domenica 8 dicembre 2013

Licht, Luft und Sonne - Das wachsende Haus


Die Weltwirtschaftskrise von 1929 zwang die Weimarer Republik ihre sozialen Wohnungsbauprogramme zu überprüfen und zu modifizieren. Priorität hatten nun Ideen und Projekte für Personen mit geringem Einkommen. Man schrieb zum Beispiel einen Wettbewerb für die „Wohnung für das Existenzminimum“ aus. Andere Wettbewerbe hatten den Titel „Das Eigenheim“ (1930), „Das wachsende Haus“ (1931), Wohnungen zu festen Preisen“ (1932) und „Sonne, Luft und Haus für alle!“ (1932).

Mit diesen Wettbewerben wollte man brauchbare, neue Ideen für den Bau von billigen Kleinstwohnungen erhalten, die unter praktischer Mitarbeit durch die Eigentümer in städtischen Grüngebieten realisierbar waren. Diese Ideen wurden in Ausstellungen verbreitet, die die Leute dazu animieren sollten, sich an der Umsetzung der neuen Wohnungsbauprogramme zu beteiligen. Das grosse Thema jener Zeit war „die kleine und billige Wohnung“ (1).

Auf dem Berliner Ausstellungsgelände am „Funkturm“ hatte schon 1927 die grosse Ausstellung „Das Wochenende“ stattgefunden, an welcher sich bekannte Architekten mit Entwürfen beteiligt hatten, darunter Hans Poelzig, Richard Riemerschmid, Jobst Siedler und Max Taut. In den Bauzeitschriften jener Zeit hatten die Entwürfe für kleine, wirtschaftliche Wohnungen ein breites Echo gefunden.

Auf Empfehlung des Architekten Hans Poelzig (1869-1936) wurde 1931 der Wettbewerb „Das wachsende Haus“ ausgeschrieben.  Damit wollte man Entwürfe für Häuser erhalten, die wenig kosteten und deren Erweiterung und Ausbau die Eigentümer später selbst an die Hand nehmen konnten. Es wurden 1079 Vorschläge eingereicht, ein Ergebnis, das die damals zunehmende Arbeitslosigkeit der deutschen Architekten widerspiegelt. Unter den prämierten Entwürfen waren solche von Eiermann, Jaenecke, Gropius, Hilbersheimer, Migge, und Poelzig.

Das Ziel des Wettbewerbs war, Entwürfe für vorgefertigte Häuser zu erhalten, die, ausgehend von einem Kern, durch Hinzufügen weiterer Elemente schrittweise erweitert, verbessert und komfortabler gestaltet werden konnten. Einige der prämierten Entwürfe enthielten auch Elemente des klimagerechten Bauens wie Wintergarten, grosse Südfenster usw. Im Rahmen der Ausstellung “Sonne, Luft und Haus für alle!“, die zwischen dem 14. Mai und dem 7. August.1932 stattfand, konnten 24 Prototypen besichtigt werden.

Vom Standpunkt der Sonnenenergienutzung aus betrachtet, stachen besonders die Entwürfe der Architekten Taut, Säume-Hafemann und Wagner hervor. Bruno Taut (1889-1938) hatte ein Haus mit einem Wintergarten vorgeschlagen, der mit den anderen Räumen des Hauses verbunden war. Das Haus von Säume-Hafemann zeigte grosse Glasflächen auf der Südseite; seine Fenster waren so gebaut, dass sie im Sommer hochgekippt werden konnten, so dass sie ein schattenspendendes Vordach über der Terrasse bildeten. Martin Wagner (1885-1957), der damals beim Berliner Bauamt arbeitete, hatte ein Haus mit einer dritten, gläsernen Haut entworfen, welche die Wärmeverluste niedrig halten und die solaren Wärmegewinne maximieren sollte. In seinem Erläuterungsbericht liest man: „Die dritte Haut ist nicht als Wintergarten gedacht, sondern als eine Sonnen- und Wärmefalle sowie ein Schutz gegen Wind und Lärm“

