lunedì 9 settembre 2013

Mittelmeerklima - Antikes Rom – Das Atriumhaus


Das altitalische Haus  

Wie in Mesopotamien und in Ägypten waren die frühen Behausungen der italischen Völker der Eisenzeit eher Hütten als Häuser in unserem Sinne. Ihre Form kennen wir dank der vielen Aschenurnen, welche die archäologische Forschung ans Licht gebracht hat. Und die wir in verschiedenen italienischen Museen bewundern können. Diese Urnen vermitteln eine ausgezeichnetes Bild von der Art der Behausungen jener Zeit: Hütten mit ovalem oder rechteckigen, selten kreisförmigen Grundriss mit einem Eingang auf der schmalen Seite. Die Wände waren aus mit Lehm beworfenen Weiden- oder Schilfgeflecht, das an Holzpfosten befestigt war. Das normalerweise zeltförmige Dach war ebenfalls aus Holzstäben konstruiert und mit Schilf, Stroh oder Laubwerk gedeckt. Es hatte oben zwei Öffnungen durch welche der Rauch der Feuerstelle abziehen konnte. Diese Hütten standen normalerweise innerhalb eines eingezäunten Platzes, zusammen mit anderen Hütten, die als Vorratslager und Ställe dienten. Spuren solcher Hütten aus dem VIII. Jahrhundert v.u.Z. hat man bei Ausgrabungen an verschiedenen Stellen auf dem Palatin in Rom gefunden. Die ältesten Wohnungen der Italiker waren folglich einfachste Behausungen, in denen man nachts schlief und sich vor Witterungsunbill schützen konnte.

 
Aschenurne in Form einer Hütte aus Castel Gandolfo - Montecucco, Grab A , erste Hälfte des IX. Jahrh. v.u.Z., Rom, Vatikanische Museen.
 

Das römische Haus 

Zwischen dem Ende des VII. Und der Mitte des VI. Jahrhunderts v.u.Z. macht sich in Mittelitalien der Einfluss der griechischen Kultur bemerkbar. Nicht nur werden kunsthandwerklich schöngestaltete Gegenstände importiert, sondern es bildet sich

eine eigene kunsthandwerkliche Tradition heraus, die sich an den Gegenstände aus Griechenland und aus dem griechischen Süden Italiens (Magna Graecia) inspiriert.

Auch das Bauwesen fängt an, sich an griechischen Vorbildern zu orientieren. Die Formen der alten, primitiven Hütten verschwinden und es entsteht eine neue Baukunst auf Fachwerkbasis. Die profanen Bauwerke und auch die Tempel dieser Zeit haben nun rechteckige Grundrisse und sind mit ausladenden Satteldächern versehen. Die Häuser haben nun Stein- oder Lehmziegelmauern und ziegelgedeckte Dächer aus Holzbalken. Manchmal werden die hölzernen Pfosten- und Riegelkonstruktionen auch mit bemalten Tonplatten verkleidet.

Eine Vorstellung von dieser Architektur kann der etruskische Tempel geben: ein grosses rechteckiges Gebäude mit drei Zellen im Inneren und einer geräumigen offenen, viersäuligen,  nach Süden orientierten Vorhalle (pronao) davor, so wie er von Vitruv (1) beschrieben wird. Einen nachgebauten etruskischen Tempel kann man in Rom, im Museum der Villa Giulia studieren.

Das architektonische Vorbild des Tempels und des Wohnhauses ist das griechische megaron  mit prostas, d.h. ein rechteckiger Raum mit einer mehrsäuligen Vorhalle davor. Diese Tempel öffneten sich gegen Süden (von SO bis SW) und man kann annehmen, dass die Südausrichtung im Prinzip auch für Wohnhäuser galt.

