Auf
Initiative des Architekten und Architekturtheoretikers Hermann Muthesius, gründeten
1907 einige deutsche Architekten in München den Deutschen Werkbund, eine
Vereinigung von “Künstlern, Architekten, Unternehmern und Sachverständigen“. In
den Statuten des Vereins heisst es: „Der Zweck des Bundes ist die Veredelung
der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk
durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen
Fragen.“ Nach Auffassung des Werkbundes sollten Gegenstände und Gebäude
funktional und mit modernen Materialien hergestellt sein, damit sie den
Anforderungen des Industriezeitalters entsprechen.
Zentrales
Anliegen war die Suche nach einer neuen durch „Zweck“, „Material“ und
„Konstruktion“ bedingten Formgebung (auch als „Form follows function“ bekannt), die man auch als „Sachlichkeit“
bezeichnete – und die in den 1920er Jahren dann unter dem Namen „Neue
Sachlichkeit“ erneut thematisiert werden sollte. Die handwerkliche Arbeit sollte
aufgewertet werden durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Industrie
und Handwerk“. Die Ideale des Werkbundes waren also denen der englischen “Arts
& Crafts–Bewegung“ nicht unähnlich.
Man strebte eine
auf ethischen Gesichtspunkten basierenden Qualität und man wollte man eine neue
Ästhetik in die industrielle Fertigung einführen, die sich bis dahin begnügt
hatte die traditionellen Formen handwerklich hergestellter Erzeugnisse zu
übernehmen. Das zentrale Thema war die Suche nach einer neuen Sprache der Ästhetik,
die sich auf die Kriterien “Funktion”, “Material” und “Herstellung” gründet. Heute
spricht man in dieser Beziehung von “industrial design”.
Ein Höhepunkt
in der Geschichte des Deutschen Werkbundes
war die grosse Ausstellung, die 1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs,
in Köln stattfand. In den 20er Jahren übernahm dann das Bauhaus die Ideen des
Werkbundes, zu dessen Mitgliedern auch Walter Gropius und Ludwig Mies van der
Rohe gehörten. Ein weiterer Meilenstein war die grosse Werkbund-Ausstellung von
1927 in Stuttgart, in deren Mittelpunkt die Weissenhof-Siedlung stand. Die Ideen des Neuen Bauens wurden vehement von Paul Schmitthenner, einem den Nazis nahestehenden Architekten, bekämpft. Im März 1933 gelang es Schmitthenner den
Werkbund aus dem Projekt einer weiteren Bauausstellung herauszudrängen und
andere Architekten mit der
Fertigstellung der vorgesehenen 25 Häusern, die bereits Dächer hatten, zu
beauftragen. 1934 wurde
der Deutsche Werkbund durch das Naziregime 1934 aufgelöst, aber nach
dem Zweiten Weltkrieg (1947) wieder neugegründet.
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