 
Das Haus mit Wintergarten von Bruno  Taut, Berlin 1932
 
Das Haus von Säume/Hafemann, Berlin 1932
 
Das Haus von Martin Wagner, Berlin 1932
Das Haus von Martin Wagner, Berlin 1932 - Grundriss

Das Haus von Martin Wagner, Berlin 1932 - Schnitt

Anmerkungen

(1) Dörhöfer, Kerstin: Macht und Defizite der Architekturkritik; in: Thema, 2 (Januar) 2003

(2) Wagner, Martin: Das wachsende Haus, Berlin 1932

(3) Wagner, Martin: Das wachsende Haus, Berlin 1932

 

giovedì 5 dicembre 2013

Klimagerechtes Bauen in den USA - Das Haus Jacobs von Frank Lloyd Wright in Middleton, Wisconsin


1936, beauftragte das Journalistenehepaar Herbert und Catherine Jacobs (1) Frank Lloyd Wright mit der Projektierung eines Hauses in Madison, Wisconsin, aber schon wenige Jahre später genügte dieses Haus nicht mehr den Ansprüchen der Familie, vor allem weil in der Gegend in kurzer Zeit viele anderen Häuser entstanden waren. Die Jacobs gaben ihr Haus auf und zogen in ein anderes, das mit 2,1 Hektar Umland hatte und das sich heute an der Peripherie von Middleton (Wisconsin) befindet. Schon beim Kauf dieser Liegenschaft dachte das Ehepaar daran, Wright mit dem Entwurf eines neuen Hauses zu beauftragen. 

Dieser Moment kam 1944. Im Frühjahr jenes Jahres erarbeitete Wright den Entwurf für ein neues Haus der Jacobs, das eines seiner bekanntesten Häuser werden sollte und als “Solar Hemicycle” in die Architekturgeschichte eingegangen ist. Das Haus ist ein einzigartiges Beispiel von passiver Sonnenenergienutzung. Man befand sich jedoch noch mitten im Zweiten Weltkrieg und es war äusserst schwierig Baumaterial zu bekommen. Deshalb begannen die Bauarbeiten erst 1946. Mithilfe einiger ortsansässigen Handwerker führten die Jacobs einen grossen Teil der Arbeiten selbst aus, weswegen das Haus erst 1949 bezogen werden konnte. Dafür waren die Baukosten auch sehr niedrig: gerade einmal 20.000 Dollar.

 
Das Haus Jacobs II 1980 kurz vor der Sanierung

Das architektonische Konzept basiert auf Kurven, Radien und Kreisen. Das Haus ist so ausgelegt, dass die Sonnenenergie im grösstmöglichem Mass passiv zur Heizung der Wohnung genutzt wird. Deshalb hat das Haus auch einen halbkreisförmigen, sich Grundriss, der sich nach Süden und dem Garten zu öffnet. Dank dieser Form und Orientierung kann die Sonne im Winter durch die gläserne Fensterwand tief ins Haus eindringen, während im Sommer ein weit vorspringendes Dach für Schatten sorgt. Die Fensterwand war aus Kieferholz und einfach verglast.
 
Auf der Nordseite ist das Haus fast vollkommen durch eine Mauer aus lokalem Kalkstein geschlossen, die ausserdem noch bis zur Höhe des ersten Stockwerks in einer Erdaufschüttung verschwindet, welche die kalten Nordwinde abhält. Auf der Nordseite sieht man vom Haus nur ein schmales, etwa 45 Zentimeter hohes Fensterband, durch das der Schlafbereich im Obergeschoss Licht erhält.
 
 
Die Südfassade des Solar Hemicycle 1949
 
Die Bruchsteinmauer auf der Nordseite ist drei Fuss (90 cm) dick und an den Stellen, wo sie zweischalig ist, sogar vier Fuss (120 cm). Sie wird unterbrochen von einem runden Turm von 15 Fuss (4,5 m) Durchmesser, in dem sich die Treppe zum Obergeschoss befindet. Im Nordosten durchbricht ein kleiner Tunnel die Erdaufschüttung, der zur Terrasse auf der Südseite des Hauses führt, wo sich auch der Hauseingang befindet.
 