Von der Architektur jener Zeit kann man sich noch eine Vorstellung machen, wenn man die Häuser der Toten, die etruskischen Nekropolen aufsucht. In der etruskischen Nekropole von Norchia, in der Nähe von Viterbo, sieht man an den Felswänden, die das Tal begrenzen, viele monumentale Gräber, denen man die Fassade von Häusern gegeben hat, darunter zwei mit dem Giebel eines Tempels (siehe Abbildung). Aber es dürfte sich nicht um Tempel, sondern um Häuser mit Vorhalle (prostas) handeln. Die Giebel der beiden Gräber waren noch besser erhalten als der englische Reisende George Dennis (1814-1898) Etrurien zwischen 1841 und 1847 besichtigte und Zeichnungen davon anfertigte.

 
Gräber mit Giebelfassade in der etruskischen Nekropole von Norchia, bei Viterbo ( Foto: Uwe Wienke)
 

Die domus – das Atriumhaus

Die domus, das römische Atriumhaus wird uns immer als  das typische Haus der Römer vorgestellt, dabei war es alles andere als typisch. Es war das Haus der gehobenen Stände, der Patrizier, der Senatoren, der Ritter und der reichen Kaufleute. Die Mehrheit der Römer, das Volk, die Handwerker, die Arbeiter, die kleinen Unternehmer und Händler wohnten in sehr viel bescheideneren Verhältnissen.

Die domus unterscheidet sich fundamental von den griechischen Prostas- und Pastas-Häusern, die wir im vorhergehenden Kapitel vorgestellt haben. Das römische Atriumaus besitzt keinen Hof  und ist nicht allseitig gegen aussen geschlossen. Eine domus ist ein einstöckiges Haus mit normalerweise rechteckigen Grundriss und einer symmetrischen Anordnung der einzelnen Räume. Von der Strasse aus betritt man es über einen ein paar Stufen erhöhten Vorraum (vestibulum) und einen kurzen Gang (fauces), der in einen Empfangsraum (atrium)  führt, von dem der Haustyp seinen Namen hat. In diesem Atrium empfängt der Hausherr am Morgen den Besuch seiner Klienten. Es ist das Besucherzimmer, ein halböffentlicher Teil der Wohnung. Nur gute Freunde und geladene Gäste haben Zutritt zum privaten Teil des Hauses.

Das römische Atrium erhält Licht nur von oben, durch eine rechteckige Öffnung im Dach (compluvium), durch die es auch hereinregnen darf, denn darunter befindet sich ein in den Fussboden eingelassenes, rechteckiges Becken (impluvium), welches das Regenwasser auffängt. Unter diesem Becken befand sich oft auch eine Zisterne, in der man das Regenwasser aufbewahrte um es zum Beispiel zum Waschen der Böden und des Geschirrs oder zum Giessen der Gartenpflanzen zu benutzen.

Domus romana – Atriumhaus
Legende: 1 fauces = Eingang, 2 tabernae = Werkstatt, Laden, 3 atrium = Empfangsraum, 4 impluvium = Regenwasserbecken, 5 tablinum = Studierzimmer, 6 hortus = Garten, 7 triclinium = Speisezimmer, 8 alae = Nebenräume, 9 cubiculum = Schlafzimmer

 
 
 
Zu beiden Seiten des Atriums befinden sich kleine Schlafzimmer (cubicula) und zwei Seitenräume (alae). Gleich hinter dem Atriums lag das Studierzimmer (tablinium) des Hausherrn, oft flankiert von Speisezimmern (triclini), die so genannt wurden, weil in ihnen drei, in Form eines U angeordnete Betten standen, denn beim Essen lag man, wenn man Gäste hatte. Hinter dem Studierzimmer, also hinter dem Haus konnte ein kleiner Garten liegen. Im Gegensatz zum griechischen Haus kennt das römische keine Trennung in einen Frauen- und einen Männerbereich.

Rechts und links vom Hauseingang lagen Werkstätten oder Läden (tabernae), die sich nach der Strasse öffneten und meistens an Dritte vermietet waren. Die Räume einer domus erhielten Licht über das Atrium und vom Garten hinter dem Haus. Das bedeutet, dass es im Haus, mit Ausnahme des Atriums und des Studierzimmers, relativ dunkel war.

