mercoledì 11 settembre 2013

Mittelmeerklima - Antikes Rom - Die Theater


In unserer Abhandlung des klimarechten Bauens im griechischen und römischen Altertum haben wir auf das Thema „Theater“ nicht verzichten wollen, denn man muss annehmen, dass diese nicht überdachten Bauten unter Berücksichtigung der Besonnung und des Klimas projektiert worden sind. Die Zuschauer hätten von der Sonne geblendet werden und die im Halbrund angeordneten Zuschauerplätze hätten unter der Sonneneinstrahlung übermässig heiss werden können.

Das griechische Theater (theatron) hat seinen Ursprung in Festspielen zu Ehren des Gottes Dionysos, die seit 534 v.u.Z. bezeugt sind. Sie wurden auf einem offenen Platz im Heiligtum des Dionysos Eleutherios in Athen abgehalten, das sich am Südosthang der Akropolis befand. Das Bühnenbauwerk wurde ursprünglich aus Holz errichtet und später wieder abgebaut. Erst unter der Finanzverwaltung des Lykurgos (338-327 v.u.Z.) wurde das erste steinerne Theater angelegt, das noch im grossen und ganzen erhalten ist.

Die Orchestra, der Tanzplatz des Chores ist hier halbkreisförmig. An der Rundung fangen die Sitzstufen der Zuschauer an, die nach oben ansteigend aus dem Felsen herausgehauen sind und den Zuschauerraum, die Cavea, bilden. Jede Stufe dient als Sitz und ist so breit, dass der eine Stufe höher Sitzende seine Füsse darauf ruhen lassen kann. An die gerade Seite der Orchestra schliesst sich die Skené an, die Bühne. Dahinter steht das Proskenion, die Bühnenrückwand. Die Schauspieler traten durch zwei Türen auf, die die Skené flankierten. Im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte wurde die am Anfang sehr einfache Bühnenrückwand immer prächtiger gestaltet.

Das Theater des Dionysos in Athen ist Prototyp und Vorbild für alle Theater in den griechischen Kolonialstädten des Mittelmeerraumes geworden. Das Theater diente nicht nur der Aufführung von Schauspielen, sondern war ein Ort, an dem man sowohl religiöse Feste feierte als auch politische Versammlungen und andere Veranstaltungen abhielt.

 
Dionysos-Theater in Athen (Bild: Wikipedia, BishkekRocks)

Wann in Rom die ersten Theaterspiele aufgeführt wurden, weiss man nicht genau. Sicher ist, das griechische Schauspiele in Rom ab 240 v.u.Z. zur Aufführung kamen. Eine eigene römische Theatertradition ist seit dem Ende des III. Jahrhunderts v.u.Z. bezeugt (Plautus, Terentius). Der erste Theaterbau in Rom, von dem wir Kenntnis haben (theatrum et proscenium ad Apollinis), war eine Holzkonstruktion, die von M. Emilius Lepidus, dem Organisator der Spiele, im Jahr179 v.u.Z. errichtet wurde. Für das Jahr 174 v.u.Z. ist der Bau eines Theaters durch die Ädilen Fulvius Flaccus und Q. Postumius Albinus bezeugt. Im Jahr 154 v.u.Z. liessen die Zensoren M. Valerius Messalla e C. Crassus Longinus ein Theater bauen, das jedoch P. Scipio Nasica sofort abgebrechen liess, weil dieser befürchtete, die Schauspiele könnten die Moral der Römer kompromittieren, und der Senat verbot tatsächlich den Besuch der Aufführungen. Rom erhielt sein erstes steinernes Theater erst sehr viel später, nämlich im Jahr 55 v.u.Z. durch Pompejus.  Danach entstanden das Theater des Balbus im Jahre 13. V.u.Z. und im Jahre 11 v.u.Z. das Theater des Marcellus, dessen Bau schon unter Cäsar begonnen worden war. Seit Augustus und Tiberius erhielten auch andere römische Städte ein Theater und wurde das Theater zur Standardeinrichtung römischer Städte.

