domenica 25 agosto 2013

Nomadenbehausungen


Beginnen wie unsere Geschichte des klimagerechten Bauens mit den Behausungen, die bei Nomadischen Völkern Tradition haben oder hatten, denn es gibt immer weniger Nomaden. Nomade war der Mensch bevor er in der Jungsteinzeit (Neolithikum) sesshaft wurde. Er war Jäger und Sammler. Er ernährte sich von essbaren Früchten und Gräsern sowie vom Fleisch erlegter Tiere. Er folgten den jahreszeitlichen Wanderungen der Beutetiere, aß frisches oder getrocknetes Fleisch sowie frische oder getrocknete Früchte. Je nach Jahreszeit verlegte er seine Wohnsitze. Seine Werkzeuge und Waffen waren aus Holz, Knochen und Stein. Die Töpferei war noch unbekannt. Die Gefäße waren Körbe, Lederbeutel und Kalebassen. Diese Menschen lebten als Nomaden; sie kannten keine dauerhaften Siedlungen und Wohnstätten.

Nomadenvölker gibt es auch heute noch. Normalerweise handelt es um Viehzüchter und Hirten, die mit ihren Tieren von Weidegrund zu Weidegrund ziehen. Viele dieser Menschen leben, oder lebten bis vor Kurzem, in provisorischen oder transportierbaren Behausungen. Aus der Sicht des klimagerechten Bauens höchst interessant sind zum Beispiel die traditionellen Behausungen der nordamerikanischen Indianer und der viehzüchtenden Mongolen.

Der Tipi der nordamerikanischen Indianer

Einige Völker Nordamerikas lebten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein als Nomaden oder Halbnomaden, zum Beispiel die Indianer der großen Ebenen. Die Sioux, die Cheyenne, die Arapaho, die Shoshonen und ihre Verwandten die Comanches. Diese Stämme und Völker jagten hauptsächlich die zahlreichen und in großen Herden lebenden Bisons und folgten ihnen bei deren Wanderungen. Diese Leute wohnten in transportierbaren Zelten, den sogenannten Tipis (oder Teepees), wie sie in vielen Wildwestfilmen zu sehen sind. Das Wort „Tipi“ bedeutet nichts anderes als „Behausung“.
 
 
Der Tipi ist ein konisches Zelt und besteht aus einem Skelett aus dünnen und biegsamen Holzstäben welches mit einer halbrunden Plane bedeckt ist. Vormals war diese Plane eine Bisonhaut oder ein Geflecht aus Birkenrinde, heute, wo es keine riesigen Bisonherden mehr gibt und die Indianer in Reservaten leben, sind die Zeltplanen aus wasserdichten Stoffen gemacht. Ein Tipi hat einen kreisförmigen Grundriss dessen Durchmesser zwischen drei und sechs Meter variieren kann. In der Mitte des Zeltes befindet sich die Feuerstelle, die restliche Fussbodenfläche ist mit Matten oder Fellen bedeckt.


Der Medizinmann Little Big Mouth vor seinem Teepee in Oklahoma


Über dem Eingang des Tipi befindet sich eine Öffnung, die mit zwei an Stäben befestigten Stoffstücken verschlossen werden kann. Mit ihnen lässt sich die Lüftung des Zeltes und der Rauchaustritt je nach Windrichtung regulieren. Da die Plane, die das Zelt bedeckt, nicht ganz bis zum Boden reicht, sondern etwa zehn Zentimeter darüber endet, entsteht ein vertikaler Luftzug, wie in einem Kamin, der den Rauch nach oben steigen lässt wo er an der Zeltspitze austritt. Die Zeltplane wird unten von in die Erde getriebenen Holzpflöcken so fest gehalten, dass sie auch bei starken Wind nicht davon fliegt.
 

