lunedì 9 settembre 2013

Mittelmeerklima - Antikes Rom - Die Mietshäuser


Von den städtischen Wohnverhältnissen in römischer Zeit kennen wir aus der Literatur am besten diejenigen in der Stadt Rom. Für den Rest haben wir aber viele archäologische Zeugnisse. Man denke nur an die Ausgrabungen von Städten wie Pompeji und Herculanum in Kampanien, wie Augusta Raurica und Aventicum in der Schweiz; wie Leptis Magna und Timgad in Nordafrika. Alles Städte, deren Strukturen sich weitgehen erhalten haben, weil sie schon in römischer Zeit verlassen worden sind.

In den Städten des römischen Reiches wohnten nur die Reichen in einer domus. Der grösste Teil der städtischen Bevölkerung wohnte in kleinen Gebäuden mit maximal drei Geschossen, in denen sich auch Werkstätten und Läden befanden. Anders war es in der Grossstadt Rom, die in den ersten Jahrhunderten u.Z. sich in ständiger Expansion befand und wo die bebaubaren Flächen innerhalb der Stadtmauern äusserst knapp waren. Man musste deshalb in die Höhe bauen.

Vielgeschossige Häuser entstanden in Rom schon im 2. Jahrhundert v.u.Z. und am Ende der republikanischen Zeit, waren die Hochhäuser schon so zahlreich, dass Cicero (1) sagen konnte, Rom sei eine in der Luft hängende Stadt: Romam cenaculis sublatam atque suspensam. Und Vitruv (2) schreibt:

Zur Zeit Trajans (53-117 u.Z.) hatte Rom mehr als eine Million Einwohner und der überwiegende Teil der römischen Bevölkerung wohnte in vielgeschossigen Häusern, insulae genannt, die hauptsächlich Mietwohnungen (cenacula) enthielten. Im 4. Jahrhundert u.Z. zählte man in Rom 46.602 solcher insulae, aber nur 1797 domus , also herrschaftliche Villen (3).

Der Ausdruck insula ist alt und stammt möglicherweise von den Zwölf-Tafel-Gesetzen her. Diese schrieben vor, dass jedes Gebäude von den benachbarten durch einen ambitus, einem Zwischenraum von 2½ Fuss (75 cm) getrennt sein müsse. Der Abstand von 75 Zentimetern sollte den Zugang auf allen Seiten des Gebäudes im Brandfall garantieren. In vielen Dokumenten wird die insula der domus gegenüber gestellt um die Miethäuser von den Häusern zu unterscheiden, die privates Wohneigentum waren.

 
Ostia. Graphische Rekonstruktion der Fassade einer insula
(Quelle: Brödner, E.: Wohnen in der Antike)

Die insulae waren genau das Gegenteil vom Atriumhaus. Das Atriumhaus entwickelte sich horizontal, die insula in die Höhe  Die Zimmer einer domus waren gegen da Atrium, also nach innen gerichtet, dagegen waren die Wohnungen in einer insula gegen aussen orientiert und hatten Fenster, die zur Strasse hinaus gingen. Diese Wohnungen erreichte man von der Strasse aus über einläufige Treppen, die jeweils auf einem bestimmten Geschoss endeten.

Reste von Mietshäusern haben sich bis zum zweiten Obergeschoss erhalten, zwar nicht in Rom selbst, sondern in Ostia, der Hafenstadt Roms. Auf der Grundlage dieser Reste haben einige Forscher die Grundfläche von insulae errechnet. Demzufolge variierte die Grundfläche einer insula zwischen 200 und mehr als 300 Quadratmeter bei einem Mittel von 240 Quadratmetern (4).

