mercoledì 27 novembre 2013

Licht, Luft und Sonne - Hugo Häring


Einer der Protagonisten des Neuen Bauens war Hugo Häring (1882-1958). Seine Kommentare und Gedanken zum Thema  “Baukunst” legen die Fundamente zur „organischen Architektur“.

 
Hugo  Häring

Häring unterschied das Neue Bauen von der “modernen” Architektur Le Corbusiers. Den Unterschied sah er in den unterschiedlichen Wurzeln beider Richtungen: nach ihm verkörperte das Neue Bauen das Erbe der germanisch-nordischen Kultur, während er die „modernen“ Architektur der mediterranen, lateinischen Kultur zuordnete. Er selbst betrachtete sich als von Louis Sullivan beeinflusst und hatte viele gemeinsame Ideen mit Frank Lloyd Wright.

Häring hatte Architektur in Stuttgart bei Theodor Fischer (1862-1938) studiert, sowie in Dresden bei

Paul Wallot (1841-1912) und Fritz Schumacher (1869-1947). Als Theodor Fischer 1902 nach Stuttgart berufen wurde, ging auch Häring dorthin zurück, wo er 1903 sein Studium abschloss. In den darauffolgenden Jahren arbeitete er als Architekt in Ulm und in Hamburg. Seine berufliche Arbeit wurde durch den Ersten Weltkrieg (1914-18) unterbrochen.

1921, im Alter von 39 Jahren ging er nach Berlin, wo er in eigenes Architekturbüro eröffnete. Seine bekannteste Arbeit ist das in der Nähe des Pönitzsees gelegene Gut Garkau, unweit von Lübeck (von 1924 bis 1925). Um 1923 gründete er zusammen mit Ludwig Mies van der Rohe und anderen Architekten die Gruppe „Neues Bauen“, die sich in einer ersten Phase “Zehnerring” nannte, weil ihr zehn Architekten angehörten. Nachdem weitere Mitglieder hinzugekommen waren, nannte sich die Gruppe nur noch „Ring“. Häring fungierte als Sekretär der Gruppe. 1933, nach der Machtübernahme durch die Nazis, wurde die Gruppe als „entartet“ eingestuft und ihre architektonischen Ideen als „unvölkisch“ verdammt.

 Zwischen 1927 und 1932 arbeitete Häring intensiv an städtebaulichen Projekten für Berlin. Ein wichtiger Teil seiner Tätigkeit war der Entwurf von Arbeiterwohnungen, deren Bau nach dem Ersten Weltkrieg eine dringende Notwendigkeit war. Härings Name ist eng verbunden mit der Siedlung “Onkel Toms Hütte” in Berlin-Zehlendorf (1926-31). 1931 war er der einzige deutsche Architekt, der von Joseph Frank eingeladen wurde, für die Werkbundausstellung in Wien einige Häuser zu entwerfen. In Wien konnte er vier eingeschossige Häuser bauen, die alle streng nach Süden ausgerichtet sind.

Die ersten Studien zum organischen Wohnungsbau gehen auf diese Zeit zurück und beginnen mit der Aufgabe der Symmetrie, des rechten Winkels, der geraden Linien und des rechtwinkligen Grundrisses. So wird zum Beispiel das Wohnzimmer in verschiedene Bereiche aufgeteilt - Essplatz, Sitzgruppe, Kaminecke -, die durch gekurvte Wände getrennt sind. Häring entwickelt seine Häuser von innen nach aussen. Die Wohnung ist gegen die Kälte auf der Nordostseite durch eine geradlinige Mauer geschlossen, auf der Südseite öffnet sie sich hingegen gegen die Sonne. Häring versucht der Südseite ein Maximum an verglaster Fläche zu geben, damit Licht und Wärme ins Haus dringen können. Auch später ist dies das Prinzip, nach der er Häuser gestaltet: geschlossen auf der Nordseite, geöffnet auf der Südseite. Die Räume auf der Südseite sind entsprechend den Bedürfnissen und Wünschen der Familie und ihrer Mitglieder organisiert. Im Zentrum der Wohnung steht der Kamin (oder der Ofen), um den sich die Familie versammeln kann. Häring dreht die Hauptachse des Hauses von Nord-Süd nach Nordost-Südwest, um eine bessere Besonnung der Zimmer zu erreichen und orientiert diese nach dem Gesichtspunkt der natürlichen Belichtung: Schlafzimmer nach Osten, Wohnzimmer nach Süden, Esszimmer nach Westen, Eingang und Küche nach Norden und der Garten im Süden. Auch die Beziehung zwischen Gebäude und Landschaft wird für ihn ein wichtiger Gesichtspunkt. Zwischen die Natur und das Gebäude legt er eine Übergangszone, eine Art architektonische Landschaft, zum Beispiel eine breite Terrasse.
 
