martedì 10 settembre 2013

Mittelmeerklima - Antikes Rom - Die Villen von Plinius dem Jüngeren


Caius Plinius Caecilius Secundus, besser bekannt als Plinius der Jüngere, wurde im Jahr 61 oder 62 u.Z. in Novum Comum geboren, dem heutigen Como am gleichnamigen See in Norditalien. Er war der Sohn des L. Caecilius Secundus und der Plinia, einer Schwester des Plinius, dem Autor des berühmten Werkes  Naturalis Historia. Der Vater verstarb früh und es scheint, dass die Mutter starb bevor der Sohn seine Karriere als Politiker begann. Er wurde deshalb von seinem Onkel C. Plinius adoptiert von welchem er den Namen übernahm.


Sowohl die Caecilier als auch die Plinier waren reiche Leute und, weil er keine Geschwister und auch der Onkel keine Kinder hatte, erbte der junge Plinius ein beträchtliches Vermögen. Sein Onkel liess ihn in Rom an der Schule des Quintilian studieren. Dank des Einflusses seines Onkels begann er seine politische Karriere im Alter von zwanzig Jahren als Decemvir. Leistete dann ein Jahr Militärdienst in Syrien und im Alter von etwa dreissig Jahren war er schon Quästor, eine wichtige Etappe auf dem Wege zum Senator. Es folgten das Tribunat, die Prätur, die Leitung des militärischen Ärars und das Konsulat. Etwa im Jahr 103 u.Z. wurde Plinius zum Augur ernannt und, 103 oder 104 u.Z., zum Kurator des Tibers, dessen Ufern und der städtischen Kanalisation. Seine Karriere endete unter Kaiser Trajan mit der Bestellung zum Statthalter der Provinzen Bythinien und Pontus (111-113 u.Z.). Das Datum seines Todes ist ungewiss, man nimmt an, dass er in Nicomedia im Jahre 113 u.Z. gestorben ist.

Plinius der Jüngere ist insbesondere durch seine Korrespondenz (Epistulae) bekannt geworden (1). Diese umfasst 247 Briefe, die er zwischen 96 und 109 u.Z. an Freunde, Kollegen und auch an Kaiser Trajan geschrieben hat. Am bekanntesten ist der Brief in welchem er vom Vesuvausbruch von 79 u.Z. und von den Bemühungen seines Onkels berichtet, den Betroffenen Hilfe zu bringen. Bei dieser Hilfeleistung ereilte den Onkel der Tod.

Im Zusammenhang mit unserem Thema, dem klimagerechten Bauen, sind zwei Briefe von Plinius dem Jüngeren von Interesse, in welchen er ausführlich seine zwei Landhäuser beschreibt, von denen eines unweit von Rom am Meer lag, das zweite in Umbrien beim heutigen Città di Castello.

 Viele Ausgaben der Plinius’schen Briefe sind mit Zeichnungen von H. Winnefeld (In  Arch. Jahrbuch 6, 1891, 202 ff.), eines deutschen Philologen versehen, die den Versuch einer bildlichen Rekonstruktionen dieser Villen auf der Basis der Beschreibungen in den Briefen darstellen. Den Baufachmann befriedigt diese philologische Rekonstruktion absolut nicht. Deshalb haben auch viele Architekten den Text des Plinius analysiert, darunter auch Luigi Canina und Friedrich Schinkel.

In 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts haben H.H.Tanzer von der Columbia University (Tanzer, H.H., The Villas of Pliny the Younger, New York 1924) und der deutsch-amerikanische Archäologe K.Lehmann-Hartleben (Lehmann-Hartleben, K. Plinio il Giovane, Lettere scelte con commento archeologico, Firenze 1936) die Kommentare zu den Beschreibungen der zwei Villen gesammelt und eigene Interpretationen vorgelegt. In der Sammlung von Tanzer erscheinen 25 verschiedene Interpretationen der Villa Lauretana und zehn der Villa in Umbrien.

Für den vorliegenden Text habe ich jedoch die schönen Zeichnungen von Hans Döllgast (1891-1974) gewählt, eines deutschen, in Italien und seine Denkmäler verliebten Architekten und Graphikers. Die Zeichnungen von Döllgast habe ich bei mir zuhause in einem Heft der Zeitschrift “Heraklith Rundschau” von 1960 wiedergefunden. Das Heft ist uns als Architekturstudenten damals zu Werbezwecken verteilt worden, wobei anzumerken ist, das das Heft selbst keinerlei Werbung  enthält.

