Das Schloss “Sans-Souci” Friedrichs
II von Preussen in Potsdam
Am Anfang
des 18. Jahrhunderts gab es in Potsdam, auf einem Grundstück im Besitz der
Könige von Preussen, einen kahlen Hügel,
auf dem einmal alte Eichen gestanden hatten, die jedoch gefällt worden waren,
um im dortigen sumpfigen Gelände Befestigungsanlagen zu bauen. Im Sommer 1744
befahl Friedrich II die Südseite des „kahlen Hügels“ zu terrassieren und dort
einen Weinberg anzulegen. Weinbau war in der Mark Brandenburg seit dem 13.
Jahrhundert ziemlich verbreitet.
Das
Schloss Sans-Souci bei Potsdam - Südansicht
Auf dem
Südhang des Hügels wurden also sechs breite, leicht geschwungene Terrassen angelegt,
die von hohen Mauern, sogenannten Talot-Mauern, gestützt wurden. Auf den Mauern
waren Spaliere angebracht, an denen man die aus Portugal, Italien und
Frankreich importierten Reben zog. In den Stützmauern befanden sich 168
Nischen, die sich durch Glasfenster schliessen liessen und in denen Feigenbäume
wuchsen. Am talseitigen Rande der Terrassen standen Taxuspyramiden und zwischen
diesen Spalierobstbäume. Eine breite Freitreppe mit 120 Stufen führte in der
Mittelachse der Anlage hinunter in die Ebene (a parterre), wo 1745 ein
Barockgarten mit einem grossen Becken und einem Springbrunnen angelegt wurde.
Zu beiden Seiten des Weinbergs befanden sich befahrbare Rampen für die Gärtner.
Unweit
des neuen Weinbergs lag ein Garten, der die königliche Küche mit das Obst und
Gemüse versorgte. Dieser Garten blieb erhalten weil Friedrich frisches Obst
liebte und der Meinung war, das künstliche Gestaltung und Natur zusammengehen
müssten. Die Harmonie zwischen Mensch und Natur spiegelt sich auch in der
Architektur des Schlösschens wider, das sich der König oben auf dem
terrassierten Hügel bauen liess, sobald der Weinberg fertig war.
Im Januar 1745
befahl Friedrich den Bau eines eingeschossigen Lustschlösschens, einer „maison
de plaisance“ oberhalb des Weinbergs. Der König selbst machte ein Skizze des
Baues und beauftragte mit der Projektierung den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Der Bau Schlösschens
erfolgte in den Jahren 1745-1747. Die gesamte Anlage erhielt den Namen „Sans
souci“, ohne Sorge.
Projekt des Architekten Georg Wenzeslaus von
Knobelsdorff von 1744-45: Aussenansichten und Grundriss.
Legende: 1 Vestibül, 2 Marmorsaal, 3 Empfangszimmer, 4 Konzertzimmer, 5 königliches Studier- und Schlafzimmer, 6 Bibliothek, 7 Galerie, 8 Gästezimmer, 9 Gästezimmer, 10 Gästezimmer, 11 „Voltaire-Zimmer", 12 "Rothenburg-Zimmer", 13 Bedienstetenräume.
Legende: 1 Vestibül, 2 Marmorsaal, 3 Empfangszimmer, 4 Konzertzimmer, 5 königliches Studier- und Schlafzimmer, 6 Bibliothek, 7 Galerie, 8 Gästezimmer, 9 Gästezimmer, 10 Gästezimmer, 11 „Voltaire-Zimmer", 12 "Rothenburg-Zimmer", 13 Bedienstetenräume.
Den
Vorschlag des Architekten, das Schlösschen erhöht auf einem Untergeschoss zu
errichten, wies Friedrich zurück, weil er die Salons auf der gleichen Ebene wie
die
davorliegende Terrasse haben wollte. Deshalb waren die Fussböden immer kalt und
die Räume liessen sich sehr schlecht heizen.
Die Architektur des Schlösschens entspricht dem französischen Konzept
des „appartement double“, das seinerzeit als das Maximum an Komfort angesehen wurde, den ein Gebäude bieten
konnte. Ein doppeltes Appartement besteht aus zwei miteinander verbundenen
Räumen: einem Salon und einem dahinterliegenden Serviceraum. Im Falle von „Sans
souci“ ergab das Konzept eine Doppelreihe von Räumen: auf der Südseite lagen die
Salons mit der davorliegen Terrasse und die Nebenräumen auf der Nordseite. Die
Salons waren miteinander durch grosse Doppeltüren verbunden, die in der
Raumachse lagen, waren also „enfilade“ angeordnet, so dass die Raumfolge klar
erkennbar wurde.