Die Terrasse vor der grossen Glaswand auf der Südseite ist vollständig windgeschützt, so wie es Frank Lloyd Wright Herrn Jacobs vorausgesagt hatte: „Sie können dort vor dem Haus ihre Pfeife selbst bei starkem Wind anzünden“.
 
 
Grundriss des Solar Hemicycle von Frank Lloyd Wright
 
Das Innere des Hauses besteht aus einem einzigen grossen Raum, der sich über zwei Geschosse hinweg erstreckt. Im Erdgeschoss liegt der Wohnraum mit Essplatz vor dem Turm, nur wenige Schritte von der Küche und vom Hauseingang entfernt. Im Turm selbst ist neben der Treppe ein Installationsraum untergebracht und, auf der Westseite des Erdgeschosses befindet sich eine Ecke zum Arbeiten und zum Fernsehen. Unter der Glaswand erstreckt sich ein rundes Wasserbecken zur Hälfte in den Wohnraum, zur Hälfte in die Terrasse. Es verbindet Innen- und Aussenraum miteinander.
 
Das Obergeschoss ist nur 1,9 Meter hoch und besteht aus einer Galerie, die zum Schlafen dient. Bad und Treppe befinden sich im Turm. Die Galerie ist mit Stahlstäben an den Dachbalken aufgehängt. Die Galerie hat einen Abstand von der Fensterwand von 120 cm, so dass die aufsteigende warme Luft im Winter die Schlafzone erwärmt. Das Erdgeschoss hat eine Grundfläche von 135 Quadratmetern, die Galerie eine solche von etwa 90 Quadratmetern.
 
 
Das Wohnzimmer 1949
 
Das Haus hatte eine Fussbodenheizung, was damals noch sehr selten war. Diese Heizung erlaubte es die Wassertemperatur niedriger zu halten als es bei normalen Strahlungsheizkörpern möglich gewesen wäre. Die relative Luftfeuchtigkeit lag bei etwa 50 Prozent.
 
Das Konzept des Hauses war ausgesprochen gut. Wenn am kältesten Tag des Jahres die Sonne schien, blieb es Haus so warm, dass keiner auf die Idee kam, die Heizung anzustellen. Die Betonplatte unter dem Fussboden und die über 400 Tonnen Kalkstein der Mauern waren exzellente Wärmespeicher und strahlten die gespeicherte Wärme ab, so dass man nur am Abend die Heizung anstellen musste.
 
Als die Jacobs sich entschlossen nach Kalifornien zu ziehen, verkauften sie das Haus an einen Geschichtsprofessor der Universität von Wisconsin. Zu jenem Zeitpunkt war das Haus 15 Jahre alt und noch in gutem Zustand. Etwa 20 Jahre später kam das Haus an den Sohn des Professors, der sich des Gebäudes annahm und es sorgfältig und mit viel Geld restaurierte und wieder in den Zustand von 1948 versetzte, denn das Haus hatte in der Zwischenzeit verschiedene Veränderungen erfahren.
 
Auf seiner Internetseite (1) zählt der Sohn die Probleme auf, vor denen er sich 1980 gestellt sah, als er beschloss, das Haus wieder instand zu setzen. Ich beschränke mich hier darauf, nur die Probleme zu nennen, welche den Energiehaushalt des Hauses betreffen:
 
