Bei Costozza, einem Ortsteil der Gemeinde Longare in der Provinz Vicenza, an den Hängen der Berici-Hügel, auf dem Grundstück einer adligen Familie aus Vicenza, befanden sich verschiedene natürliche Höhlen und im Altertum gegrabene unterirdische Stollen, „covoli“ genannt. In diesen „covoli“, die mit der Aussenwelt durch zahlreiche Öffnungen verbunden sind, bleibt die Temperatur das ganze Jahr hindurch ziemlich konstant bei etwa 10-12°C (1).
Die Villen von Costozza – Lageplan
Legende: 1 Villa Eolia, 2 Villa Trento, 3 Casa dei buoni fanciulli, 4 Villa da Schio, 5 Villa Cà Molina, 6 Villino Garzadori, 7 Eingang zu den “covoli“, A Covolo dei venti, B Grotta del Marinali, C Covoletti di villa Trento
Als die Eigentümer im 17. Jahrhundert auf diesen Gelände mehrere
Villen bauten, wollten sie diesen Umstand ausnutzen, um mit der Höhlenluft im
Sommer diese Gebäude zu kühlen. Sie liessen diese deshalb durch ein System von
Stollen, sogenannten „ventidotti“ (Windkanäle) mit den Höhlen verbinden und in
den Räumen Auslässe und Öffnungen anbringen, die es erlaubten den Luftzug zu
regeln. Das System funktioniert noch heute: die Luft aus den Höhlen strömt in
die Untergeschosse der Villen und erreicht von dort aus durch bestimmte
Öffnungen die oberen Stockwerke.
Die Villen von Costozza – Das Höhlensystem
Dass die Temperatur der Luft und Höhlen und Kellern das
ganze Jahr über ziemlich gleich bleibt, ist allgemein bekannt. Im Sommer findet
man es dort kühl, im Winter warm. In der Vergangenheit wurden viele Höhlen
benutzt um dort Wasser und Lebensmittel frisch zu halten; in manchen Fällen
auch um die Häuser im Sommer zu kühlen. Wenn es um die Kühlung ganzer Gebäude geht,
stellt sich nur das Problem, wie man die kühle Luft aus den Höhlen ins Innere
bringen kann. In Costozza kam dem die Natur zu Hilfe.
Die Villen von Costozza – Das Höhlensystem
Im Fall der Villen von Costozza wird die Luftbewegung durch eine Temperatur- und
Druckdifferenz hervorgerufen. Wenn die Temperatur der Aussenluft höher ist als
die der Innenluft entwickelt sich ein Luftstrom, durch den die warme Luft durch
die oberen Öffnungen in die „covoli“ einströmt und abgekühlt durch unteren wieder
ausströmt. Der Luftstrom ist also im Sommer sinkend und im Winter, wenn die Aussenlufttemperatur
niedriger ist als die im Innern, steigend.
Luftauslass im Erdgeschoss der Villen
Die Windkanäle enden in den
Untergeschossen der Villen und von dort aus gelangt die kühlende Luft durch in
die Fussböden eingelassene Gitteröffnungen in die darüber liegenden Erdgeschosse.
Die Kühlwirkung ist überraschend: zum Beispiel in einer der Villen, als gegen
Ende Juli die Aussentemperatur zwischen 21 und 29°C betrugt, bewegte sich die Lufttemperatur
im Erdgeschoss zwischen 20,5 21,5°C. Und in einem anderen Raum, bei einer
Aussentemperatur von 33°C, hatte die aus dem Untergeschoss austretende Luft eine
Temperatur von 16°C.
Andrea Palladio war von dem System
so beeindruckt, dass er es im ersten seiner “Vier Bücher über Architektur” ausführlich
beschreibt.
Anmerkungen
(1) Das System ist kurz beschrieben in: Gallo,
C. (Hrsg.): Architettura bioclimatica, ENEA 1995 und in dem Artikel von Mario
Grosso “Principi e tecniche di controllo dello scambio termico edificio-terreno;
in: Ambiente costruito, Januar-März 1997, S. 52-62.
(2) Andrea Palladio: I Quattro libri
dell’architettura, I. Buch, cap. XXVII
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