Teepee der Shoshonen (Ende des 19. Jahrhunderts)


Im Inneren des Zeltes befindet sich eine weitere Plane, die vom Boden bis in etwa 150 Zentimeter Höhe reicht. Dieses Tuch ist an den Stäben des Zeltskeletts befestigt und schliesst die Öffnung zwischen der Zeltabdeckung und dem Boden. Das Tuch ist also ein Windschutz, der das Zeltinnere warm hält, das Feuer in der Mitte des Zeltes ruhiger brennen lässt und verhindert, dass die Asche aufgewirbelt wird. Ausserdem verhindert das Tuch, dass sich die Schatten der Personen im Zeltinnern auf der Zeltplane projizieren.

Selbst in sehr kalten Wintern bietet ein Tipi eine temperierte und komfortable Unterkunft , schützt gegen Regen, Schnee und Sturm; im Sommer hingegen bietet er dank seiner regulierbaren Lüftung erfrischende Kühle. Der Tipi ist zerlegbar, transportabel und rasch aufzubauen: eine optimale Wohnstätte für Nomaden. 

Früher lebte in einem Tipi eine ganze Familie aus sechs oder sieben Personen. Heute werden diese Zelte hauptsächlich bei besonderen Anlässen benutzt, zum Beispiel bei Stammesberatungen, den sogenannten powwow, und bei Festen zur Unterbringung von Gästen.

Ausser dem Tipi gab es bei den nordamerikanischen Indianern noch andere Arten von Behausungen, darunter den Wigwam”, eine kleine aus gebogenen Zweigen und mit Blättern bedeckte Hütte, die vor allem von den Indianern der waldreichen Gebiete während der Jagd benutzt wurde. Der Wigwam ist also keine dauerhafte Behausung, sondern ein stets ad hoc und für temporären Aufenthalt gedachter Schutz, obwohl das Wort „Wigwam“ in der Agolkin-Sprache auch eine dauerhafte Unterkunft bezeichnet.

Der Iglu der Inuit

Die Inuit sind das am nördlichsten lebende Volk Nordamerikas. Sie bewohnen hauptsächlich das nordöstliche Kanada sowie Grönland. Die Inuit sind das zahlenmässig grösste aller arktischen Völker. Häufig werden sie Eskimos genannt, aber dieser Name gefällt ihnen nicht. Sie sagen das Wort „Eskimo“ sei herabsetzend, denn sie führen es auf  ashkipok zurück, was in der Sprache der Anishishabe  Rohfleischesser“ bedeutet. Diese Etymologie gilt heute als veraltet und man führt das Wort „Eskimo“ auf das Wort aayaskimeew der Cree-Indianer zurück, das „Schneeschuhmacher“ bedeutet, also etwas wesentlich ehrenhafteres.
 

Grosser Igloo (Kinngait, Südküste der  Baffin Insel)


Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren di Inuit ein Jägervolk. Ihre bevorzugten Beutetiere waren Meeressäuger wie Seehunde und Walrosse, aber, je nach Jahreszeit, waren sie auch Fischer und Sammler. Dieses Leben machte sie zu Nomaden. Wenn es in der von ihnen bewohnten Gegend jagdbare Tiere gab, wohnten sie auch in festen Siedlungen. Die einzelnen Familiengruppen wohnten in Lagern – im Winter in qarmaq, die aus dem Material gebaut waren, das es am Ort gab: Steine, Erdschollen, Laub, Treibholz und an den Strand gespülte Walknochen.
 
 
Inneres eines Igloo

Die berühmten Iglus, Häuser aus Eis und Schnee waren immer nur provisorische Unterkünfte, die während den Jagdwanderungen ad hoc errichtet wurden um sich vor drohenden Schneestürmen zu schützen.  Im Sommer lebten die Jäger in aus Wahlknochen und Häuten errichteten Zelten.

Das Wort Iglu bedeutet einfach „Unterkunft“ und bezieht sich nicht nur auf das Schneehaus, sondern auch auf das Zelt und die Hütte. Schon seit über einem halben Jahrhundert wohnt kein Inuit mehr in einem Iglu. Heute wohnen die Inuit in normalen Häusern und Siedlungen und, während ihren Aufenthalten auf dem Land, in sogenannten „cabins“. Der Bau von Schneehäusern wird jedoch weiterhin gepflegt und er wird sogar in Kursen gelehrt, denn es hat sich ein arktischer Tourismus entwickelt und der Tourist kann während seinen Ferien sogar in einem Iglu schlafen.