Weil die Theater sich in den römischen Städten zu verbreiten begannen, behandelt Vitruv in seinem Werk (1) auch die Projektierung und den Bau von Theatern. Er schreibt:

„Nach der Anlage des Forums, muss man für die Aufführung der Spiele an den Festtagen der unsterblichen Götter einen möglichst gesunden Platz für das Theater aussuchen nach den Grundsätzen wie sie im ersten Buch über die Auswahl eines gesunden Platzes für die Stadt genannt sind. Denn während der Aufführungen sitzen die Zuschauer mit ihren Frauen und Kindern ununterbrochen still und erfreuen sich am Spiel, und ihre bewegungslosen Körper haben offene Poren, in die der Wind eindringt, der, wenn er aus sumpfigen und anderen ungesunden Gegenden kommt, in ihre Körper schädliche Dünste eindringen lässt. Wenn daher der Platz für das Theater sorgfältig ausgewählt wird, wird man die gesundheitsschädlichen Einflüsse vermeiden“.

Folgt man Vitruv (2), muss das Theater nicht nur an einen gesunden Platz liegen, sondern auch richtig orientiert sein:

„Aber man muss auch dafür sorgen, dass der Zuschauerraum nicht den Einflüssen von Süden her ausgesetzt ist. Wenn nämlich die Sonne dessen Halbrund erfüllt, dann wird die Luft, die in diesem keine Möglichkeit hat zu zirkulieren, heiss, und wenn sie glühend heiss brennt, kocht und zieht sie aus den Körpern die Feuchtigkeit heraus. Deshalb muss man ganz besonders Stellen meiden,  die durch diese Einflüsse gesundheitsschädlich sind, und muss gesunde Plätze aussuchen“.

Die Architektur

Die griechischen Theater wurden hauptsächlich an felsigem Hängen gebaut, weil man dort die Sitzstufen für die Zuschauerplätze direkt aus dem Gestein herausarbeiten und zugleich Material für den Bau von Szene und Szenenrückwand gewinnen konnte.  Die römischen Theater wurden hingegen meist auf ebenen Gelände errichtet, denn die neuen römischen Städte lagen meist in ebenem Gelände. Deshalb musste man beim Theaterbau das ansteigende Halbrund der Zuschauersitze eigens errichten.

 
Rom, Marcellus-Theater (Bild: wikipedia)

Die römischen Theater waren deshalb enorme Bauten, die oft allseitig frei im Stadtraum standen. In den römischen Städten gab es für die Theater keinen kanonisch festgelegten Platz; die Theater finden wir an verschiedenen Standorten. Manche Theater stehen in der Stadtmitte, andere am Stadtrand nahe der Mauer, in einigen Fällen sogar vor den Stadtmauer.

War das Theater ein freistehendes Bauwerk, musste man seine Fassaden besonders architektonisch und künstlerisch gestalten. Diese Fassadenarchitektur inspirierte sich meist am Aussehen der Säulenhallen und gliederte die Fassaden in einzelne Stockwerke. Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Architekten der Bühnenrückwand (frons scenae), der sie oft das Aussehen von mehrgeschossigen Gebäuden mit dekorativen Bögen, Pfeilern, Säulen und Fenstern gaben. Bei den Aufführungen begann man Maschinen einzusetzen (deus ex macchina) und auch der Bühnenvorhang erscheint. Er wird bei Spielbeginn heruntergelassen und verschwindet in einem besonderen Spalt im Boden.

In den römischen Theatern bedurften die Zuschauersitze einer Unterkonstruktion aus Bogen und Gewölben. Die Theaterbesucher erreichten ihre Plätze über Korridore (praecinctiones) und Treppen. Der Zuschauerraum  (cavea) war einzelne Sektionen geteilt, sogenannte Keile (cunei). Die oberen Sitzreihen waren oft überdacht wie Säulenhallen. Dort waren auch Seile verankert, damit man im Sommer, wenn es heiss war, über den Zuschauern mithilfe von Winden schattenwerfende Segel (velarium) spannen konnte.

Die Orientierung

Man könnte sich vorstellen, dass die Ausrichtung des Zuschauerhalbrunds der Theater derart gewesen sei, dass die Zuschauer nicht von der Sonne geblendet wurden. Wenn man das gewollt hätte, hätten sich die Zuschauerräume nach Norden öffnen müssen. Ein Blick auf die römischen Theater in Italien und in den Provinzen des Reiches zeigt jedoch, dass das nicht der Fall war. Tatsächlich lassen sich keine Präferenzen für eine bestimmte Orientierung feststellen. 