Es scheint, dass das Atrium ursprünglich ein von Loggien umgebener Hof war, eine Art Klosterhof von dem aus man die einzelnen Räume des Hauses betrat. Festus (2) nennt das Atrium einen Platz „ante aedem“, also vor dem Gebäude, und das lässt daran denken, dass das Atrium nicht ein Teil des Hauses war, sondern ein eingefriedeter Platz vor dem Haus, wo man fremde Besucher empfing ohne dass diese das Haus betreten mussten. Sollte das stimmen, dann war das Studierzimmer, das tablinium, ursprünglich der eigentliche Hauptraum des Hauses zu dem nur Freunde und Verwandte Zutritt hatten.

Neben dieser gibt es noch eine andere Etymologie des Wortes „atrium“. Das lateinische Adjektiv „ater“ bedeutet „schwarz, dunkel, verräuchert“ und lässt an ein Haus mit einem einzigen Raum denken, in dem die Feuerstelle war. Ein Raum der vom Rauch geschwärzt war und in dessen Decke sich ein Loch als Rauchabzug befand. ibi etiam culina erat, unde et atrium dictum est“, sagt Servius, „atrium enim erat ex fumo“. Ein solches Haus ähnelt eher einer der frühen Hütten, wie wir sie in Form von Aschenurnen kennen.

In Bezug aufs Atrium spricht Vitruv (3) auch von „cava aedium“ und unterscheidet fünf Typen: das toskanische, das korinthische und viersäulige, displuviatum und testitudinatum. Beim toskanischen (etruskischen) Atrium liegen die Sparren des Compluviums auf vier horizontalen, sich kreuzenden Pfetten, die in die Umfassungsmauern eingelassen sind. Die Konstruktion kommt ohne Pfeiler und Stützen aus. Beim korinthischem und viersäuligen Atrium wird die Dachkonstruktion des Compluviums von vier Säulen getragen. „Displuviatum“ ist das Atrium, wenn das Regenwasser nicht in die Mitte des Atriums geleitet wird, sondern nach aussen gegen die Umfassungsmauern abläuft. „Testudinatum”, (geschützt durch einen Deckel (testu) ist ein Atrium, das kein Compluvium, sondern ein Pavillon- oder Walmdach hat, also vollkommen gedeckt ist.

Ein Atriumdach des Typs “displuviatum”, d.h. ein Pavillondach, das in der Mitte eine rechteckige Öffnung hat, kennt man aus dem Grab der Mercareccia (4) in Tarquinia und von einer Urne in Form eines Hauses aus Chiusi (5). Beide stammen aus dem IV. Jahrhundert v.u.Z.

Der Begriff cavaedium tuscanium” bezieht sich auf eine ziemlich archaische Form des Atriums, die wahrscheinlich ursprünglich etruskisch ist. Plinius der Jüngere berichtet, dass es in seiner Villa in der Nähe von Ostia (6) ein einfaches aber elegantes Atrium gab (atrium frugi nec tamen sordidum), während das Atrium in seiner anderen Villa in Tifernum Tiberinum (Città di Castello) von der Art des alten Typs (atrium ex more veterum) war (7).

Das Atrium war ein sehr hoher Raum; seine Höhe betrug zwischen fünf und sechs Meter. Wegen dieser Höhe war es unmöglich, dass die Sonnenstrahlen den Fussboden erreichten.

