venerdì 29 novembre 2013

Licht, Luft und Sonne - Die Siedlung Neubühl in Zürich-Wollishofen


Ein weiteres berühmtes Beispiel des Neuen Bauens der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts ist die Siedlung Neubühl in Zürich-Wollishofen (Schweiz) mit seinen 194 Wohnungen.

 
Die Siedlung Neubühl 1929

Die Wurzeln der Siedlung "Neubühl" gehen auf die Ausstellung “Die Wohnung” zurück, die der Deutsche Werkbund organisiert hatte und die im Sommer 1927 in Stuttgart zu sehen war, mit anderen Worten auf die Siedlung Weissenhof. Das Besondere, welches die Siedlung Neubühl von anderen Mustersiedlungen unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie trotz der Beteiligung verschiedener Architekten ein städtebauliches Ganzes bildet, in dem alle Gebäude nach den gleichen konstruktiven Details gebaut worden sind. Eine zweite Besonderheit ist die, dass Neubühl nicht als Arbeitersiedlung, sondern für Familien des Mittelstandes geplant wurde, denen man Wohnungen zu günstigen Mietzinsen anbieten wollte.

Das älteste Dokument, das die Siedlung Neubühl betrifft, ist eine Skizze des Architekten Rudolf Steiger vom 12. November 1928. Eineinhalb Jahre später, im Sommer 1930, beginnen die Bauarbeiten und im Frühjahr 1932 können die Wohnungen der dritten Bauetappe übergeben werden. Die neue Siedlung wurde folglich in mitten der Weltwirtschaftskrise erstellt und zwar auf der Basis einer privaten Initiative und im Auftrag einer eigens dazu gegründeten Genossenschaft.

 
Erster Projektvorschlag von 1928

Alle Gebäude der Siedlung sind senkrecht zu den Quartiersstrassen angeordnet, damit die Wohnungen nicht dem Staub und dem Lärm des Verkehrs ausgesetzt sind. Die Wohnungen sind nach Südosten orientiert und folglich gut besonnt. Es war jedoch nicht die ausdrückliche Absicht der Architekten durch diese Orientierung die winterlichen Heizkosten zu reduzieren. Den Wohnungen eine gute Besonnung zu ermöglichen war jedoch eines der Prinzipien des Neuen Bauens. Und man weiss ja, dass in Europa die beste Ausrichtung der Wohnräume diejenige nach Süden ist. Im Fall von Neubühl wäre das möglich gewesen, aber man hat es vorgezogen, dass die Baukörper senkrecht zu den Quartiersstrassen stehen.

Im Vergleich zur Weissenhofsiedlung in Stuttgart, handelte es sich bei Neubühl nicht um das Erstellen von Musterbauten und Musterwohnungen. In Kenntnis der Erfahrungen mit Mies van der Rohes Musterhaus in der Weissenhof-Siedlung bemühte man in Neubühl nur bauliche Details zu verwenden, die sich schon als zuverlässig erwiesen hatten, nicht zuletzt auch um die Baukosten zu begrenzen. 

 
Plakat von 1931: Licht, Luft und Öffnung sind die Hauptziele des Neuen Bauens

Das Grundstück, auf dem sie Siedlung Neubühl steht, wurde von sechs verschiedenen Eigentümern erworben, von denen jeder danach trachtete den höchstmöglichen Preis zu erzielen. Aus diesem Grund war es notwendig jeden Kubikmeter auszunutzen, den das Baureglement gestattete, welches an diesem Ort ursprünglich ein Einfamilienhausquartier vorgesehen hatte.

Die Gebäudeachsen erstrecken sich parallel zum Hang des Hügels zwischen dem Zürichsee und dem Sihltal. Die an der Planung beteiligten Architekten waren die Zürcher Architekten Max Ernst Haefeli, Carl Theodor Hubacher, Rudolf Steiger, Werner Max Moser und Emil Roth sowie die Basler Architekten Paul Artaria  e Hans Schmidt. Die ersten Bewohner des neuen Quartiers waren junge Künstler – Grafiker, Maler, Schauspieler, Schriftsteller und Architekten. Alle waren von der neuartigen modernen Architektur mit ihren Flachdächern begeistert angezogen.

 
Die Siedlung Neubühl heute (2006)

Die Projektierung der neuen Siedlung schloss auch die Inneneinrichtung ein. Um den Ideen der Architekten mehr Schwungkraft zu verleihen, wurde 1931 die Firma Wohnbedarf AG (Wobag) ins Leben gerufen, eine Werkstatt, die sich um die Entwicklung neuer Einrichtungsgegenstände und Möbel bemühte. Die Arbeiten wurden von dem jungen Schweizer Architekt und Grafiker Max Bill (1908-1994) koordiniert, der kurz zuvor aus Deutschland zurückgekehrt war, wo er am Bauhaus gearbeitet hatte. Er organisierte 1931 eine Ausstellung in der Siedlung wo er eine Wohnung und ein Atelier einrichtete. Er entwarf auch das Plakat zur Ausstellung sowie Prospekte und Annoncen.

Trotz seiner unbestreitbaren Wichtigkeit für die moderne Architektur, seiner Rolle als Meilenstein der dieser Architektur und als eines der wichtigsten Beispiele des Neuen Bauens, steht die Siedlung Neubühl heute nicht unter Denkmalschutz, im Gegensatz zur Weissenhof-Siedlung in Stuttgart.


Literatur

·          Albers, Gerd und Fritz Eggeling (Hrsg.)(1965): StadtBauwelt 5, 1965. 

·          Franzen, Brigitte (1993): Die Siedlung Dammerstock in Karlsruhe 1929. Zur Vermittlung des Neuen Bauens. Marburg: alp-druck

·          Marbach, Ueli und Rüegg, Arthur (1990): Werkbundsiedlung Neubühl - Entstehung und Erneuerung. Zürich: gta Verlag

·          P.M., Von der Werkbundsiedlung Neubühl in Zürich-Wollishofen, in: Schweizerische Bauzeitung, 29.06.1929, p. 317-321.

·          Werkbund-Siedlung Neubühl, in: Tages-Anzeiger del 29.10.1977

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