Die Berliner Ring-Siedlung 1929-31

Die Ringsiedlung ist eine Wohnanlage im heutigen Berliner Ortsteil Charlottenburg-Nord und wurde zwischen 1929 und 1931 als östliche Erweiterung der sogenannten Siemensstadt gebaut. Sie erhielt ihren Beinamen in Anlehnung an die Architektengemeinschaft Der Ring. An der Planung und Realisierung dieser Siedlung in Berlin war auch Hugo Häring beteiligt und  zwar mit einer Reihe von grossen Wohnblöcken, die  wegen ihrer halbrunden Balkone und ihrer in leuchtenden Farben bemalten Fassenden  bekannt wurde (die übrigen Gebäude waren meist in Weiss gehaltenen.

 
Wohnblock von  Hugo Häring in der Berliner Siemensstadt


Die Werkbund-Siedlung in Wien

1929 war Häring der einzige deutsche Architekt, der zur Teilnahme an einem Wettbewerb für die Planung einer Werkbundsiedlung in Wien eingeladen worden war. Im Rahmen dieser Siedlung konnte Häring zum ersten Male seine Ideen vom Flachbau realisieren. Die von ihm in den Jahren 1931-32 gebauten eingeschossigen Häuser besitzen grosse Fenster auf der Süd- und Gartenseite, während auf der Nordseite, gegen die Strasse, der Eingang, die Küche, das Bad und ein Abstellraum liegen, die alle kleinere Fenster haben. Einige Räume erhalten Licht auch von oben. Die Dächer sind leicht geneigt, wodurch die Nordfassade niedriger als die Südfassade ist. Die Dachneigung ist auch innen ablesbar. Wohnraum und Schlafzimmer sind durch eine Schiebewand getrennt, die es erlaubt, beide Zimmer tagsüber zu verbinden.

Zwei Einfamilienhäuser in Biberach an der Riss (1950)

Wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt Häring 1950 den Auftrag drei Einfamilienhäuser in Biberach an der Riss, seiner Geburtsstadt, zu bauen, ein Haus für Guido Schmitz und je eins für seine beiden Söhne Werner e Gerd. Die Schmitz waren Schweizer und Eigentümer einer Seidenweberei. Zwischen Dezember 1949 und Dezember 1950 wurden zwei dieser Häuser gebaut: eins für  den Vater Guido und eins für den Sohn Werner. Ich kannte beide Häuser seit ihrer Fertigstellung, denn ich hatte Verwandte, die damals ebenfalls im gleichen Quartier, dem Talfeld, wohnten. Wegen ihrer eigenwilligen Form, den dünnen Stützen und ihren Flachdächern galten die Häuser bei der Bevölkerung als extravagant, wenn nicht als entartete Kunst. Der im Dritten Reich gern gesehene Schmitthennerstil mit Sattel- oder Walmdach war den Leuten vertrauter und wurde auch nach dem Kriege noch eifrig gepflegt (Beispiel der Neubau der AOK Biberach an der Riss aus der gleichen Zeit).
 
 
Haus Werner Schmitz in Biberach an der Riss
nach der Restaurierung
 
Literatur
“Zwei Einfamilienhäuser von Hugo Häring in Biberach an der Riss“, in: Bauwelt, Zeitschrift für das gesamte Bauwesen, 43. Jg. (1952), H. 32, S.125-127
Guido Schmitz, „Wir bauten mit Hugo Häring“, in Bauwelt, Zeitschrift für das gesamte Bauwesen, 43. Jg. (1952), H. 5, S.128 ff.
Peter Blundell Jones: “Hugo Häring. The Organic versus the Geometric”; Edition Axel Menges (1999)
Matthis Schirren: “Hugo Häring. Architekt des Neuen Bauens”. Antje Cantz Verlag (2001)
Architekten in Baden-Württemberg nach 1945
Jürgen Joedicke: „Dokumente der modernen Architektur“; Krämer Verlag Stuttgart, (evtl. 1961)
S. Kremer: „Hugo Häring (1882-1958). Bauten, Entwürfe, Schriften
Jürgen Joedicke & Heinrich Lauterbach: Hugo Häring. Schriften, Entwürfe, Bauten. Stuttgart 1965
 
 
 
 
 

 

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