Das Atriumhaus, die domus, das wir bis jetzt beschrieben haben, war die Wohnung des begüterten Standes. Je nach Grundstücksgrösse, konnte diesem Haus entweder ein kleiner Garten, oder ein grosses Peristyl, d.h. ein grösserer, von Säulengängen eingefasster Garten, angegliedert sein. Auf jeden Fall lebte der grösste Teil der Bevölkerung in wesentlich bescheideneren, wenn nicht in ärmlichen Verhältnissen. Man sollte auch nicht vergessen, dass in den grossen Häusern und Villen der Reichen auch die Sklaven lebten, die ein integraler Bestandteil der Familie waren. Diese Bediensteten hatten keine eigenen Schlafräume, sondern schliefen auf Matten und Matratzen, die in der Küche oder in irgendwelchen freien Ecken aufgerollt wurden. Nach unseren heutigen Begriffen waren diese Häuser überfüllt. In manchen Fällen schliefen die Bediensteten auch in eigenen, separaten Mietwohnungen.

Das Atriumhaus mit Peristyl

Im II. Jahrhundert v.u.Z. entsprach das traditionelle Atriumhaus nicht mehr dem Geschmack der reichen Römer, die sich immer mehr den hellenistischen Moden zuwandten. Man baute sich grössere und bequemere Häuser, Häuser mit einem grossen, eleganten, von gedeckten Säulengängen eingefassten Garten. Hinter diesen Säulengängen lagen weitere Räume: weitere Esszimmer, für jede Jahreszeit eines, die Küche, das Bad und anderes. Der Garten wurde auf diese Weise zum Peristyl (peristylum). Unter dem Dach des Peristyls war man geschützt vor Wind und Regen und im Sommer auch vor der Sonne. Zwischen die Säulen konnte man schattenspendende Tücher hängen und wenn diese Vorhänge zurückgezogen waren, konnten die Strahlen der Abendsonne tief in die Esszimmer dringen.


Schnitt durch ein Atriumhaus mit Peristyl

Einige besonders reiche Häuser besassen sogar zwei Peristyl-Gärten, aber anstatt das Haus horizontal zu erweitern konnte man es auch aufstocken und Zimmer im Obergeschoss schaffen. Diese Zimmer konnten dann auch verglaste Fenster haben, und waren deshalb besser belichtet als die Erdgeschossräume.


Atriumhaus mit Peristyl
1 Fauces. 2 Atrium. 5 Peristyl. 6 Exedra. a Impluvium., b Alae. c cubicula. d Tablinium. e Cubicula. f Wasserbecken. g Triklinien. h, k Vorratskammern. j Durchgang (Quelle:Brödner, E.: Wohnen in der Antike)


Häuser dieser Grösse und Ausstattung hatten natürlich nur die Familien der höheren Stände, die Millionäre der damaligen Zeit. Um solche Häuser zu realisieren musste man auch über entsprechend grosse Grundstücke verfügen, oder mehrere benachbarte Grundstücke kaufen und sie zusammenlegen. Beispiele dafür gibt es  in Pompeji. Aber auch in Rom gab es Villen dieser Art. Die Statistiken der Regionenverzeichnisse des IV. Jahrhunderts u.Z. weisen für Rom 1797 domus verschiedener Grösse aus.

Die Räume der römischen Häuser waren nicht heizbar. Es gab weder Kamine noch Öfen. Um sich zu wärmen gab es Kohlebecken. Die einzigen warmen Räume waren die Küche, in der stündig ein Feuer brannte, und das meist neben der Küche liegende Bad. Die ersten privaten Bäder erscheinen in Kampanien, meistens in Form eines fensterlosen Raumes, der von unten beheizt (hypocaustum) wurde und mehr ein Schwitzbad war. Dieses System der Fussbodenheizung findet man dann später in den grossen öffentlichen Bädern (thermae). Breite Verbreitung fand es in den römischen Provinzen Galliens, Germaniens und Britanniens, in Ländern, in denen man ohne Heizung im Winter nicht auskam.

