Die Siedlung El-Lahun
Die Arbeitersiedlung von el-Lahun (Koordinaten 29°14' N
30°58'E), oder Illahun, gegründet im Mittleren Reich von Sesostris II., liegt etwa
90 Kilometer südlich von Kairo, am östlichen Zugang des Fayum-Beckens, etwa
drei Kilometer südlich von der antiken Nekropole des Mittleren Reiches mit den
Resten der Pyramide des Sesostris II. El-Lahun
war die Siedlung für Facharbeiter und leitendes Personal, welche die Pyramide
des Könige zu bauen hatten. Man rechnet, dass dort etwa 5000 Familien gelebt
haben.
Grundriss der Siedlung von Lahun (Norden ist oben)
El-Lahun war in zwei Quartiere aufgeteilt und von einer
rechteckigen Mauer (400 x 350 m) mit
zwei Toren umschlossen, ein Tor für jedes Quartier. Im östlichen Teil lagen die
Häuser der Direktoren und Beamten, von denen ein Dutzend eine Fläche zwischen
1020 und 2400 Quadratmetern bedeckte. Die Wohnungen der Vorgesetzten waren gut
belüftet und hatten einen Innenhof, von dem aus man die einzelnen Räume betrat.
Diese Häuser hatten auch Zimmer für Gäste und Besucher. Die Küchen und auch
die Bedienstetenräume hatten direkte Zugänge von der Strasse. Im Wohnteil des Hauses
gab es Schlafzimmer für etwa 50 Personen. Einige Häuser hatten auch Bäder, die
an ein Kanalisationssystem angeschlossen waren.
Im westlichen Teil der Siedlung befanden sich die
Arbeiterwohnungen, insgesamt 200, die selten mehr als drei Zimmer hatten: ein
Raum in welchem man Besucher empfing und zwei Räume in denen man schlief. Hinzu
kamen eine Küche mit einem Backofen in welchem man das Brot buk, eine Handmühle
und einen Kornbehälter.
Deir el Medina
Auch Deir-el Medina war eine
Siedlung für Facharbeiter, die zwischen der XVIII. Dynastie und der Ramessidenzeit
die königlichen Gräber im Tal der Könige bauten und dekorierten. In Deir-el Medina handelte es sich um eine
Gemeinschaft von Facharbeitern gebildet aus Maurern, Schreibern und Bildhauern
sowie ihren Familien. Vielleicht waren diese Leute die besten Handwerker ihrer
Zeit. Die Siedlung wurde von
Die Siedlung, die sich im westlichen Teil von Teben, in einer felsigen Mulde
zwischen dem Ramesseum und Medinet Habu, befindet, beherbergte etwa
70 Familien und war in neun Häuserblöcke aufgeteilt. Im Ausgrabungsgebiet befinden sich auch Gräber
und Tempel, die unterschiedlichen Gottheiten gewidmet sind.
Die rechtwinklige Siedlung war etwa 130 Meter lang und
etwa 50 Meter breit als sie ihre grösste Ausdehnung erhielt am Anfang der XIX
Dynastie. Sie war völlig von einer Mauer umgeben. Die Hauptstrasse hatte eine
Breite zwischen zwei und drei Metern. Die Häuser, fast alle von der gleichen
Grösse, waren hauptsächlich aus Stein gebaut. Diese Art zu bauen war im alten
Agypten eher selten. Angesichts der Distanz zum Nil und seinen Schlämmen,
benutzte man in Deir-el-Medina den
reichlich vorhandenen Stein.
Die Häuser waren lang und schmal und wie Reihenhäuser
aneinander gebaut. Ein normales Grundstück war vier Meter breit und 20 Meter tief;
das Kleinste war vier Meter breit und 13 Meter tief und das Grösste sechs Meter
breit und 27 Meter tief.
Das grösste Haus gehörte offenbar einem Meister. Die
Höhe der Häuser variierte zwischen drei und fünf Metern. Aus der Dicke der
Mauern kann man schliessen, dass die Häuser eingeschossig waren. Ihre flachen
Dächer waren über innenliegende Treppen zugänglich.
Die Bewohner von Deir el Medina lebten in engen Verhältnissen und
hatten nicht die Möglichkeit ihre Häuser zu erweitern. Die Umfassungsmauer der
Siedlung liess keinerlei Erweiterung zu. Innerhalb dieser Mauer blieb kein
Fleckchen ungenutzt und wegen der dünnen Mauern der Häuser konnte man diese
auch nicht aufstocken.