·    Im Winter 1980 kostete die Heizung des Hauses mehr als 3500 Dollar. Die 1980 durchgeführten Messungen zeigten, dass etwa 20 Prozent der Energieverbrauchs auf die fehlende Wärmedämmung des Daches zurückzuführen war. Das Dach bestand damals nur aus einer doppelten Holzschalung (5 cm), die mit Dachpappe und Kies abgedeckt war. Deshalb verbrauchte die Heizung 3500 Gallonen, also mehr als 13.000 Liter Öl, trotz der beachtlichen solaren Wärmegewinne an sonnigen Tagen. Damals kostete die Gallone (3,785 Liter) Öl nur etwa 1 Dollar.
·    Die Bruchsteinmauer mit der Erdaufschüttung auf der Nordseite des Hauses, die dazu dienen sollte, die kalten Winde abzuhalten und auf diese Weise die Heizkosten zu vermindern, besass keinerlei Wärmedämmung. Wenn man bedenkt, dass in Wisconsin die Erde im Winter bis zu einer Tiefe von 4 Fuss (1,20 m) gefrieren kann, dann versteht man, dass ein guter der Teil der im Haus erzeugten Wärme in dem Erdwall verschwand.  
·   Nach der Installation eines effizienteren Heizkessels platzten die Rohre der Fussbodenheizung, die dann nicht mehr zu gebrauchen war, nicht zuletzt auch weil die Heizung zwei Jahre lang ausser Betrieb gewesen war und sich in den Rohren Eis gebildet hatte. Die Heizung liess sich ausserdem nicht vollkommen entleeren, weil die Neigung der Rohre zu gering war.
·   Der Holzrahmen der Glaswand hatte stark gelitten so dass die Verglasung nicht mehr dicht war.
·   Auch das Dach war nicht mehr dicht und der Dachvorsprung war in sehr schlechtem Zustand und verdunkelte den Innenraum.
·   Das gesamte elektrische Leitungssystem war überaltert und entsprach nicht mehr den Vorschriften. 
·   Den grössten Teil der Fenster konnte man nur einmal im Jahr öffnen und schliessen und dies nur mit grosser Anstrengung.
·   An den wärmsten Tagen des Jahren fehlte jegliche Möglichkeit zur Kühlung.
·    Die Installationen des Wasserbeckens war unbrauchbar geworden.
Der neue Eigentümer ergriff daraufhin folgende Sanierungsmassnahmen:
 
·   Entfernung der alten Fussbodenheizung und Installation einer neuen mit Wärmedämmung gegen unten
·   Bau eines neuen Wasserbeckens
·    Entfernung der alten Glaswand und deren Ersatz durch eine neue
·    Entfernung und Ersatz aller Fenster und Holzverkleidungen im Obergeschoss
·    Einbau neuer, stärkerer Dachbalken, ausgelegt zur Aufnahme höherer Dachlasten (Schnee)
·    Vollständiger Ersatz des alten Vordaches
·    Einbau eines neuen wärmegedämmten Daches
·    Entfernung der nachträglich im Obergeschoss eingebauten Zwischenwände
·    Erneuerung aller Spenglerarbeiten
·    Einbau eines neuen Heizkessels mit höherem Wirkungsgrad um schneller heizen zu können sowie einer Lüftungsanlage
·    Modernisierung der gesamten elektrischen Installation
Anmerkungen
(1) Jacobs, H.: Building with Frank Lloyd Wright, An Illustrated Memoir, San Francisco (1978)
(2) Das Klima im Bundesstaat Wisconsin ist sehr günstig für die Landwirtschaft. Es regnet hauptsächlich im Frühjahr und Sommer. In diesen Jahreszeiten fallen etwa zwei Drittel der jährlichen Niederschläge.
Wisconsin ist jedoch auch bekannt für seine reichen Schneefälle im Winter.  
(3) Making Wright Right
 
 
 
 
 

mercoledì 4 dicembre 2013

Klimagerechtes Bauen in den USA - Die Häuser von Keck & Keck


Die Brüder George Fred (1895-1980) und William (1908-1995) Keck  waren regelrechte Pioniere des klimagerechten Bauens in den USA. George Fred, der ältere der beiden Bruder studierte Architektur und Bauingenieurwesen an den staatlichen Lehranstalten von Wisconsin und Illinois. 1921 ging er nach Chicago, wo er als Bauzeichner in mehreren Architektur- und Ingenieurbüros arbeitete bevor er ein eigenes Büro eröffnete.

