sabato 24 agosto 2013

Vorbemerkung


Vor einigen Jahren hatte ich eine Diskussion mit einem Kollegen der sich begeistert für die Nutzung  der Sonnenenergie einsetzt, selbstverständlich mit den üblichen Argumenten: Sonnenenergie kostet nichts, ist unbegrenzt verfügbar denn die Sonne scheint noch für einige Milliarden Jahre, die Nutzung der Sonnenenergie  schadet dem Klima nicht; hingegen werden Erdöl und Erdgas bald aufgebraucht sein, ihre Verbrennung schädigt das Klima, und die Nutzung der Atomenergie verbietet sich wegen des ungelösten Problems der Endlagerung radioaktiver Abfälle sowie anderer möglicher Gefahren für die Menschheit. Er machte mir den Vorschlag, ein Buch über die Geschichte der Solararchitektur zu schreiben, die irgendwie in grauer Vorzeit beginnen müsse, weil der Mensch damals weder Kohle, noch Erdöl, noch Erdgas kannte.

Bevor man beginnt ein Buch zu schreiben, ist es notwendig, dass man den Gegenstand über den man schreiben will, möglichst klar definiert, damit man während des Schreibens das Thema nicht aus den Augen verliert. Das haben wir in der Schule gelernt. Als ich angefangen habe diesen Text zu schreiben, schien  das Thema klar: „Geschichte der Solararchitektur“.  Dann ist sofort die Frage nach der Definition von Solararchitektur  aufgetaucht. Gibt es überhaupt eine einheitliche Definition von Solararchitektur? Leider gibt es die nicht. Was heute allgemein als Solararchitektur bezeichnet wird, ist rein willkürlich und meistens von der Interessenlage derjenigen  bestimmt, die den Ausdruck benutzen.  Für begeisterte Verfechter der Solarenergie ist quasi alle Architektur in irgendeiner Weise Solararchitektur.

 Nach heute allgemein dominierendem Verständnis ist Solararchitektur eine Architektur, deren  spezielles Ziel die Nutzung der Sonnenenergie – Licht und Wärme – ist. Eine umfassende Nutzung  der Sonnenenergie soll dazu beitragen, den Verbrauch von Erdöl, Erdgas, und Kohle zu verringern, Rohstoffe die heute zur Heizung und Beleuchtung von Gebäuden, zur Aufbereitung von Warmwasser und zur Elektrizitätsgewinnung genutzt werden. Diese Rohstoffe werden als fossil bezeichnet, weil sie sich im Laufe von Jahrmillionen gebildet haben. Ihr Vorkommen ist begrenzt und ihre Verbrennung ist mit Emissionen von Gasen, hauptsächlich Kohlendioxid (CO2), verbunden, die den natürlichen Treibhauseffekt der Atmosphäre verstärken und damit eine allgemeine Klimaveränderung hervorrufen.

Wenn Solararchitektur eine Reaktion auf die Nutzung fossiler Brennstoffe ist, dann beginnt ihre Geschichte erst im 19. oder 20. Jahrhundert. Lässt man dagegen die Alternativfunktion zu den fossilen Brennstoffen beiseite, bleibt der Umgang der Architektur mit der  Sonne übrig, und dieser hat eine lange Geschichte, denn seit jeher muss die Architektur ihre Rechnung mit der Sonne machen. Dies fängt mit der Belegung eines sonnigen, windgeschützten Platzes an. Dieser Platz kann am Eingang einer Höhle liegen, die sich nach Süden öffnet. Eine Höhle ist zwar kein Bauwerk, aber Felsüberhänge, von Archäologen oft mit dem französischen Wort abri bezeichnet, haben den Menschen in vorgeschichtlicher Zeit oft als geschützte Wohnplätze gedient. Dort konnte man windgeschützt leichte Hütten aus Laub und Ästen errichten und, wenn die Sonne  zu heiss schien, sich in den Schatten zurückziehen.

Der Mensch nutzt seit jeher die Sonne als Licht- und Wärmequelle, aber seine Bauten waren nicht darauf angelegt, an Maximum an Sonnenenergie zu ernten. In heissen Ländern, wo die Sonne im Übermass scheint, suchen die Menschen den Schatten und nicht die Sonne und ihre Bauten müssen nicht wie die mitteleuropäischen die Hälfte des Jahres geheizt werden. Die vorindustrielle, traditionelle Architektur muss deswegen richtigerweise „klimagerechte Architektur“ heißen, denn sie nimmt Bezug auf die Besonderheiten des lokalen Klimas und nicht in erster Linie auf die Sonne.  Die Sonne ist nur eine der vielen Faktoren, die das Klima beeinflussen. Das Klima kann es erfordern, dass man an einem Ort die Sonne und ihre Wärme sucht, wie in Mitteleuropa, während man sie an anderen Orten, zum Beispiel in Arabien und in Afrika  flieht und eher Schatten und Kühle sucht. Das Hauptziel der klimatischen Architektur ist es, im Innern eines Gebäudes ein Klima zu kreieren, das angenehmer ist  als das Aussenklima - und zwar mit einfachen Mitteln. Alle traditionelle Architektur ist klimagerecht. Selbst die heute sogenannte  Solararchitektur bedient sich weitgehend der Mittel des traditionellen klimagerechten Bauens wie Orientierung zur Sonne, Beschattung, Kühlung durch Nachtlüftung usw.

Aufgrund dieser Überlegungen sind nun zwei Bücher entstanden: eine Geschichte des traditionellen klimagerechten Bauens und eine Geschichte des modernen solaren Bauens, welches das Ziel hat, den Energiebedarf von Gebäuden ausschliesslich oder hauptsächlich mit Sonnenenergie zu decken. Dieser Blog enthält die Geschichte des traditionellen klimagerechten Bauens. Die Texte habe ich zunächst in Italienisch geschrieben und erst dann die vorliegende deutsche Fassung erarbeitet. Die italienische Version wird auf www.miniwatt.it veröffentlicht.

 

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