Deir-el-Medina - Grundriss und Schnitt einer typischen
Arbeiterwohnung
(nach B. Bruyère)
Von der
Strasse aus führten ein paar Stufen hinunter in einen Vorraum, in welchem es
eine Bettstelle und einen auf einem 75 Zentimeter hohen Sockel stehenden
Schrankkasten gab, zu dem man ein paar Stufen hinaufsteigen musste. Es gab auch
eine mit dem Bild des Gottes Bes
geschmückte Nische. Diese Gottheit war damals gerade sehr populär. Die Funktion
dieser Nische ist allerding nicht klar, einige Forscher meinen, es könnte sich
um einen kleinen Hausaltar handeln.
Vom Vorraum aus gelangte man in den Hauptraum, den qa'a des Hauses, in dessen Mitte eine Holzstütze
stand, die das Dach trug. In diesem Raum stand auf einem Podest auch der Stuhl
des Familienvaters. Der Raum erhielt Licht durch ein Fenster im oberen Teil der
Wand zwischen Eingangs- und Wohnraum. Nischen in den Wänden enthielten kleine
Götterstatuen oder Büsten von Vorfahren.
Vor einer
gemalten Scheintür stand vielleicht ein Tisch auf den man Opfergaben legte. Der
grösste Teil des Privat- und Gesellschaftslebens der Familie spielte sich in
diesem Hauptraum ab. Die Einrichtung bestand aus dem Stuhl des Familienvaters,
mehreren Hockern für Gäste und die anderen Familienmitglieder, vielleicht einem
zweiten Tischchen sowie verschiedenen Körben. Die Wände waren geweisselt und
teilweise künstlerisch bemalt.
Unter dem
Podium befand sich eine Falltür. Durch sie und über eine Leiter gelangte man ins
Untergeschoss, dem kühlsten Raum des Hauses, in welchem man Vorräte lagerte aber
auch den Familienschmuck versteckte.
Hinter
dem Hauptraum befand sich das Schlafzimmer, im dem man ebenfalls Vorräte
lagerte. War die Familie gross, benutzte man zum Schlafen auch den Hauptraum
und selbstverständlich auch das flache Dach. Ganz sicher hatte nicht jedes
Familienmitglied sein eigenes Bett. Viele schliefen auf Matratzen oder Matten,
die auf dem Boden ausrollt wurden. Das Schlafzimmer war bedeutend niedriger als
der Hauptraum und der Vorraum.
Über
einen schmalen Korridor gelangte man vom Hauptraum in die im hinteren Teil des Hauses
liegende Küche, die, um den Rauch entweichen zu lassen, nur teilweise überdeckt
war. Das Dach warf jedoch noch genügend Schatten um nicht in der Sonne arbeiten
zu müssen. In der Küche stand ein Backofen zum Brot backen, ein Backtrog zum
Teig kneten und eine Handmühle zum Korn mahlen. Wahrscheinlich stand in der
Küche auch noch ein Tisch, aber, soviel man weiss, arbeiteten die Frauen kniend
oder auf dem Boden sitzend. Hinter einigen Küchen lag noch ein unterirdischer
Vorratsraum, in welchem man verderbliche Güter im Kühlen aufbewahrte.
Die Räume
hatten unterschiedliche Höhe und lagen auf verschiedenen Ebenen. Um die
einzelnen Räume einer Wohnung zu erreichen, musste man Stufen hinab oder hinauf
steigen. Die Archäologen nehmen an, dass die die Anlage der Wohnungen auf
verschiedenen Ebenen sich aus der Anpassung an die bestehenden
Terrainverhältnisse ergeben hat.
Die geringere Höhe
der kleineren Räume hatte zwei Vorteile: erstens benötigte man weniger
Baumaterial, und weniger Transporte und zweitens ergab sich auf diese Weise die
Möglichkeit die Räume mittels Oberlichter zu belichten und zu belüften, denn in
den Reihenhäusern gab keine Möglichkeit zu Fenstern in den Seitenwänden, denn
diese trennten die Häuser.
Die
Häuser von Deir-el-Medina hatten
keine Bäder und Abtritte, jedenfalls fehlt davon jede Spur. Wahrscheinlich
wuschen sich die Einwohner in Schüsseln und entleerten sich in Gefässen, die
dann auf der Strasse ausgeschüttet wurden.
Im späten Neuen
Reich war die Siedlung von etwa 30 bis 50 Handwerkerfamilien bewohnt, aber in
besonderen Zeiten waren es auch mehr: 129 unter Ramses IV. und 62 unter Ramses
IX.
Deir el Medina wurde
ausgegraben von Ernesto Schiaparelli zwischen 1905 und 1909 und von Bernard
Bruyère zwischen 1917 und 1947.
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