In den ersten Jahren seiner Berufstätigkeit als Architekt, machte sich George Fred daran, die Bauten der modernen Architektur zu studieren, die damals gerade in Europa, vor allem in Deutschland, Furore machten. 1927 projektierten Keck und sein Partner Vale Faro, der ebenfalls ein überzeugter Anhänger der modernen Architektur war, ihr erstes modernes Haus. Das Haus, das nie gebaut wurde, war ein weisser Würfel mit einem flachen Dach und Fensterbändern, beides charakteristische Elemente des Neuen Bauens, bzw. des Internationalen Stiles. Diese beiden Elemente finden sich bei allen von Keck während seiner 46jährigen Berufstätigkeit entworfenen Gebäuden.

Zu den wichtigsten Bauten Kecks aus jener Zeit gehören der Miralogo Ballroom in Wilmette (1929) und zwei Häuser, die er für die Chicago's Century of Progress World's Fair entworfen hat: The House of Tomorrow (1933) e The Crystal House (1934).

 
House of Tomorrow auf der Chicago's Century of Progress World's Fair (1933)

Die Häuser für die Ausstellung hatten ein Stahlskelett und Glasfassaden, d.h. das Bausystem war das gleiche, das beim Hochhausbau in Chicago verwendet wurde. Sie unterschieden sich stilistisch also stark von den Häusern, die zu jener Zeit in Chicago Mode waren und auch von den anderen Häusern, die auf der Ausstellung gezeigt wurden. Besonders das Crystal House mit seinem äusseren Skelett war von verblüffender Eleganz gegenüber vielen anderen Metallbauten, die Jahrzehnte später entworfen wurden.

Beide Häuser waren mit Möbeln aus Metall und Leder ausgestattet, die zum Teil von Keck selbst entworfen und in Chicago gefertigt worden waren. Die beiden Ausstellungshäuser zeigten den Tausenden von Besuchern der Ausstellung, wie der moderne Mensch wohnt und viele Leute liessen sich von Kecks Entwürfen überzeugen.

Nach dem Ende der Ausstellung, begannen mehrere wohlhabende Bewohner der an der Nordküste (North Shore) von Chicago gelegenen Wohnquartiere sich an Keck zu wenden um ihn zu bitten, Häuser für sie zu entwerfen. Auf diese Art begann eine Tätigkeit, die für Kecks Karriere entscheidend war. An der Nordküste stehen heute mehr Keck-Häuser als anderswo.

 
House of Tomorrow (2005)
 
Unter den bekanntesten Bauten Kecks figuriert das Bruning House in Wilmette, ein weisses Gebäude im Internationalen Stil mit in einem gläsernen Turm in dem sich eine Wendeltreppe über zwei Stockwerke erstreckt. Der Glasgehäuse war mit einem äusseren Sonnenschutz aus hochziehbaren Metalllamellen ausgestattet. Diese Lamellenstoren waren ein typisches Kecksches Produkt, das aufgrund von Experimenten entstanden war, um die Lichtverhältnisse im Inneren vollverglaster Häuser zu kontrollieren. Sie gehörten in den 30er Jahren zur Marke „Keck“, bis man aufhörte sie zu benutzen, weil ihr Unterhalt Probleme verursachte. 

Die Liebe Kecks zur modernen Architektur zeigte sich noch deutlicher nachdem er sich von Faro getrennt hatte und mit dem Chicago Workshop zusammenarbeitete, einer Gruppe von Künstlern die sich nach dem Vorbild des Deutschen Werkbundes konstituiert hatte und der auch einige Persönlichkeiten angehörten, die nach 1934 aus Deutschland in die USA emigriert waren wie László Moholy-Nagy. Diese Zusammenarbeit führte dann zur Gründung des New Bauhaus, das eine breiten Einfluss auf die örtliche Architektur ausgeübt hat. Aus dem New Bauhaus ging dann das Institut of Design am Illinois Institute of Technology (IIT) hervor.

