen. Fatio de Dullier hat aber auch kipp- und drehbare Mauern vorgeschlagen, die sich entsprechend dem täglichen Wechsel des Sonnenstandes ausrichten lassen.

Die von  Fatio de Dullier vorgeschlagene, drehbare Spalierwand 

Zum gleichen Thema hat sich auch den Engländer Stephen Switzer (1683-1745) geäussert (3). In seinem Werk Ichnographia Rustica” schlägt er den Bau von halbkreisförmigen Mauern vor, von denen jeder Teil einer solchen Mauer für eine bestimmte Zeit am Tage Sonne erhält.

Im Aosta-Tal in Norditalien kann man Weinberge sehen, in denen die Reben sich über grosse Felsbrocken ranken. Die Felsen werden tagsüber von der Sonne erwärmt und geben ihre gespeicherte Wärme nachts an die Weintrauben ab, so dass diese länger an der Rebe reifen können. Auch in diesem Fall handelt es sich um eine einfache Art der Sonnenenergienutzung.
 
Anmerkungen 

(1) The Encyclopedy of Herbs and Herbalism, Orbis Publishing Ltd., London 1979.
(2) Dullier, N.F. Fruit Walls Improved, London, R. Everingham, 1699.
(3) Switzer, Stephen, Ichnographia Rustica, London: De Browne, 1718.

 

 

 

 

 

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