Im Zeitalter der
Renaissance erfolgen zwei wichtige Dinge bezüglich des klimagerechten Bauens:
(1) die Wiederentdeckung und die Verbreitung des Werkes von Vitruv und der Schriften
der römischen Agrarschriftsteller sowie (2) die Ausweitung und die Verbesserung
der Herstellung von Fensterglas und der dadurch begünstigte Bau von
Gewächshäusern fur die Kultivierung der neuen, aus Übersee stammenden
tropischen Pflanzen.
Die Wiederentdeckung der antiken Schriften zur
Architektur
Die Renaissance (ital. Rinascimento) ist die Zeit in der die Werke der antiken griechischen und römischen Schriftsteller wiederentdeckt werden, darunter auch Vitruvs „Zehn Bücher über Architektur“ un die Schriften der sogenannten Agrarschriftsteller Palladio, Columella, Vegezius usw., Autoren die immer wieder die Notwendigkeit hervorgehoben haben, Häuser klimagerecht zu bauen.
Das Werk Vitruvs “De architectura libri decem” ist
niemals völlig in Vergessenheit geraten. Die etwa 80 handgeschriebenen
Exemplare, die die Zeiten überlebt haben (1), vor allem in den Bibliotheken der
Klöster von Sankt Gallen, Cluny, Canterbury und Oxford, waren jedoch nur
wenigen Personen bekannt. Das Werk wurde im Jahr 1414 von dem Humanisten und
Historiker Giovanni Francesco Poggio Bracciolini (1380-1459) ins Italienische
übersetzt und zwischen 1486 und 1492 zum ersten Male von Giovanni Sulpicio in Rom gedruckt.
Schon vor dem Tode von
Bracciolini, hatte Leon Battista Alberti (1404-1472) im Jahre 1452, nach der
Vorlage Vitruvs, sein Buch “De re aedificatoria” (Über das Bauen)
geschrieben. Mehr als hundert Jahre später, veröffentlichte Andrea Palladio (1508-1580) im Jahr 1554 einen Führer durch
die Altertümer Roms (Antichità di Roma) und , im Jahr 1570, seine „Vier
Bucher über Architektur“ (Quattro libri sull'architettura), die Illustrationen eigener Entwürfe
und Abbildungen antiker Bauten enthalten.
Alberti folgt Vitruv wenn er sagt, dass die Räume für den
Sommer anders ausgerichtet sein müssen als diejenigen, die man im Winter
benutzt (2). Die Ersteren müssen weit und offen sein, Schatten bieten und gut
durchlüftet sein, während die Zimmer für den Winter kleiner sein können aber
gut besonnt sein müssen.
Die mittelalterlichen Handschriften von Vitruvs Werken besassen keine
Abbildungen, deshalb begann man solche herzustellen, insbesondere auch um
gewisse wenig klare Beschreibungen Vitruvs dem Leser verständlich zu machen. Im
Jahr 1511 wurde in Venedig eine illustrierte Ausgabe von Vitruvs Werk
veröffentlicht und 1521 folgte eine Ausgabe mit Illustrationen von Cesare
Cesarini. Dadurch beeinflusste das Werk die Ausbildung und Verbreitung des
neuen Architekturstils, des Renaissancestils. Obwohl die Gebildeten Europas
Latein und Italienisch konnten, folgten schnell aufeinander Übersetzungen von
Vitruvs Werk in mehrere andere europäische Sprachen.
Hinweise auf klimagerechtes Bauen
enthalten auch manche antiken Bücher, die sich auf die Landwirtschaft beziehen. Das
wichtigste Buch dieser Sparte ist „de re
rustica“ von Lucius
Iunius Moderatus Columella (erste Hälfte des 1. Jahrhunderts u.Z.), in dem dieser
nicht nur von der Felderbestellung und von der Viehzucht spricht, sondern auch von
der Anlage landwirtschaftlicher Gebäude. Im Jahr 1494 besorgte der Humanist
Filippo Beroaldo (3) eine berühmt
gewordene, mit Anmerkungen versehene Ausgabe der lateinischen
Agrarschriftsteller, nicht nur wegen ihres philologischen Bedeutungs, sondern
insbesondere wegen ihres praktischen Wertes für alle Landwirtschaft Treibenden.
Diese Methode wurde bald von anderen Herausgebern nachgeahmt, was zeigt, dass
im 15. und 16. Jahrhundert die Besitzer von grossen Landgütern ein lebendiges
Interesse an dieser Thematik hatten.
Paläste und Villen
In der Renaissance verbreitete sich unter den
Wohlhabenden und Adligen die Mode Villen auf dem Lande zu bauen und dort die
Sommermonate zu verbringen, nicht nur um Feste zu feiern und sich zu erholen,
sondern auch um die Erntearbeiten der abhängigen Bauern besser überwachen zu
können. Berühmt geworden sind die Villen, die der Architekt Andrea di Pietro,
genannt Palladio (1508-1580) in der Region Veneto gebaut hat. Palladio
arbeitete eng zusammen mit Daniele Barbaro, dem
Patriarchen von Aquileia, der damals dabei war Vitruvs Werk De architectura
zu übersetzen und zu kommentieren. Palladio lieferte ihm die Zeichnungen dazu.
Im Jahr 1554 unternahm Palladio, zusammen mit Barbaro, eine Reise nach Rom, um die
erste Ausgabe des Buches vorzubereiten, das dann 1556 in Venedig gedruckt
wurde.
Wir wollen hier nicht die Villen Palladios vorstellen,
denn aus klimatischer Sicht sind die Villen von Costozza von besonderem
Interesse, denn in diesen Komplex von Villen, der ebenfalls in der Region
Veneto liegt, wird der Wind genutzt um die Gebäude im Sommer zu kühlen.
Anmerkungen
(1) Aus dem Mittelalter stammen etwa 80 Manuskripte, unter denen ein Text in Altenglisch
und einer aus karolingischer Zeit.
(2)
Leon Battista Alberti, “De re
aedificatoria”, I,9(3) Scriptores rei rusticae Opera Agricolationum: Columella: Varronis: Catonisque: nec non Palladii: cum Philippe Beroalde. excriptionibus. G. Philippi Beroaldi: & commentaris quae in aliis impressionibus non extat. Bologne, Benedicti Hectoris, 1494.
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