Das Palm House der Bicton Gardens
Das kuppelförmige
Gewächshaus von John C. Loudon aus den Jahren 1818 bis 1838 war das Vorbild für
viele andere Gewächshäuser und so auch für das Palmhaus der Bicton Gardens in
East Budleigh, Devon (GB).
Bicton Gardens Palm House
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Das Palmhaus
der Bicton Gardens ist 21 Meter lang, fast 10 Meter breit und das einzige Gewächshaus vom Anfang des 19.
Jahrhunderts, das sich bis heute erhalten hat. Es gibt kein anderes Bauwerk aus
jener Zeit, das ein Kuppeldach aus Metallprofilen und Glas hat.
Leider haben
sich keine zeitgenössischen Zeichnungen und Dokumente erhalten, die das Palmhaus
beschreiben. Man kennt nicht einmal die Namen des Architekten und der Baufirma,
aber man nimmt an, dass es Loudon selbst war, der das Gewächshaus der Bicton
Gardens entworfen hat.
Das
Gewächshaus gehört zum Typ des „angelehnten Gewächshäuser“ (“lean to greengouses”), weil es sich auf
der Nordseite an die Mauer eines kleinen Gebäudes anlehnt, in dem sich ein
Heizkessel und ein Magazin befand. In der Mauer befinden Lüftungsöffnungen; weitere
Öffnungen befinden sich im oberen Teil der Hauptkuppel. Alle drei Glaskuppeln
sind aus dünnen Eisenprofilen gefertigt, die, zusammen mit Flacheisenbändern,
die Glasscheiben halten, welche die Aussenhaut des Gebäudes schuppenartig
bedecken. Die Glasscheiben sind
klein denn wären sie grösser, hätte man gekrümmte Gläser verwenden müssen. Die flachen
Glasscheiben übernehmen auch eine konstruktive Funktion: sie steifen die
Kuppeln aus, denn der Bau besitzt keine aussteifenden Diagonalstäbe.
Kew, ein Ort an
der Themse westlich von London, ist seit mehr als 200 Jahren berühmt für seinen
botanischen Garten. Seit 1848 gibt es dort auch ein Palmhaus. Der Garten ging
1841 ins Gemeindeeigentum über und schon wenige Jahre später beauftragte die
Gemeindeverwaltung die Architekten Richard Turner und Decimus Burton mit dem
Entwurf eines Palmhauses, das heute zum Kennzeichen des Gartens geworden ist,
weil es sich um die bedeutendste Glas-Metall-Konstruktion handelt, die das
viktorianische Zeitalter überlebt hat.
Das Palm House von Kew
Das in den
Jahren 1844-48 gebaute Palmhaus gliedert sich in drei Teile: einen
rechteckigen Mittelteil an den sich auf zwei Seiten Flügelbauten anschliessen,
die in Exedren enden. Der Mittelteil orientiert sich an dem Raummodell des
grossen Gewächshauses von Chatsworth, was nicht überrascht, denn Decimus Burton, einer der beiden
Architekten, war vorher Mitarbeiter von Joseph Paxton gewesen. Mittelteil und
Seitenflügel fliessen so ineinander, dass ein durchgehender Raum von 110 Meter
Länge gebildet wird.
Das Gebäude des
Palmhauses von Kew baut auf einem räumlichen Raster auf, welches sowohl den
Abstand als auch die Wölbung der Hauptträger festlegt. Dank dieses Systems
konnte die industrielle Herstellung aller Elemente rationalisiert werden. Die
Tragstruktur besteht aus gebogenen I-Trägern, die auf der einen Seite auf
gusseisernen Stützen ruhen, die ihrerseits in Betonsockeln verankert sind, auf
der anderen Seite stehen sie auf hohlen Gusseisensäulen. Diese Säulen tragen auch eine umlaufende
Galerie, auf die man über zwei Wendeltreppen gelangt.
Der Bau orientiert sich an Prinzipien des Schiffsbaus. In der Tat ähnelt
die Form der Dachkonstruktion der eines umgedrehten Schiffsrumpfes. Die
Verwendung leichter aber doch stabiler Stahlträger hat es ermöglicht, ein grosses
Volumen ohne die sonst üblichen Balken und Stützen zu überdecken und dadurch
den Palmen viel Raum zum Wachstum zu geben.
Damit im Palmenhaus tropische Pflanzen wachsen können, muss dieses geheizt werden. Ursprünglich hatte man die Heizkessel in einem Untergeschoss untergebracht. Die Eisenrohre, in denen Warmwasser zirkulierte verliefen unter den Gitterrosten, auf den die grossen Behälter aus Teakholz und Terrakotta mit den Pflanzen standen.
Der Rauch
aus den Heizkesseln wurde über eine Distanz von 150 Metern (490 ft), mittels
grosser Rohre, in einer Galerie unter dem Teich des Palmenhauses zu einem
eleganten Schornstein geleitet, der die Form eine italienischen Glockenturms
hatte. In der Galerie waren Gleise verlegt, so dass man die Kohle zum Heizen in
Loren zu den Heizkesseln transportieren konnte.