Die grossen Miethäuser Roms, in welchen die Bevölkerung regelrecht eingepfercht lebte, waren an der Strassenfront fünf bis sechs Geschosse hoch und dahinter oft noch höher. In den Wohnungen gab es weder Wasser, noch Heizung und die Belichtung war oft minimal. Das Wasser musste man an den öffentlichen Brunnen holen, die es in Rom in reicher Fülle gab, aber niemand mochte es bis in die Wohnungen unterm Dach schleppen. Auch gab es keine Aborte auf den Geschossen. Im besten Fall gab es eine Sinkgrube im Erdgeschoss. Der Urin wurde in grossen Tonbehältern gesammelt, die regelmassig von den Färbereien und Gerbereien geleert wurden. Nicht selten leerte man aber die Nachttöpfe aus den Fenstern direkt auf die Strasse. Wer in seiner Wohnung sich etwas kochen wollte, musste dies auf einem Kohlenbecken tun, das im Winter auch die einzige Wärmequelle war. Hatte die Wohnung einen Balkon, so kochte man dort, andernfalls nahe beim Fenster um den beissenden Rauch abziehen zu lassen.

 
Ostia, Casa dei giardini (nach: G.Calza & G.Becatti)

Im Erdgeschoss einer typischen insula, lagen Werkstätten, Läden und Gaststätten; alle mit einem eigenen Eingang von der Strasse. Die Höhe des Erdgeschosses erlaubte den Einbau von Zwischenböden (pergulae), auf denen oft die gesamte Handwerkerfamilie mit samt Sklaven wohnte und schlief. Im ersten Stock lagen die elegantesten und teuersten Wohnungen (caenacula), die meist auch Balkone (maeniana) hatten. Hier wohnten die Bessergestellten. Auch die Wohnungen im zweiten Stock waren noch elegant. Hier waren die Balkone schon einfacher, nämlich aus Holz (pergulae). Je weiter man nach oben stieg, um so einfacher und billiger waren die Wohnungen, in denen die ärmeren Leute wohnten. Die obersten Geschosse waren oft aufgesetzte Holzkonstruktionen und einige Wohnungen lagen direkt unter dem Dach. Von dort aus hatte man zwar eine schöne Sicht auf die Stadt, manchmal nur durch die Ritzen der Wände und kaputte Ziegel, denn die obersten Wohnungen waren reine Bruchbuden, klein und niedrig. In einem einzigen Raum lebte oft eine ganze Grossfamilie. Die Wände waren aus Brettern oder dünnen Tonplatten, sie schützten nicht gegen Kälte und Hitze und man hörte alles was in der Nachbarwohnung gesprochen wurde. Die Fenster, auch die in den unteren Stockwerken, waren unverglast, denn Flachglas war sehr teuer. In keiner der bekannten insulae ist je ein Stuck Glas oder Glimmer zum Vorschein gekommen. Die Fenster liessen sich nur durch geölte Leinwandvorhänge oder Pergament schliessen, manche hatten auch hölzerne Fensterläden, so dass man die Wahl hatte zwischen Dunkelheit einerseits und Licht und Wind andererseits (5).

Diese oft riesigen Gebäude waren an keine Wasserleitung angeschlossen. Bestenfalls gab es Wasser im Erdgeschoss. Die Mieter mussten sich das Wasser an einem der vielen öffentlichen Brunnen (ad usum popoli) holen. Es entwickelte sich deshalb schnell der Beruf des Wasserholers (aquarius), den Martial den untersten aller Berufe bezeichnet. Diese Menschen brachten das Wasser unter enormen Anstrengungen gegen ein kleines Entgeld bis in die Wohnungen derer, die sich diese Dienstleistung bezahlen konnten. Diese Arbeiter gehörten oft zur insula und wurden mit ihr zusammen verkauft, wenn das Gebäude an einen anderen Eigentümer überging. 

Es erstaunt deshalb nicht, wenn in den obersten Stockwerken der insulae sich der Dreck und Unrat häufte. Niemand nahm sich die Mühe zu putzen, auch weil niemand Putzwasser bis dort oben zu tragen gewillt war. Abfälle wurden einfach die Treppe hinunter oder gleich aus dem Fenster auf die Strasse geworfen.

