Noch heute
gibt es in Italien zwei traditionelle Bautypen, die als klimagerecht betrachtet
werden können: den Dammuso auf der
Insel Pantelleria und den Trullo in
Alberobello (Apulien).
Der Dammuso
Der Dammuso
ist das typisches Wohnhaus der Insel Pantelleria, die zwischen Sizilien und der
tunesischen Küste liegt. Das Klima auf der Insel ist durch recht hohe Sommertemperaturen
und milde Winter gekennzeichnet. Die mittlere monatliche Temperatur liegt im August bei 24°C
, im Januar bei 10°C. Die Niederschläge sind im Sommer spärlich, aber die Winde
wehen das ganze Jahr über stark und häufig. Der Dammuso trägt diesen besonderen
Bedingungen des Inselklimas Rechnung. Das traditionelle Baumaterial ist Lavagestein,
das es in grosser Menge auf der Insel gibt.
Dammuso aus schwarzem Lavagestein und weissgekalkten Dächern
Dammuso ist ein sizilianisches Wort, das „Dach“ bedeutet
und ursprünglich ein einfaches,
ländliches Gebäude, die „Sardune“ bezeichnete, einen Unterstand, der aus aufgelesenen
Steinen gebaut ist. Meistens ist dieser Unterstand an eine Terrassenmauer
angelehnt, kann aber auch frei inmitten eines Grundstücks stehen. In diesen Gebäuden
bewahrten die Bauern ihre Geräte auf und suchten vor der Sonne und dem Regen
Schutz. Aber wenn heute von Dammuso die Rede ist, denkt man in erster Linie an
das traditionelle Wohnhaus der Pantelleria.
Diese
Wohnhäuser sind aus Lavablöcken ohne Verwendung von Mörtel gebaut. Das Dach hat die Form einer
flachen Kuppel. Um das Regenwasser besser auffangen zu können, das in einer
unterirdischen Zisterne neben dem Dammuso aufbewahrt wird, sind die Ränder des
Daches etwas hochgezogen, so dass das Regenwasser sich schneller in den Rinnen
(canallate) sammelt, von denen aus
über Rohre in die Zisterne geleitet wird. Angesichts der langen und trockenen
Sommer ist es wichtig eine solche Reserve nahe beim Haus zu haben. Das Dach ist
weiss verputzt und gekalkt, damit es das Sonnenlicht besser reflektiert und die
sich darunter liegenden Räume nicht überhitzen. Die dicken Steinmauern des
Dammuso schützen sowohl vor der sommerlichen Hitze als auch vor den Winden und
der Kälte im Winter. Fenster und Türen sind relativ klein und lassen nur wenig
Licht ins Innere.
Grundriss eines Dammuso
Ein Dammuso hat
normalerweise drei Räume: einen Wohnraum (sala), eine Kammer (cammarinu) und eine mit einem Vorhang
geschlossene Schlafecke (arkova).
Heute findet man manchmal noch einen kleinen Schlafraum für Kinder sowie einen
Abstell- und einen Vorratsraum. Der Dammuso hatte früher noch Anbauten, die zum
Kochen, als Vorratskammer, Stall oder Weinlager dienten. Auf dem Dach trocknete
man früher Früchte wie Tomaten und Weintrauben.
Die
Hauptfassade des als Wohnung dienenden Dammuso ist immer verputzt, auf den
anderen Seiten bleiben die schwarzen Lavasteine sichtbar. Der Fussboden war
normalerweise aus gestampfter Erde; nur in den Häusern der Bessergestellten war
er mit Fliessen oder Steinplatten belegt.
Neben dem Dammuso
lag oft ein rundes, von einer Mauer aus Lavasteinen umgebenes Gehege, in dem
Obstbäume, vorwiegend Zitronen- und Orangenbäume, geschützt vor den ständig
wehenden Winden wuchsen.
Heute hat man
fast alle dieser einst ländlichen Bauten in Touristenwohnungen umgewandelt.
Der Trullo
Der Trullo ist
ein typisches traditionelles Wohnhaus der Murgia, einer Kalkhochebene im der
Mitte Apuliens und im Osten der Basilikata. Das Klima Apuliens ist typisch
mediterran: warme Sommer, milde Winter. Dennoch sind die Sommer auf der
Hochebene relativ frisch und im Winter sind Schneefälle und Nebelbildung nicht
selten. Die mittleren Wintertemperaturen liegen jedoch über null Grad, und die
Höchsttemperaturen im Juli variieren zwischen 24°C und 30°C.
Trullo - Grundriss und Schnitt
Das Wort
„Trullo“ stammt aus dem späten Altgriechischen τρούλος und bedeutet
Kuppel. In der Tat wird die äussere Form des Trullo von der Pseudo-Kuppel in
seinem Inneren bestimmt. Die Pseudo-Kuppel besteht aus Trockenmauerwerk: flache
Steinplatten werden ohne Mörtel kreisförmig in Schichten verlegt. Je weiter man
in die Höhe steigt, desto enger werden die Kreise bis eine kegelförmige Decke
oder Kuppel entsteht. Diese Form könnte sich aus einer vorgeschichtlichen Rundhütte entwickelt haben, aber die heute
existierenden Trulli sind nicht sehr alt, weil ihre Eigentümer, sobald das Dach
durchlässig wurde, es immer vorgezogen einen neuen Trullo zu bauen, anstatt den
alten zu reparieren. Die ältesten
existierenden Trulli stammen aus dem 16. Jahrhundert. Am bekanntesten sind die
Trulli von Alberobello, die die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt hat.
Zwei Trulli
Die bauliche Hülle eines Trullo ist sehr dick, und dieser Umstand hat
den Vorteil, dass im Innern ein relativ ausgeglichenes Klima herrscht. Die Steine der Mauern und des Daches halten,
dank ihrer thermischen Trägheit und ihres
Speichervermögens, die tagsüber unter der Sonne aufgenommene Wärme und
geben sie nachts langsam wieder ab. Wie in einem Keller bleibt die
Innentemperatur fast das ganze Jahr hindurch relativ konstant, so dass man es
drinnen im Sommer kühl und im Winter warm findet. Nur in der zweiten
Augusthälfte hat man das Gefühl, es sei drinnen wärmer als draussen.
Ausser der Haustür ein Trullo nur im oberen Teil der Kuppel eine kleine Öffnung mit einem kleinen Fenster, das zur Lüftung dient und nur wenig Licht ins Innere dringen lässt.
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