Unglücklicherweise
wurde 1848 des Untergeschoss des Palmenhauses überschwemmt und es brauchte
mehrere Jahre bis alles Wasser wieder herausgepumpt war. Im Jahr 1853 erhöhte
man den Fussboden des Heizkesselraumes. Diese Massnahme führte dazu, dass der
Rauchabzug nicht mehr richtig funktionierte und folglich funktionierte auch das
Heizsystem nicht mehr wie früher, so dass ein Teil des Gebäudes unbeheizt
blieb.
Sanierungen
In den 50er
Jahren des letzten Jahrhunderts, als das Palmhaus von Kew mehr als hundert
Jahre jeder Witterung und allen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen im Innern
standgehalten hatte, machten sich Abnutzungserscheinungen bemerkbar, die ein
vollständige Restaurierung notwendig erschienen liessen. Erste Arbeiten wurden
in den Jahren 1955-57 durchgeführt. Sie betrafen die Säuberung und
Wiederausrichtung der die Glasscheiben haltenden Querprofile, sowie den
Austausch aller Gläser. Es wurden neue Becken zur Aufnahme der Pflanzen gebaut,
die während der Bauarbeiten nur umgestellt worden waren.
Photographische Aufnahme während des Baues
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Die alten
Kohleheizkessel tauschte man gegen neue Ölheizkessel aus, die in einer Zentrale
in der Nähe des italienischen Glockenturms installiert wurden. Die Galerie
wurde wieder benutzt; dieses Mal jedoch als Träger der Warmwasserleitungen. Ein
paar Jahre später, als Erdgas der hauptsächlichste Brennstoff wurde, erhielten
die Heizkessel neuer Brenner.
Ein
zweite, umfassendere Restaurierung erfolgte in den Jahren 1984-88. Zum ersten
Mal in seiner Geschichte wurde das Palmhaus vollständig ausgeräumt. Der grösste
Teil der Palmen fand Unterkunft in einem provisorischen Gewächshaus, aber
einige Exemplare, die in der Zwischenzeit viel zu gross geworden waren, mussten
gefällt werden.
Das Palmhaus von Kew ist eines der berühmtesten Bauwerke
der Welt. Unter der Leitung der Property Services Agency ist es vollständig demontiert,
restauriert und mit neuen Profilen versehen worden. Diese Profile besitzen die
gleiche Form wie die alten, sind aber nichtrostend. Burton und Turner sind auf
dem Gebiet der Gewächshausbaues aus Stahl und Glas unzweifelhaft Pioniere gewesen,
aber die heutigen Standard sind sehr viel höher. Heute muss man
Sicherheitsgläser benutzen und diese sind sehr viel schwerer als die vor 150
Jahren benutzten Glasscheiben.
Die Anordnung der
Pflanzen im Innern des Palmhauses wurde verändert. Die Palmen stehen nun in
Becken (Trögen) und nicht mehr in transportierbaren Kübeln wie früher. Die neue
Anordnung erlaubt auch breitere Wege und lässt folglich mehr Platz für
Besucher. Diese zweite Restaurierung des Palmhauses hat mehr Zeit erfordert als
der Bau des historischen Gebäudes. Es wurde im August 1989 fertiggestellt und
am 6. November 1990 von der Königinmutter eingeweiht.
Sefton Park Palm House
Das Palmhaus
im Sefton Park von Liverpool ist ein Geschenk von Henry Yates Thompson an die Stadt und wurde von
der Firma McKenzie & Moncur aus Glasgow gebaut, die Spezialisten auf dem
Gebiet des Gewächshausbaues und des Baues von Heizungsanlagen waren. Das
Palmenhaus wurde im Jahr 1895 fertiggestellt.
Das Palmenhaus um 1900
Die
Architektur des Gebäudes gehört zu des von Joseph Paxton perfektionierten Bauens
mit Glas und Stahl. Ursprünglich beherbergte das Palmhaus eine einzigartige
Sammlung exotischer Pflanzen. Im Inneren standen neun Marmorstatuen; vor dem
Gebäude lenkten acht, auf Marmorsockeln stehende Bronzestatuen die
Aufmerksamkeit der Besucher auf sich, darunter eine von Charles Darwin und eine
von Cristopher Columbus.
Zu Beginn des Zweiten
Weltkriegs wurde das Palmhaus getarnt, weil das Glasdach die Sonne reflektierte
und deshalb die Aufmerksamkeit deutscher Bomber hätte auf sich ziehen können.
Trotzdem wurde im Mai 1941 die Gläser des Gebäudes durch eine in der Nähe
gefallene Bombe zerstört. Sie wurden erst 1950 ersetzt.
Das
renovierte Palmenhaus 2002
Nach einer Periode des Niedergangs blieb das heruntergekommene Palmhaus in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts geschlossen. Viele sahen darin das Ergebnis einer gewollten Vernachlässigung und einen wandalischen Akt der sozialistischen Stadtverwaltung unter Derek Hatton.
Im Juni 1992
fand eine öffentliche Versammlung statt, in der klar und deutlich die
Restaurierung des Palmenhauses gefordert wurde. Eine entsprechende, von 5000
Bürgern unterschriebene Petition, wurde dem Gemeinderat zugestellt. Um das
notwendige Geld zu sammeln, wurde die Kampagne „Save the Palm House“ lanciert, die
zur Gründung des Vereins „Friends of the Palm House“ führte und, etwas später, zu
der des “Sefton Park Palm House
Preservation Trust”.
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