Geografie und Klima
Japan
ist das Land der aufgehenden Sonne. Sein Name Nihon wird mit zwei Zeichen geschrieben: mit dem Zeichen ni (日) = Sonne oder Tag und mit hon
(本) = Ursprung. Japan ist eine
Inselgruppe im nordwestlichen Pazifischen Ozean und erstreckt sich in Form
eines grossen Bogens von Nord (L 45° N, Hokkaido) nach Süd (L 20° N,
Okinotorishima). Die gesamte Inselgruppe ist vorwiegend gebirgig; zwei Drittel
des Landes sind von waldreichen Bergen bedeckt. Ebenen gibt es hauptsächlich
auf der Insel Honshū, wo auch
die meisten Städte des Landes liegen.
Wegen seiner Nord-Süd-Ausdehnung
ist das Klima des Archipels sehr unterschiedlich und reicht vom
kalt-temperierten Klima Hokkaidos, mit seinen kalten und schneereichen Wintern,
bis zum subtropischen Klima der Präfektur Okinawa, wo die Winter mild und die
Sommer warm und schwül sind. Der Herbst ist warm und trocken.
Das Klima
Japans wird auch beeinflusst von den Winden, die im Winter vom asiatischen
Kontinent her gegen den Pazifik wehen und, im Sommer vom Ozean gegen den
Kontinent. Im späten Frühling beginnt die Regenzeit nach der Art des Monsuns (baiu
zensen), die einen Monat lang anhält.
Das Klima
variiert auch mit der Höhenlage. Die Berge bremsen die Winde und auf der
zentralen Insel Honshu ist das Klima im Innern charakterisiert von starken
Temperaturänderungen zwischen Sommer und Winter und zwischen Tag und Nacht.
Das
traditionelle japanische Haus
Das normale Haus heisst
auf Japanisch minka was wörtlich
“Haus der Leute” bedeutet. Es handelt sich um ein Haus auf eigenem Grundstück,
also um ein freistehendes Einfamilienhaus. Ursprünglich war minka das Haus der Bauern, Handwerker
und Kaufleute, das heisst von Leuten, die nicht zum Adel gehörten. Der Bautyp
des Hauses variiert von Region zu Region, entsprechend dem Klima und den Sitten
der Menschen. Es lassen sich jedoch zwei Grundtypen
unterscheiden: das noka, oder das
richtige Bauernhaus und das machiya, das Haus des städtischen Bürgertums.
Heute bezeichnet minka jede Art von
Einfamilienhaus, das im traditionellen Stil gebaut ist.
In diesem Aufsatz beschränken
wir uns auf eine Beschreibung des traditionellen japanischen Hauses, des minka-Hauses oder noka-Hauses.
Ein kleines minka mit Garten
Ein minka oder noka ist immer
aus einfachen Materialien gebaut, das heisst, aus am Ort vorhandenen Materialien.
Die Bauern konnten sich keine teuren Häuser leisten und kein Baumaterialien von
weit her kommen lassen. Sie mussten sich mit dem begnügen, was ihre Umgebung
lieferte. Die noka waren deshalb aus
Holz, Bambus, Lehm, Schilf und Reisstroh gebaut. Diese Bauten hatten einer
hölzernes Skelett aus Pfosten und Riegeln, die ohne Nägel oder Schrauben
miteinander verbunden waren. Die Holzverbindungen erforderten komplizierte
Schnitte oder die einzelnen Elemente wurden einfach mit Stricken und Seilen
verbunden.
Weil das gesamte Gewicht eines
traditionellen Hauses auf den Holzstützen lastet, konnten die Wände leicht und
nichttragend sein. Die Innenwände waren nicht fest sondern verschiebbar.
Ansonsten benutzte man auch Sichtschirme (fusuma)
aus Holz und Papier. Die Umfassungswände des Hauses und die Eingangstür der
Bauernhäuser waren normalerweise aus Holz.
Die Dächer waren mit
Schilf oder Reisstroh eingedeckt und auch die Matten (tatami), die im Innern der Boden bedeckten waren aus Reisstroh.
Nur in den Städten gab es Häuser mit Ziegel- und Schindeldächern. Aus Stein
waren nur die Fundamente und die Pfeiler, auf denen die Holzkonstruktion des
Hauses vom Boden etwas abgehoben stand.
Das auffallendste Merkmal
der japanischen Bauernhäuser sind, wie bei den polynesischen Häusern, die hohen
und steilen Satteldächer. Die Dachflächen der alten noka reichten fast bis auf den Boden und waren mit Reisstroh
gedeckt (yosemune). Diese Form ist sehr vorteilhaft: bei starkem Regen läuft
das Wasser rasch ab und durchnässt nicht die Strohlage und im Winter bleibt der
Schnee nicht darauf liegen und die Tragkonstruktion muss keine zusätzliche
Schneelast aushalten.
Eine
Durchnässung würde die Strohdeckung des Daches sehr schnell zum Verfaulen bringen.