 
Häuser im Solar Park (1942)

In den 30er Jahren experimentierte Keck auch mit Wasserdächern, d.h. mit flachen Wasserbecken auf dem Flachdach von Gebäuden, die im Sommer wenn das Wasser verdunstete zur Kühlung beitrugen. Auch weite Dachvorsprünge gehörten zum Repertoire Kecks. Sie sollten im Sommer die (Glas-)Fassaden beschatten. Auch mit Fussbodenheizungen experimentierte Keck.

In den 40er Jahren perfektionierte Keck auch das System der passiven Solarheizung und zwar im Rahmen der Planung der Häuser Sloan (1940) und von Solar Park (1942). Beide liegen in Glenview (Illinois) im Hinterland Chicagos. Solar Park ist eine Gruppe von 30 Häusern, die alle nach Süden ausgerichtet sind. Messungen, die damals ausgeführt wurden, zeigen, dass durch die Orientierung nach Süden die Heizkosten, im Vergleich zu anderen Häusern,  um 38 Prozent verringert werden konnten. Keck experimentierte auch mit der mechanischen Lüftung mittels unter dem Fussboden verlegten Kanälen.

 
 
Vertikale Sonnenstoren der Keck & Keck Child Care Society (1959)

William Keck, der auch am New Bauhaus in Chicago studiert hatte, wurde 1946 Partner im Architekturbüro seines Bruders Fred. Die Zusammenarbeit mit William, der hauptsächlich als Manager fungierte, erlaubte es Fred, mehr Zeit seinen Kunden zu widmen, mit ihnen zu sprechen, ihre Wohnungen zu besichtigen und ihren Lebensstil kennenzulernen. Während andere Architekten vor allem ihre Ideen umsetzen wollten, suchten die Kecks Lösungen, die genau auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zugeschnitten waren.

Der Ruf der Kecks hat bis heute überdauert, drei Jahrzehnte nach der Schliessung ihres Büros. Die Immobilienagentur „North Shore“, die ein Verzeichnis dieser Häuser führt, hat einen Katalog der „Keck Houses“ herausgegeben.

 
Horizontale Sonnenstoren von Keck & Keck

Das Haus Sloan war das erste, in dem das innovative, von Keck bevorzugte Lüftungssystem installiert wurde, das auf vielen seiner Zeichnungen erscheint. An Stelle von Fenstern mit Flügeln, die sich in Scharnierbändern drehen, benutzte Keck flügellose Fenster. Die Frischluft trat durch spezielle, seitliche Öffnungen ein; in späteren Häusern befanden sich diese Öffnungen neben der festen Verglasung.

Im Gegensatz zu anderen Fenstern, verhinderten die Fenster Kecks das Eindringen von Regen und Insekten, ausserdem konnte man sie offen stehen lassen wenn es der Wind und die Temperatur erlaubten. Wenn die Öffnungen offen standen, fühlte man sich eher in einem offenen Pavillon als in einem geschlossenem Zimmer. Dank dieser Öffnungen und der schattenspendenden Dachüberstände und Bäume hatte das Haus Spence in Bensenville (1941) ein vorzügliches Innenklima auch ohne Klimaanlage, mit Ausnahme der die heissesten Tage des Jahres.

In den 40er Jahren entwickelt Keck mit grossem Erfolg vorfabrizierte Häuser, darunter die Green's Ready-Builts. Ein Teil dieser Häuser wurde 1945 in Rockfort gebaut. Diese schnell und einfach zu montierenden Häuser für Familien mit geringen finanziellen Mitteln besassen einige der besten modernen Designelemente ihrer Zeit.

In den 50er und 60er Jahren kehrte Keck mit seinen Gebäuden mehrheitlich zum Internationalen Stil der 20er Jahre zurück, abgesehen von dem häufigen Einsatz von Zedernholz und Betonsteinen. Er fuhr fort, Häuser mit mondsichelförmigen Grundrissen zu planen, speziell wenn es sich um reich ausgestattete Häuser mit Panoramablick handelte. Ausserdem schuf er weiterhin Neuheiten wie eine mechanisch zu öffnende Kuppel über einem Schwimmbecken im Innenhof des Hauses Weinrib in Highland Park (1961). In jener Zeit nahmen seine Aufträge in einem Masse zu wie nie zuvor, nicht zuletzt wegen des wachsenden Marktes für „modern design“.