In Italien finden wir nach Südwesten ausgerichtete Zuschauerräume in folgenden Städten: Alba Fucens, Augusta Bagiennorum, Minturno, Verona und Rom (Marcellus-Theater). Nach Südosten schauen die Zuschauer in Pompeji, Sepinum und Ferentum; nach Osten in Florenz und Rom (Theater des Pompeius); nach Norden in Lucca; nach Süden in Brescia, nach Nordwesten in Aosta, Ostia und Triest; nach Nordosten in Turin und Luna.

In Nordafrika öffnet sich der Zuschauerraum nach Norden in den Theatern von Gerasa und Sabratha, in den Theatern von Cuicul und Leptis Magna nach Nordost. Im Übrigen sind die Orientierungen sehr unterschiedlich: in Timgad gegen Westen, in Karthago gegen Südwesten, in Dougga (Tunesien) gegen Süden und in Sufetula gegen Osten.

In Gallien, in den Theatern von Arles und Augusta Raurica schauen die Zuschauer nach Westen und in Aventicum nach Nordwesten.

Eine Ausrichtung bei der die Zuschauer nach Norden blicken findet man tatsächlich in Lucca und Sabratha, andererseits schauen sie in Brescia und Dougga genau nach Süden.

Es scheint also nicht, dass die Theater-Architekten den Empfehlungen Vitruv gefolgt sind. Bei den griechischen Theatern ist zu berücksichtigen, dass deren Orientierung durch die des Felshanges bestimmt wurde, aus dem man die Zuschauerreihen  herausbrechen konnte. Beispiele sind das Dionysos-Theater und das Odeon des Herodes Attikos in Athen. Eine Felswand abzubauen hatte auch den wirtschaftlichen Vorteil, dass man Baumaterial für andere öffentliche Gebäude gewann.

In den Städten in der Ebene hingegen, wo man die Theater in Stein oder Ziegelmauerwerk errichtete, konnte man die Orientierung frei wählen, jedoch auch dort finden wir keine Anzeichen, dass man den Theatern in eine von einer Regel festgelegten Ausrichtung gegeben hätte. Natürlich konnte man in den Theatern die Zuschauer auch durch grosse schattenspendende Segel vor der Sonne und vor Blendung schützen und folglich sind die Bedenken Vitruvs nur zum Teil gerechtfertigt.

Man kann also feststellen, dass die Orientierung der Theater nicht im Hinblick auf die Blendung der Zuschauer durch die Sonne oder die Erhitzung des Zuschauerhalbrunds unter der Sonne geschah, sondern wahrscheinlich eher aus städtebaulichen und topographischen Gesichtspunkten. Geländeneigungen und natürlichen Geländeabbrüche konnte man ausnutzen um Erdbewegungen und Baumaterial einzusparen. Im Übrigen waren Theater Monumental- und Prestigebauten, die die Stadt verschönern sollten und deshalb kehrten sie wohl der Stadt ihre Schaufassade zu.

Es gibt jedoch noch ein anderes Motiv für die Ausrichtung mancher Theater. Der Zuschauer blickte zur Bühne und zur Bühnenrückwand. In der Mitte dieser Rückwand befand sich die „porta regia“, das königliche Portal, das manchmal so ausgerichtet war, dass der Zuschauer auf etwas Besonderes blickte, auf ein Monument oder auf eine Naturschönheit. Man hat den Eindruck, dass diese Theater auf diese Ausblicke ausgerichtet waren.  Beispiele findet man in Ostia, in Dougga, in Augusta Raurica, vielleicht auch in Aventicum und an vielen anderen Orten. In Ostia blickt der Zuschauer durch die „porta regia“ auf das Forum der Korporationen mit seinem Tempel, in Augusta Raurica auf den Tempel auf Schönbühl, und in Aventicum auf den sogenannten Cigognier-Tempel, der genau in der Achse des  Theaters liegt (4). Eine spezielle Aussicht hat der Zuschauer im Theater von Dougga (Tunesien). In der Achse der „porta regia“  blickt er auf ein 21 Meter hohes  libysch-punisches Mausoleum des 3.-2. Jahrhunderts v.u.Z., das etwas unterhalb des Theaters im Tal des Oued Kralled liegt.
 