Ausrichtung der Räume eines herrschaftlichen Hauses

Vitruv beschreibt die zweckmässigste Orientierung der einzelnen Räume einer städtischen Villa. Diese sollte drei Esszimmer (triclini) haben, eines für jede Jahreszeit: eines für den Winter, ein zweites für den Sommer uns ein drittes für den Frühling und den Herbst. Diesbezüglich schreibt er (8): 

„Winterspeisezimmer und Bäder sollten gegen Süd-Süd-West gerichtet sein, weil man so das Abendlicht ausnützt und auch weil die Abendsonne Wärme ausstrahlt und diese Räume erwärmt. Schlafzimmer und Bibliotheken müssen gegen Osten gerichtet sein, denn ihre Benutzung erfordert die Morgensonne, und ausserdem modern in den Bibliotheken die Bücher nicht. In Räumen nämlich, die nach Süden und Westen ausgerichtet sind, werden die Bücher von Bücherwurm und Feuchtigkeit beschädigt, denn die von dort kommenden feuchten Winde bringen Bücherwürmer hervor, begünstigen deren Fortpflanzung und rufen durch ihre Feuchtigkeit Schimmel hervor, der die Bücher verdirbt.

Die Frühlings- und Herbstspeisezimmer müssen nach Osten sehen. Denn, dem Licht ausgesetzt, werden sie von der aufgehenden, nach Westen fortschreitenden  Sonne, erwärmt, so dass sie zu der Zeit, zu der man sie gewöhnlich benutzt, mässig warm sind. Sommerspeisezimmer sind nach Norden auszurichten, weil diese Ausrichtung nicht wie die übrigen zur Zeit der Sonnenwende nicht glühend heiss wird; denn, der Sonne abgewandt, ist sie immer kühl und garantiert während Benutzung Gesundheit und Annehmlichkeit. Nach Norden sind auch die Pinakotheken, die Werkstätten der Brokatweber und die Ateliers der Maler auszurichten, damit die Farben dank des immer gleichmässigen Lichtes ihre Qualität nicht verlieren“.

Um die Ausrichtung der Speisezimmer zu verstehen, muss man wissen, dass die Römer ihre Hauptmahlzeit, die cena, am späten Nachmittag einnahmen, nachdem sie vorher die Thermen besucht hatten. Die anderen zwei Mahlzeiten, das Frühstück  (jentaculum) und das Mittagessen (prandium) waren einfache Imbisse, die meistens in Eile eingenommen wurden.

Nach Vitruvs Angaben sollen die Winterspeisezimmer und Bäder (balnearia) gegen Südwesten orientiert sein, so dass sie Sonne am Nachmittag erhalten, wenn das Gestirn tief steht und seine Strahlen tief in die Räume dringen. Die so orientierten Räume erhalten Sonne bis zum Abend, im Gegensatz zu den streng nach Süden ausgerichteten. Vitruv empfiehlt diese Ausrichtung für alle Räume, die man besonders warm wünscht.

Folgt man Vitruv, sollten sich die Frühlings- und Herbstspeisezimmer nach Osten öffnen, damit die Sonne sie schon erwärmt hat, wenn sie benutzt werden. Die Sommerspeisezimmer sollten nach Nord orientiert sein, so dass sie nur indirektes Licht erhalten und deshalb kühl bleiben. Diese Ausrichtung empfiehlt Vitruv auch für Pinakotheken und Werkstätten von Webern und Malern, die kein direktes Sonnenlicht erhalten sollten, weil dieses die Farben bleicht und verfälscht (7).

In zweigeschossigen Häusern, gab es oft auch ein Speisezimmer (cenaculum) im ersten Stock, was den Vorteil hatte, dass sie dort durch grosse Fenster belichtet werden konnten.

Die Schlafzimmer (cubicula) sollten nach Vitruv gegen Osten ausgerichtet sein, weil dadurch die Morgensonne hereinscheinen kann. Auch heute sagt man noch den Architekturstudenten, dass dies die optimale Orientierung von Schlafzimmern sei, und zwar aus demselben Grund.

Die gleiche Ausrichtung empfiehlt Vitruv auch für die Bibliotheken und rät von deren Orientierung gegen Süden und Westen ab. Der Grund dazu ist darin zu suchen, dass das damalige Schreibmaterial (Papyrus, Leinen) sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit und leicht vergänglich war. Bücher mussten deshalb möglichst  trocken aufbewahrt, aber auch vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Obwohl unsere heutigen Bücher viel resistenter sind, als die in römischer Zeit, bewahren wir sie an möglichst trockenen aber nicht zu trockenen Orten auf. 