In und um Chicago bauten die Brüder Keck hunderte von eleganten und komfortablen Häusern. Im Gegensatz zu anderen Architekten jener Zeit, welche  die grosse Masse für die moderne Architektur zu begeistern suchten, meistens aber vergebens, bauten die beiden Keck auch Häuser für Menschen mit normalem Einkommen.

In den 30er Jahren, nach der Weltwirtschaftskrise von 1929, suchten viele amerikanische Architekten und Ingenieure die Bau- und Unterhaltskosten der Gebäude zu verringern. Ein Weg dazu war die Nutzung der Sonnenenergie bei der Raumheizung. Damals erschien in europäischen Architekturzeitschriften eine Reihe von Artikeln über die beste Ausrichtung von Gebäuden. Von diesen Studien hatten den grössten Einfluss auf die amerikanischen Architekten die Untersuchungen, die 1931 und 1932 das Royal Institute of British Architects (RIBA) veröffentlichte (1). Das Institut hatte auch ein Gerät entwickelt, das Heliodon, mit dem sich die Besonnung von Gebäuden am Modell simulieren lässt.

Anmerkungen

(1) “Orientation of Buildings: Being the Report of the Royal Institute if British Architects’ Joint Committee on the Orientation of Buildings”, Journal if the Royal Institute of British Architects 39 (10 September 1932), p. 777-799.

martedì 3 dicembre 2013

Licht, Luft und Sonne - Die “Römerstadt” in Frankfurt am Main


1926 begann in Frankfurt am Main ein  ehrgeiziges Programm, das dem akuten Wohnungsmangel durch den Bau einer Reihe neuer Wohnsiedlungen an der Peripherie der Stadt abhelfen sollte. Der damalige Frankfurter Bürgermeister Ludwig Landmann ernannte Ernst May (1886-1970) zum Leiter des städtischen Bauamtes, der von da ab einer Gruppe junger Architekten, Techniker und Künstler vorstand, die das Programm vorantrieben. 

Unter der Ägide Mays wurden unter Mitarbeit Martin Elsaessers in Frankfurt etwa 12.000 Wohnungen gebaut, 2000 mehr als ursprünglich vorgesehen waren. Diese Wohnungen deckten nicht nur den dringenden Bedarf an Unterkünften, sondern stellten auch einen neuen Qualitätsstandard auf.

Eine dieser neuer Siedlungen war die sogenannte Römerstadt. Der Name wurde gewählt, weil es in jener Gegend vor zweitausend Jahren ein römisches Dorf namens Nida gegeben hatte, das hauptsächlich aus Läden und Tavernen bestand. Im Laufe der Bauarbeiten kamen tatsächlich viele Gegenstände aus römischer Zeit ans Tageslicht. Die Reste der antiken Häuser verschwanden jedoch durch den Bau der neuen Siedlung auf immer.



 
Die Römerstadt 1929.

Die Siedlung Römerstadt entstand zwischen 1927 und 1929 und umfasst 1220 Wohneinheiten – 581 in Reiheneinfamilienhäusern  und 602 Wohnungen in mehrgeschossigen Gebäuden.  Die ersten Wohnungen waren im Sommer 1928 bezugsbereit und im Oktober des gleichen Jahres waren schon 500 davon bewohnt. Die gesamte Siedlung wurde im Oktober 1929 fertiggestellt. Die Häuserreihen sind entsprechend der Topographie des Baugeländes angeordnet. Aus diesem Grund sind die meisten Wohnungen nach Südosten ausgerichtet.