In klimatischer Hinsicht, ist ein Iglu sogar für einen Arktisbewohner einigermassen komfortabel, denn Schnee ist infolge der eingeschlossenen Luft ein gut wärmedämmendes Material. Die Innentemperaturen sind um null Grad und am höchsten Punkt wo man schläft, liegen sie sogar etwas darüber.

Die Temperaturdifferenz zwischen drinnen und draussen kann sogar 50 Grad erreichen. Ein Beispiel: Aussentemperatur -46°C, Innentemperatur an der höchsten Stelle wo man schläft + 4°C. Höhere Temperaturen würden ein Schmelzen des Schnees bewirken und dadurch das Innere unbewohnbar machen.

Die Jurte der Mongolen

Eine andere Art transportabler Hütte findet man in der Mongolei, ein vorwiegend bergiges Land. Etwa ein Drittel des Landes ist von hohen Bergen dominiert. Im Süden und im Osten gibt es Hochebenen mit trockenen Steppen und die Wüste Gobi. Das Klima der Mongolei ist eines der extremsten. Im Laufe eine Jahres können die Temperaturen zwischen -25°C im Winter und +20°C im Sommer variieren. Der Temperaturunterschied ist dreimal grösser als in Westeuropa. Die Niederschläge variieren zwischen 400 mm im Norden des Landes und 100 mm im Süden, in der Wüste Gobi. 80 bis 90 Prozent der Niederschläge erfolgt zwischen Mai und September.


Zwei moderne Jurten  in der mongolischen Steppe (1994)


Wegen dieses unwirtlichen Klimas war bis vor einem halben Jahrhundert die Gegend ausschliesslich von nomadisierenden Viehzüchtern bewohnt, von denen die meisten Mongolen waren. Nach Grönland ist die Mongolei eines der Länder mit der geringsten Bevölkerungsdichte.

Die traditionelle Behausung der mongolischen Nomaden war und ist noch heute die Jurte, eine kreisrunde, leichte, transportable Konstruktion. Die Wände und das Dach einer Jurte bestehen aus einem leichten Holzgerüst, bei einigen Jurten gehört dazu auch ein oder zwei zentrale Mittelpfosten. Das Ganze ist eingedeckt mit Filzmatten und Teppichen. In die Aussenwand ist eine Holztür eingelassen. Die gesamte Konstruktion ist zerlegbar und kann in einer Stunde aufgebaut werden. Sie kann von zwei Kamelen oder auf einem modernen Pickup transportiert werden.
 
 
Traditionelle Jurten (19. Jahrhundert) 

Die Aussenhülle einer Jurte besteht aus verschiedenen Schichten. Ein Baumwolltuch bildet die innerste Schicht; dann folgt eine wärmedämmende Schicht aus Wollfilz, die in der Vergangenheit auch die äussere, wasserabstossende Schicht bildete. Heute liegt über dem Filz in der Regel eine wasserdichte Kunststoffplane. In der Mitte der Jurte, am höchsten Punkt befindet sich eine Öffnung durch die der Rauch der Feuerstelle abziehen kann.

Eine Jurte reflektiert die soziale und spirituelle Stellung seiner Bewohner. Jedes Familienmitglied hat seinen bestimmten Platz. Die innere Aufteilung einer Jurte ist äusserst rationell, anderenfalls wäre es nicht möglich unter solchen extremen Klimabedingungen im gleichen Raum zu kochen und zu schlafen.


Inneres einer modernen Jurte

Noch heute ist die Jurte eine nicht unbedeutende Wohnform in der Mongolei und zwar ist sie beliebt nicht nur bei den nomadischen Viehzüchtern, sondern auch bei einem Teil der städtischen Bevölkerung, der diese Hütten bevorzugt, weil sie im Winter mehr Wärme bieten als viele moderne Stadtwohnungen.

 

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