Wie erwähnt, hatten die Bewohner der insulae kein Heizsystem zur Verfügung, weder Öfen noch Kamine. Alles war sie hatten, waren Kohlebecken und wenn sie diese benutzten, waren sie immer gesundheitsschädlichem Rauch und giftigen Gasen ausgesetzt. Aber nicht nur das war die grösste Gefahr, wenn man in einer insula wohnte. Die Bewohner waren ständig in Gefahr. In diesen Gebäuden musste man ständig mit Branden und Einstürzen rechnen.

Normalerweise waren die Mietwohnungen in Untermiete und in Rom ausserdem teurer als in jeder anderen Stadt Italiens. Die insulae wurden in der Regel aus reiner Spekulation von wohlhabenden Personen errichtet, von Bürgern, Freigelassenen oder auch Sklaven, welche die Vermietung zum Höchstangebot an Unternehmen vergaben, die ihrerseits die Wohnungen an andere weitervermieteten, welche die Mietzinse von den Bewohnern einzutreiben hatten. Und Letztere bedienten sich keineswegs sanften Methoden, um zu ihren Geld zu kommen.

Regelmässig mussten die Bewohner Kündigungen erleiden, weil der Vermieter den Mietzins erhöhen wollte und nicht selten, bevor sie eine neue Unterkunft gefunden hatten, mussten sie für eine Weile auf der Strasse schlafen, unter einem der vielen Säulengänge, sie es in der Stadt gab, oder an einem anderen etwas geschützten Ort in der Stadt. Alles das ähnelt etwas dem, was uns heute noch in vielen Städten begegnet.  Alte Hauser, die abgerissen werden sollen, werden rasch noch pro Bettstelle zu hohen Preisen an Immigranten vermietet.

 
Ostia. Schnitt eines mehrgeschossigen Mietshauses (insula)
(Quelle: Brödner, E.: Wohnen in der Antike)

In den insulae gab es wenig Platz und folglich ergoss sich jeden Morgen ein Flut von Menschen auf die Strassen der Hauptstadt. Die einen gingen zu den Häusern der Reichen sich, um sich dort für eine Arbeit, einen Auftrag anzubieten, andere gingen zur Arbeit in ihre Werkstatt und wieder andere machten sich auf die Suche nach einer Tätigkeit als Tagelöhner. Etwa so, wie man das noch heute in den Metropolen des Orients beobachten kann. Viele Leute betreiben einen kleinen Handel, verkaufen Wasser und Getränke, andere suchen in den Abfällen nach etwas verwertbaren, das sich möglicherweise verkaufen lässt und wieder andere hoffen auf eine Gelegenheitsarbeit, die das Geld zum Leben für einen Tag einbringt.

Man muss sich vergegenwärtigen, dass im Altertum und auch noch im Mittelalter, die meisten Menschen, und nicht nur auf dem Lande, sondern auch in der Stadt, ihre Tage im Freien, auf der Strasse und auf den Plätzen verbrachten. Die Wohnung diente hauptsächlich zum Schlafen und deshalb hatte man auch wenig Bedarf an Beleuchtung. In einer Grosstadt wie Rom musste man nicht einmal zuhause kochen. Es war normalerweise einfacher sich etwas zum Essen in einem der vielen Läden und Tavernen (popinae, thermopolium) zu kaufen.