Wohnblock in der Römerstadt in Frankfurt am Main
 
Ernst May und seine Mitarbeiter setzten auf eine einfache Industrialisierung der Bauarbeiten, auf die Herstellung und den Einsatz von vorgefertigten Elementen. Dazu gaben sie den Wohnungen einen optimalen funktionalen Zuschnitt. Es wurde das Konzept des Zeilenbaus angewandt: Reihenhäuser mit Flachdächern und zwischen den Zeilen liegenden Gärten und Grünflächen. Praktisch handelte es sich um eine Verbindung der Gartenstadtkonzeption mit den Ideen des Neuen Bauens.

lunedì 2 dicembre 2013

Licht, Luft und Sonne - Die “Weissenhof-Siedlung” in Stuttgart


1927 fand in Stuttgart eine Bauausstellung unter dem Titel “Die Wohnung” statt.  Die Ausstellung umfasste 21 Wohnhäuser mit insgesamt 63 Wohnungen, die in nur 21 Wochen gebaut wurden. Zur Zeit ihrer Erstellung zeigten diese Gebäude und Wohnungen einen bis dahin unbekannten Wohnstandard: jedes Haus besass eine Zentralheizungsanlage, jede Wohnung hatte ein Badezimmer und ein separates WC. Die Ausstellung zeigte auch viele Ideen, wie man die Räume variabel nutzen konnte. Das von Mies van der Rohes entworfene Haus zeigte das Beispiel einer Wohnung mit “offenem“ Grundriss, mit verstellbaren Zwischenwänden, die zwischen Fussboden und Decke eingespannt waren.



 
Luftaufnahme der Siedlung “Weissenhof” in Stuttgart
 
Mit der Ausstellung wollte der Deutsche Werkbund der Bevölkerung vorführen wie der moderne Mensch wohnt; es wurden neue Baumaterialien gezeigt und Reihenhäuser, die aus vorgefertigten Elementen gebaut waren, ein System, das der Architekt Ernst May (1886-1970) für eine Siedlung in Frankfurt am Main entwickelt hatte.

Die Baukosten dieser experimentellen Musterhäuser und die daraus sich ergebenden Mietzinse lagen etwa 30 Prozent über dem damaligen Stuttgarter Durchschnitt. Die ersten Bewohner der Siedlung gehörten deshalb alle dem Mittelstand an. Es handelte sich vorwiegend um Intellektuelle, die von der modernen Architektur fasziniert waren. Diese Bewohnerschaft verflüchtigte sich jedoch rasch nach 1933, als das Naziregime drohte, die, von ihm geringschätzig (wegen der Flachdächer und der weissen Farbe der Häuser) als „Araberdorf“ diffamierte Siedlung, abzureisen. Alle Mietverträge wurden bis 1939 gekündigt (1).

An der Ausstellung war eine Reihe international bekannter Vertreter des „Neuen Bauens“ beteiligt, darunter Peter Behrens,  Victor Bourgeois,  Le Corbusier und Pierre Jeanneret, Walter Gropius, Ludwig Hilberseimer, Jacobus Johannes Pieter Oud, Hans Poelzig, Hans Scharoun, Mart Stam und Bruno Taut. Das Alter dieser Architekten lag zwischen 35 und 45 Jahren. Die Idee zur Ausstellung kam vom Deutschen Werkbund. Die Leitung des Gesamtprojektes lag in den Händen von Ludwig Mies van der Rohe. 



 
Doppelhaus von Le Corbusier in der Weissenhof-Siedlung
 
Die Siedlung Weissenhof in Stuttgart gilt heute als eine der wichtigsten Beispiele der modernen Architektur und des modernen Städtebaus, doch handelt es sich nicht um eine wirkliche Wohnsiedlung, sondern nur um eine Reihe Musterhäuser aus der Zeit in der die moderne Architektur in Deutschland Form annahm.

2002 erwarb die Stadt Stuttgart vom Bund das zur Siedlung gehörende Doppelhaus von Le Corbusier und Pierre Jeanneret. Am 25. Oktober 2006 wurde in dem Gebäude nach drei Jahren originalgetreuer Restaurierung das Weissenhof-Museum mit historischen Dokumenten und Architektur-Modellen eröffnet.

 
Anmerkungen

(1) Bodo Rasch: Wie die Weissenhofsiedlung entstand, in: Die Zwanziger Jahres des Deutschen Werkbunds, Reihe: Werkbund-Archiv, Nr. 10