Der Freiherr Franz Xaver de Zach (1754 Pest - 1831 Paris) war im 18. Jahrhundert ein sehr
bekannter österreichisch-ungarischer Astronom, der sich auch als Mathematiker,
Geograph, Historiker und Militäringenieur betätigte und in verschiedenen
europäischen Ländern, unter anderem in Deutschland (Gotha), England (London),
Frankreich (Marseille) und Italien (Genua) arbeitete. Zu seinen Verdiensten gehören
Arbeiten über das Sonnensystem und die Organisation internationaler
astronomischer Forschungen.
De Zach beschäftigte
sich auch mit der passiven Nutzung der Sonnenenergie und der zu diesem Zweck optimalen
Ausrichtung von Gebäuden. Die Ausrichtung nach Süden galt ihm als die
Natürlichste. In seinem Buch „Correspondance
astronomique du Baron du Zach, Genua 1818 (1) schreibt er :
„In
allen mittäglichen und also sehr heißen Ländern wird man die Landhäuser fast
überall, wo Örtlichkeiten nicht völlig widerstreben, ziemlich genau orientiert
finden; dass will sagen: ihre Vorderseiten und die Wohnzimmer sind, wie die
Treibhäuser, nach Mittag ausgerichtet. In Häusern, die die Richtung nach Mittag
haben, leidet man im Sommer weniger an der Hitze, und im Winter weniger an der
Kälte, als in denjenigen Häusern, deren Wohnzimmer nach Morgen oder nach Abend
gerichtet sind, wo man unvergleichlich mehr im Sommer von der Hitze, und im
Winter von der Kälte leidet. Wenn die Wohnzimmer nach Osten oder Westen liegen,
so werden von der Sonne im Sommer vier bis fünf Stunden lang ununterbrochen
erhitzt; weil bei der Lage der Zimmer nach Osten die Sonne von ihrem Aufgange
an bis gegen zehn Uhr vormittags diese Zimmer bescheint. Das gleiche findet bei
der Lage der Zimmer nach Westen statt; wo im Sommer die Sonne des Nachmittags
während vier oder fünf Stunden die Mauern dieser Häuser erhitzt, also des
nachmittags und abends , auch in den ersten Stunden der Nacht den nach Westen
liegenden Wohnzimmern eine unerträgliche Hitze mitteilt. Sind im Gegenteile die
Zimmer nach Süden ausgerichtet, so erreicht die Sonne sie im Sommer beinahe gar
nicht; denn wann sie diese Zimmer zu bescheinen um neun oder zehn Uhr
vormittags anfängt, und um zwei oder drei Uhr nachmittags endet, steht sie so
hoch, dass sie fast nur auf die Dächer und beinahe gar nicht in diese Zimmer
scheint.
Diese nach Mittag oder nach Süden
gerichteten Häuser haben gewöhnlich auch nach Norden Zimmer, oder doch
wenigstens Verbindungen, Türen und Fenster, und vermittelst dieser kann man
sich einen angenehmen und kühlenden Luftzug von Norden nach Süden verschaffen,
der durch die Fenster und Türen, die von Osten nach Westen miteinander in
Verbindung stehen, nicht kann hervorgebracht werden, durch welche vielmehr ein
erstickend heißer Luftzug verursacht wird.
Im Winter findet bei den nach Mittag
liegenden Zimmern da Gegenteil statt. Die Sonne scheint vermöge ihrer Morgen-
und Abend-Weiten schon früh in diese mittäglichen Zimmer und erwärmt dieselben
anhaltend sieben bis acht Stunden lang; auch zur Mittagszeit steht sie niemals
so hoch, dass sie diese Zimmer nicht erreichen könnte: welche nach Mittag
liegenden Wohnzimmer also zur Winterszeit beständig eine milde und sehr
angenehme Temperatur haben.“
Anmerkungen
(1)
Correspondance astronomique du
Baron du Zach, Gênes 1818; Übersetzung nach
Faust B. Chr.: Zur Sonne nach Mittag sollten alle Häuser der Menschen gerichtet
sein, Bückeburg 1824
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