 
Dougga (Tunesien)  - Römisches Theater
(Foto: Uwe Wienke)
 
Während man vom Theater in Dougga von der Höhe gegen das Tal schaut, blickte  der Zuschauer im Theater von Gubbio in Umbrien von der Ebene gegen das Gebirge. In der Achse des Theaters hat das Gebirge hat einen tiefen Einschnitt, die Enge von Camignano, durch welche man muss, wenn man von Gubbio nach Urbino fährt. Das Zuschauerhalbrund des Theaters von Gubbio ist genau auf diesen Einschnitt ausgerichtet.

Ein besonderer Fall ist das Theater von Pompeiji, welches, zusammen mit dem Odeon, einer Gladiatorenschule und dem Dreiecksforum, ein regelrechtes Kulturzentrum an der Via Stabiana, bildet. Das Theaters von Pompeji stammt aus hellenistischer Zeit und war aus einem Felshang herausgearbeitet. In römischer Zeit hat man es dann vergrössert, so dass es bis zu 5000 Zuschauer fassen konnte.

Hinter der Bühnenrückwand lag ein von Säulengängen umgebenen Garten, den die Theaterbesucher vor und nach den Aufführungen benutzen konnten. Hier wurde später, zur Zeit Neros, eine Gladiatorenschule eingerichtet. Das Odeon ist ein kleiner Theaterbau der 1500 Zuschauer fassen konnte und diente vor allem musikalischen und pantomimischen Darbietungen. Es stammt aus den Jahren 80-75 v.u.Z. und wurde von den Duumviri C. Quinctius Valgus e M. Porcius gebaut, als die Stadt römische Kolonie wurde.

Zu diesem Komplex gehören auch eine Palästra aus samnitischer Zeit und ein Isis-Tempel, einer der am besten erhaltenen der Stadt. Er wurde nach dem Erdbeben von 62 u.Z. wieder aufgebaut. Neben diesem Tempel lag der des Zeus Meilichios. Dieses Kulturzentrum ist einzig in seiner Art und eines der interessantesten städtebaulichen Ensembles aus römischer Zeit in dem man noch den Einfluss der hellenistischen Kultur spürt (5).

Wesentlich prosaischer ist die Kombination von Theater und Handelszentrum, die wir in Ostia finden. Das Theater dort wurde wahrscheinlich unter Augustus gebaut und später von Septimius Severus und Caracalla erweitert. Es bot Platz für 2700 Zuschauer. Der Haupteingang lag an der Hauptstrasse (decumanus maximus), der von Säulengängen und Läden eingefasst war. Hinter der Bühne des Theaters lag Forum der Korporationen, an dem die Vertretungen von 70 Handelsfirmen lagen. In der Mitte des Forum stand ein Tempel, der der Ceres geweiht war (6). Die Säulengänge dieses Forums standen auch den Theaterbesuchern zur Verfügung.

Anmerkungen

(1) Vitruv, de arch., V, III, 1-2

(2) Vitruv, de arch., V 3, 1 “Cum forum constitutum fuerit, tum deorum inmortalibus diebus festis ludorum expectationibus eligendus est locus theatro quam saluberrimus, uti in primo libro de salubritatibus in moenium conlocationibus est scriptum. Per ludos enim cum coniugibus et liberis persedentes delactationibus detinentur et corpora propter voluptatem inmota patentes habent venas, in quas insidunt aurarum flatus, qui, si a regionibus palustribus aut aliis regionibus vitiosis  advenient, nocentes spiritus corporibus infundent. Itaque si curiosius elegitur locus teatro, vitabuntur vitia”.

(3) Vitruv, de arch., V 3, 2 “Etiamque providendum est, ne impetus habeat a meridie. Sol enim cum implet eius rotunditatem, aer conclusus curvatura neque habens potestatem vagnadi versando confervescit et candes adurit excoquitque et inminuit e corporibus umores. Ideo maxime vitandae sunt his rebus vitiosae regiones possit”.

(4) Cigognier-Tempel erhielt seinen Namen von einem seiner Eckpfeiler, der aufrecht stehend die Jahrhunderte überdauerte und lange Zeit eine Storchennest trug. Im Mittelalter hab es sogar eine Familie “du Cigognier”. Heute ist er das Wahrzeichen von Avenches.

(5) Maiuri, A.: Pompeji, 9. Ed., Rom (1963), S. 26-29

(6) Calza, G. & G. Becatti: Ostia, 5. Ed., Rom (1971)

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