Und die Sonne? Wird man sich nun fragen. Was hat das mit klimagerechtem Bauen zu tun? In die insulae schien kaum Sonne – trotz der Fenster zur Strasse. Die Gebäude waren hoch und die Strassen schmal.“Die mittlere Breite der Strassen betrug zwischen 4,5 und 5,0 Meter; die grösseren Strassen waren 6,0 Meter breit und erstickt durch sehr hohe Bauten“, schreibt Ferdinando Castagnoli (6), einer der besten Kenner der Topographie des alten Roms. 21 Meter war die maximale, von Caesar verordnete Gebäudehöhe, 18 Meter die unter Traian festgelegte. Die erlaubte Gebäudehöhe war also das Drei- bis Vierfache der Strassenbreite. Sonne erhielten nur die obersten Geschosse, d.h. die schlechtesten von allen Wohnungen, allerdings nicht selten nur durch Ritzen im Mauerwerk oder von dort, wo das Dach undicht war. Und diese Geschosse waren tagsüber meistens leer, weil ihre Bewohner auf der Strasse waren, oder in den öffentlichen Bädern, im Zirkus oder sonst irgendwo im Freien wo auch die Sonne schien und man ein paar As oder ein Stück Brot ergattern konnte.

Wer hingegen entdecken will, auf welche Art die römischen Architekten die Sonne passiv auszunutzen verstanden, muss sich mit den grossen öffentlichen Bädern beschäftigen, mit den kaiserlichen Thermen.

Schlussfolgerung

Heute ist das Zentrum einer normalen Wohnung das Wohnzimmer mit grossen Fenstern, die viel Licht und Sonne hereinlassen, Sicht nach draussen erlauben und es zum hellsten aller Räume der Wohnung machen. Vollständig anders war das Wohnen in römischer Zeit. Nur Läden und Werkstätten öffneten sich gegen aussen. Wohnen wollte man ungestört und privat. Das Haus muss gegen aussen abgeschlossen sein. Und dieses Bedürfnis erfüllt die römische domus und noch besser die domus mit einem Peristyl-Garten dahinter. Der Wohlhabende lebt nicht auf der Strasse wie das gemeine Volk. Sein Familienleben geht niemanden etwas an.

Im Haus braucht man auch keine Sonne. Wer Sonne will, kann ja ins Freie gehen oder in den Garten. Das Atrium, der Hauptraum des Hauses erhält Licht von oben, durch eine Öffnung im Dach. Die Höhe des Atriums macht es der Sonne unmöglich bis auf den Boden zu scheinen. Licht ja, Sonne nein. Auch die Schlafräume brauchen keine Sonne; man benutzt sie ja nur nachts, wenn die Sonne nicht scheint. Der Garten ist von Säulengängen umgeben, in denen man sich im Sommer kühlen Schatten und im Winter die wärmenden Sonne geniessen kann.

Der überdeckte Säulengang (porticus) ist wegen seiner Nützlichkeit ein weitverbreitetes Element in der griechischen und römischen Architektur. Er bietet Schatten, wenn die Sonne brennt, Trockenheit, wenn  es regnet, und er schützt auch vor widrigen Winden. Die Griechen nennen ihn stoa. Vitruv empfiehlt den Bau von Säulengängen auch in der Nähe von Theatern, denn er bietet den Zuschauern eine Zufluchtsstätte, wenn die Aufführung durch einen Platzregen unterbrochen werden sollte. Ausserdem kann in den Säulengängen Brennholz trocken gelagert werden, was wichtig ist, wenn die Stadt belagert wird. „So erfüllen Wandelgänge (porticus ambulationes) unter freiem Himmel zwei hervorragende Zwecke: einmal dienen sie in Friedenszeiten der Gesundheit, zum anderen in Kriegszeiten der Sicherheit“, schreibt Vitruv (7)

Anmerkungen

(1) Cicero, De Leg. Agr., II, 96
(2) Vitruv, II, 3, 63-65
(3) Carcopino, Jérôme: La vita quotidiana a Roma, Roma/Bari 2008, S. 28
(4) Castagnoli, F.: Topografia e urbanistica di Roma antica. Bologna 1969, S. 167
(5) Carcopino, Jérôme: La vita quotidiana a Roma, op. cit., S. 46
(6) Castagnoli, Ferdinando:Topografia e Urbanistica di Roma antica, Bologna 1969, S. 65
(7) Vitruv, V, IX, 9

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