Im 16. Jahrhundert
verbreitete sich bei den europäischen Adligen die Mode ihre Parks mit Zitronensträuchern
und Orangenbäumen zu verschönern.
Die Orangerie des Schlosses von Versailles
Die Zitrone (italienisch
limone) ist ein aus Indien stammender
Strauch, dessen Beschreibung zum ersten Mal in einem arabischen Manuskript des
12. Jahrhunderts erscheint. Der italienische Name limone geht auf Persisch limu zurück. In Europa wurde die Pflanze
zum ersten Mal in der Mitte des 15. Jahrhunderts in Genua gezüchtet.
Die
Orange stammt hingegen aus Südostasien und wurde in Europa schon vor der
Zitrone bekannt, das heisst im 11. Jahrhundert. Es handelte sich dabei jedoch
um eine bitterschmeckende, aus Persien stammende Art. Die süsse Orange, die
heute am weitesten verbreitete Art, wurde hingegen von portugiesischen
Kaufleuten im 15. Jahrhundert direkt aus Indien importiert. Der Name der Farbe
ist der der Frucht und erscheint erstmals im Jahre 1542.
Der
Zitronenstrauch blüht und trägt Früchte das ganze Jahr über, dagegen hat der
Orangenbaum wohlduftende Blüten, die der Pflanze eine sehr dekoratives Aussehen
verleihen. Aufgrund dieser Eigenschaften wollte der europäische Adel diese
Pflanzen in seinen Parks und bei seinen Schlössern haben. Die ersten
dekorativen Orangengärten entstanden in Frankreich. An einigen Orten, zum
Beispiel in Versailles, ist die ursprüngliche landwirtschaftliche Funktion der
„Orangerie“ noch erkennbar. Die Orangenkultur befand sich nämlich in der Nähe
des Gemüsegartens, der die königliche Küche mit Obst und Gemüse belieferte.
Die Zucht
von Citrusfrüchten brachte jedoch ein Problem mit sich: in Mitteleuropa war es
unmöglich die im Freien stehenden Bäume hinreichend vor Frost zu schützen.
Erste Versuche machte man, indem man die Bäumchen mit Stroh umwickelte, später
umgab man sie mit hölzernen und verglasten Gerüsten. Prinz Eugen von Savoyen
liess in seinem Park „Belvedere“ in Wien solche saisonalen Schutzbauten
errichten.
In
Deutschland entstand der erste “Pomeranzgarten” im Jahr 1559. Dort umgab
man die Orangenbäume im Herbst mit einem Holzgerüst, das im Frühling wieder
abgenommen wurde. Bereits 1617 entstand beim Louvre in Paris das erste feste
Gebäude, in welchem die Orangenbäume überwintern konnten. Solche Gebäude wurden
fortan wie die Freilandplantagen „Orangerien“ genannt. Die Bäume wurden nun in
grossen Kübeln gezogen, die im Sommerhalbjahr im Freien standen und im Winter in
ein festes, oft heizbares Gebäude gebracht wurden, eben in eine „Orangerie“,
ein Gewächshaus, das bei grosser Kälte sogar geheizt werden konnte.
Eine Orangerie konnte sowohl ein kleiner Anbau an ein
Herrschaftshaus oder Schloss sein, aber auch ein ganzer Komplex von Gebäuden
inmitten eines barocken Parks. Im letzteren Fall wurden bekannte Architekten
mit dem Entwurf dieser Anlagen betraut, denn das Ganze sollte ja nicht nur die
teuren Pflanzen beherbergen, sondern auch Eindruck auf die Besucher machen. Die
einzelnen Gebäude einer Orangerie wurden oft im Halbkreis gruppiert, so dass
ein Platz entstand, auf dem man im Sommer die Kübel mit den Bäumchen und
Sträuchern dekorativ aufstellen konnte. Fürstliche Orangerien enthielten zudem
nicht selten Säle für Kunstausstellungen, Bankette und Tanzvergnügen. Ein
beliebtes Element dieser Orangerie-Architektur war der Triumphbogen als
Ausdruck fürstlicher Würde.
Gegen Ende
des 18. Jahrhunderts begann die Orangerie-Mode und die Sammlung von dekorativen
Zierpflanzen zurückzugehen. Ihre Funktion wurde von den nun aufkommenden
grossen, aus Eisen und Glas gebauten Gewächshäusern übernommen. Viele Parks und
Gewächshäuser, die bisher privat gewesen waren, wurden jetzt öffentlich. Auch
die botanischen Gärten der Universitäten dienten nicht mehr ausschliesslich der
wissenschaftlichen Forschung und wurden öffentlich zugänglich.
Alle Orangerien
haben heute ihre alte Funktion, als Gewächshäuser und repräsentative Bauten des
Adels verloren und werden nur als Architekturdenkmäler erhalten. Die an der
Place de la Concorde gelegene Orangerie der Tuillerien in Paris, dient heute
als Museum und beherbergt die umfangreiche Kollektion nachimpressionistischer
Werke des Kunsthändlers Paul Guillaume, die nach seinem Tode an die Witwe Domenica
Walter fiel, welche um 1965 die Sammlung dem französischen Staat vermachte. Zwei
ovale Säle der Orangerie wurden schon 1927 restauriert, um dort die berühmten „Nymphéas“
von Claude Monet auszustellen.
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