Das hohe, steile Dach übernimmt auch die Funktion eines Kamins, der in den
japanischen Häusern fehlt. Der Rauch sammelt sich unter dem First und entweicht
durch zwei Giebelöffnungen. Ausserdem bietet der hohe Dachraum Platz zum
Trocknen von Früchten und zur Aufbewahrung von Geräten.
Am First, wo die beiden
Dachflächen zusammentreffen ist der Winddruck am stärksten und es braucht
deshalb eine zusätzliche Verstärkung der Konstruktion. Bei Dächern, die mit
Schindeln oder Tonziegeln gedeckt sind, reicht normalerweise die Verstärkung des
Firstes durch eine doppelte Schicht dieser Elemente. An den Firstenden wurden
oft dekorative Spezialziegel angebracht, die oft die Form eines Delphins hatten.
Das
Innere eines ländlichen minka
gliedert sich in zwei Teile: der eine Teil hat einen Boden aus gestampfter
Lehmerde doma genannt (eine Art
Tenne), der andere ist erhöht und hat einen Holzboden auf welchem Strohmatten (tatami oder mushiro) liegen. Im doma-Teil
lag die Feuerstelle (kamado) an
der man kochte; im Übrigen gab es dort
noch ein Waschbecken aus Holz, ein grosses Tongefäss, im das aus dem
Schachtbrunnen geschöpfte Wasser aufbewahrt wurde, sowie verschiedene Vorratsbehälter. Im doma erfolgten die bäuerlichen Arbeiten. Eine grosse Holztür, odo genannt, bildete den Hauseingang.
Der Teil
mit dem erhöhten Fussboden bildete den eigentlichen Wohnteil des Hauses. Dieser
Teil war durch Schiebewände in Zimmer unterteilbar. Die übliche Aufteilung war
in vier Zimmer (yomadori), die nach Belieben
zu einem oder zwei grösseren Räumen zusammengefasst werden konnten. Zwei dieser
Zimmer dienten dem täglichen Leben der Familie. In den anderen Zimmer schlief
man oder beherbergte Gäste. In einem der Zimmer befand sich ein tokonoma, (床の間), eine
Nische, in der ein Rollbild (kakemono)
hing und ein Blumenarrangement (ikebana)
stand. Eine solche Nische gibt es auch
heute noch in den modernen japanischen Wohnungen. In einem der Zimmer befand
sich eine im Boden eingelassene Feuerstelle an der man Teewasser heiss machen
konnte.
Zu den Mahlzeiten
versammelte sich die Familie um die kleine, im Boden eingelassene Feuerstelle,
wobei die Sitzordnung von der Tradition bestimmt war. Die am weitesten vom doma entfernte Seite, yokoza genannt, war dem Hausherrn
vorbehalten. Die Mutter und die anderen Frauen nahmen auf einer anderen Seite
Platz. Eine dritte Seite war den Gästen und den anderen männlichen
Familienmitgliedern vorbehalten. Auf der vierten Seite stand schliesslich ein Stapel Holz. Ursprünglich
war am Abend die Flamme des Feuers oft die einzige Lichtquelle in den
Bauernhäusern, denn das Lampenöl war für viele Bauern zu teuer.
Das Daches eines
traditionellen minka wird erneuert
Im Sommer, der
in Japan oft heiss und schwül ist, garantierte die Öffnung der Aussenwände eine
erfrischende Durchlüftung des Hauses. Durch die Erhöhung des Fussbodens konnte die Luft auch unter dem
Haus zirkulieren, wodurch das Holz trocken gehalten und der Gefahr von
Schimmelbildung vorgebeugt wurde.
Die
altjapanischen Häuser waren nicht heizbar. Es gab keine Öfen. Man musste sich
deshalb im Winter auch im Hause warm anziehen. Die einzige Wärmequelle war ein
kleiner transportables Metallbecken in welchem man Holzkohle am Brennen hielt.
Im Übrigen härtete man seinen Körper mit heissen und kalten Bädern ab, was in
Japan auch heute noch sehr beliebt ist. In den traditionellen Häusern lagen
das Bad und der Abtritt ausserhalb des Hauses in einem Anbau, aber unter dem
gleichen Dach.
Gassh o-zukuri, Dachuntersicht
In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts galten die minka als altmodisch, unzeitgemäss und feuergefährdet. Deshalb wurden viele dieser traditionellen Häuser abgerissen und durch moderne Bauten ersetzt. 1997 kam es dann zur Gründung des Vereins Japan Minka Re-use and Recycle Association (JMRA), dessen Ziel es ist, möglichst viele dieser wunderschönen traditionellen Häuser zu erhalten.
Literatur
Blaser, Werner: Tempel und Teehaus in Japan, Basel/Boston/Berlin 1988
Lodi,
Paolo: Le città capitali del Giappone (VII-XIX secc.); in: Storia della città,
N.44, ottobre-dicembre 1987, p. 7-74
Suzuki Mitsuru.
"Minka." Kodansha Encyclopedia of Japan. Tokyo: Kodansha Ltd.
(1985)
Goto
Osamu. History of Japanese
Architectures, Kyoritsu
Shuppan, 2003
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