Eine etwas andere Ausrichtungen der Zimmer empfiehlt Collumella (9), der bezüglich des Herrenhauses einer Villa rustica sagt:

"Das Herrenhaus wird unterteilt in einen Wintertrakt und einen Sommerstrakt; jedoch in der Art, dass die Schlafzimmer nach Südosten schauen und die Esszimmer nach Westen. Desgleichen sollten die Zimmer, in denen man im Sommer schläft, nach Süden ausgerichtet sein und die Esszimmer, in denen man in der gleichen Jahreszeit speist, nach Südosten. Die Bäder gegen Nordwest".

Verbreitung des Atriumhauses

Mit der zunehmenden Erweiterung des Römischen Reiches verbreitete sich das in Kampanien entstandene, römische Haus mit Atrium und Peristyl, nicht zuletzt dank der Erfindung verglaster Fenster, auch in Gegenden mit einem vom mediterranen sehr verschiedenen Klima, zum Beispiel in Gallien und in Germanien, Gegenden, in denen die Stein- und Ziegelbauweise unbekannt war. Die aus Steinen und Ziegelsteinen gebauten Häuser stellten keine Probleme solange sie auf den relativ trockenem Baugrund errichtet wurden, aber auf den feuchten Böden Galliens und Germaniens wurden sie regelrechte Quellen von Rheumatismus und Arthritis, denn die Erdgeschosse waren ständig durchfeuchtet. Trotzdem wurde es Mode nach römischen Geschmack zu bauen und in der Steinbauweise einen technischen Fortschritt zu sehen. Zum Glück gab es in Gallien und Germanien viele warme Quellen, um welche Thermalbäder entstanden, in denen man sein Rheuma behandeln konnte.

In den nördlichen Teilen des Römischen Reiches war es nicht nur notwendig die Fenster zu verglasen, sondern auch die Häuser zu heizen. Die römische Fussbodenheizung, die Hypocaustheizung, erfunden in Kampanien für den Gebrauch in Bädern, fand breite Anwendung in den Steinvillen der römischen Beamten und des gallischen Adels. Sie wärmte nicht nur die Räume, sondern isolierte auch die begehbare Bodenplatte vom gewachsenen Erdreich und hielt sie trocken.

Nicht alle Germanen waren offenbar von den römischen Errungenschaften begeistert. Bezeichnend ist, dass die Alemannen, die im III. und IV. Jahrhundert u.Z. die Gegend am Oberrhein besetzten, sich keineswegs für die römischen Villae rusticae begeistern konnten. Die archäologischen Forschungen in der Nordwestschweiz haben gezeigt, dass die Alemannen diese von ihren Besitzern verlassenen Gebäude nicht genutzt haben, sondern ihre traditionellen Holzhäuser unweit von diesen errichteten (10). Diese Holzbauten waren im kalten Klima Germaniens sicher wärmer und trockner als die römischen Steinbauten.

Anmerkungen

 
(1) Vitruv, de arch., III, 3, 5 e IV, 7, 1-5.
(2) Varro, res rusticae. I, 44, 1
(3) Vitruv, de arch. VI, 3, 3
(4) Heurgon, J., Die Etrusker, Reclam, Stuttgart, 1971, S. 218, Abb. 33
(5) Heurgon, J., op. cit., S. 219, Abb. 34
(6) Plin. d.J., Epist. II, 17, 4
(7) Plin. d.J., Epist. V, 6, 15
(8) Vitruv, de arch. VI, 4, 1-2
(9) Columella, de re rustica, lib. I, cap. VI
(10) Degen, R.M.: Römische Villen und Einzelsiedlungen der Schweiz; Diss. Uni Basel 1957

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