Das Schloss besteht aus einem Mitteltrakt mit einen Vestibül auf der
Nordseite und einem grossen, hohen Saal, dem Marmorsaal, auf der Südseite. An
den Mitteltrakt schliessen sich auf beiden Seiten Flügel mit je fünf
Appartements an. Der Westflügel beherbergt Gästeappartements, im Ostflügel liegen
ein Empfangszimmer, ein Konzertzimmer, ein Studio, das zugleich das
Schlafzimmer des Königs war, und daran anschliessend eine Bibliothek; alle Zimmer
und Salons haben Nebenräume auf der Nordseite.
Der Mitteltrakt des Schlösschens “Sans-souci“ mit dem grossen Marmorsaal.
Für einen
König der damaligen Zeit war ein Schloss mit nur zwölf Zimmern, von denen nur
fünf von seiner Majestät bewohnt wurden, äusserst bescheiden. Die fürstlichen
Residenzen, die ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden, orientierten
sich an der Architektur des Versailler Schlosses und sollten die politische und
wirtschaftliche Macht ihrer adligen Eigentümer sichtbar verkünden.
Diese
Schlösser waren in der Regel viel zu gross und weitläufig, um von der
fürstlichen Familie und dem Hofe bewohnt zu werden. Folglich waren sie als
Wohnungen recht unbequem. Nach diesem anfänglichen Luxus setzte im 18.
Jahrhundert eine Gegenbewegung ein und auch die reichen, adligen Familien
wünschten sich bequemere und gemütlichere Wohnungen. Das Schloss „Sans-Souci“
ist ein Beispiel dafür.
In
Sans-Souci konnte Friedlich II von Peussen die Sommermonate „ohne Sorge“
verbringen und inmitten der Natur seinen künstlerischen und geistigen
Interessen nachgehen, ohne seine institutionellen Verpflichtung zu
vernachlässigen. Eine Windmühle, die schon 1736 in der Nähe des „kahlen Hügels“
lag, liess die ländliche Umgebung des Schlösschens noch idyllischer erscheinen.
Der Park von Sans-Souci um 1900
|
Das
Schloss wurde zwei Jahre nach Baubeginn am 1. Mai 1747 eingeweiht, obwohl noch
nicht alle Räume fertig waren. Mit Ausnahme von Kriegszeiten verbrachte
Friedrich regelmässig die Zeit zwischen Ende April und Anfang Oktober in
Sans-Souci.
In
Sans-Souci konnte der musikalisch begabte König – er spielte Querflöte – sich seiner
Liebe zur Musik hingeben und mit Freunden Konzerte geben. Er regierte sein Land
mit grosser Disziplin und führte ein für
einen König sehr bescheidenes Leben. Im Alter wurde aus seiner Bescheidenheit
Geiz und er widersetzte sich mit Entschiedenheit gegen alle notwenigen
Unterhaltsarbeiten an seinem Schlösschen denn: „Es muss ja nur bis zu meinem
Tode halten“.
Er starb
in Sans-Souci, in seinem Lehnstuhl sitzend, am 17. August 1786. Er wäre gern
zusammen mit seinen geliebten Hunden begraben worden. Aber sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II
wollte es anders. Im Gegensatz zum letzten Willen Friedrichs, lies er ihn in
der Potsdamer Garnisonskirche bestatten. Erst 1945, nach zahlreichen
Wechselfällen wurden seine Reste schliesslich im Park von Sans-Souci beerdigt.
Literatur
·
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Schloss
Sanssouci. 18. Auflage. Druck- und Verlagsgesellschaft Rudolf Otto mbH,
Berlin 1996
·
Generaldirektion der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci
(Hrsg.): Potsdamer Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17. bis
20. Jahrhundert. UNZE VG mbH, Potsdam 1993
·
Götz Eckardt: Schloss Sanssouci, Generaldirektion der Stiftung
Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci (Hrsg.), 1985
·
Gert Streidt, Klaus Frahm: Potsdam. Könemann VG mbH, Köln
·
Gert Streidt, Peter Feierabend (Hrsg.): Preußen Kunst und Architektur.
Könemann VG mbH, Köln 1999
·
Giersberg, Hans-Joachim, Hillert Ibbeken: Schloss Sanssouci. Die
Sommerresidenz Friedrichs des Großen. Mit Beiträgen von Thomas Blisniewski,
Tilo Eggeling, Jürgen Hamel u.a., Berlin 2005
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