Die Villa Laurentina

Seine Villa in der Nähe Roms beschreibt Plinius in einem Brief an seinen Freund Gallus (Ep. Buch II, Brief 17). Die Villa befand sich 17 Meilen (25 km) südlich der Hauptstadt und man erreichte sie, wie Plinius ausführt, von Rom aus in wenigen Stunden über die Via Laurentana oder über die Strasse nach Ostia. Er konnte sie also selbst nach der täglichen Arbeit noch erreichen.

Für lange Zeit nahm man an, dass man die Villa auf dem Gebiet von Castel Fusano suchen müsse; sie befindet sich jedoch südlich der nach Ostia führenden Via Cristoforo Colombo auf dem Grundstück des Staatsgutes von Castel Porziano, das zwischen dem antiken Laurentum und Castel Fusano liegt. Die Villa ist gegen Südwesten aufs Meer ausgerichtet.

Und dies ist die Beschreibung, die Plinius der Jüngere von dieser Villa gibt:

„Das Landhaus ist für seinen Zweck ziemlich geräumig und im Unterhalt nicht kostspielig. Zunächst betritt man eine einfache, doch nicht ärmliche Halle, dann kommen in Form eines D gebogene Arkaden, die einen kleinen, hübschen Hofraum einfassen. Sie bilden einen vortrefflichen Zufluchtsort bei schlechtem Wetter, denn sie sind durch Glasfenster und mehr noch durch das vorspringende Dach geschützt. Mitten gegenüber befindet sich ein freundliches Empfangszimmer, anschliessend ein recht hübscher Speiseraum, der bis an den Strand vorspringt, und wenn der Südwest das Meer aufwühlt, wird er von den Ausläufern der bereits gebrochenen Wogen bespült. Ringsum hat er Flügeltüren oder ebenso hohe Fenster und gewährt somit nach links und nach rechts und vorn Ausblick sozusagen auf drei Meere; nach hinten blickt er auf das Empfangszimmer, Arkaden, Hofraum, wieder Arkaden, dann auf die Vorhalle, auf Wälder und die Berge in der Ferne“.


Die Villa Laurentina von Plinius dem Jüngeren südlich von Rom
Lageplan und Ansicht von Nordost.  
 
„Links von diesem Speiseraum, ein wenig zurücktretend, ist ein geräumiges Wohnzimmer, daran anschliessend ein zweites kleineres, das durch das eine Fenster die Morgensonne hereinlässt, mit dem anderen das Abendrot festhält. Auf dieser Seite schaut man auch auf das Meer zu seinen Füssen, zwar aus grösserer Entfernung, dafür aber ungestörter. Das Wohnzimmer bildet mit dem vorspringendem Speiseraum einen Winkel, der die direkten Sonnenstrahlen wie ein Brennspiegel auffängt. Dies ist der Winteraufenthalt, dies auch der Turnplatz für meine Leute; hier schweigen alle Winde ausser denen, die Regenwolken heraufführen und den heiteren Himmel beziehen, ehe sie dem Aufenthalt dort ein Ende machen. An diesen Winkel grenzt ein Zimmer in Form einer Apsis, das mit allen seinen Fenstern dem Lauf der Sonne folgt. In seine Wand ist ein Schrank, eine Art Bücherregal eingelassen, das Bücher enthält, die nicht oberflächlicher Lektüre, sondern ernstem Studium dienen sollen. Diesem Zimmer ist eine Schlafkammer angegliedert, durch einen Korridor von ihm getrennt, der, unterkellert und mit einem Heizraum versehen, die zuströmende Heissluft wohl temperiert hierhin und dorthin verteilt und weiterleitet. Die übrigen Räume dieses Traktes sind der Benutzung durch die Sklaven und Freigelassenen vorbehalten, meist so sauber gehalten, dass man dort Gäste empfangen könnte“.

„Auf der anderen Seite ist ein sehr geschmackvoll eingerichtetes Zimmer, sodann ein grosses Schlaf- oder kleines Speisezimmer, wie man will, das im hellen Glanz der Sonne und des Meeres strahlt; dahinter ein Gemach mit einem Vorzimmer, dank seiner Höhe für den Sommer, dank seiner geschützten Lage für den Winter geeignet; es ist nämlich allen Winden entzogen. Mit diesem Gemach ist ein weiteres, ebenfalls mit einem Vorzimmer, durch eine gemeinsame Wand verbunden“.

Die Villa Laurentina von Plinius dem Jüngeren südlich von Rom
Das cavaedium 

„Es folgt das weite, geräumige Kaltwasserbad, aus dessen einander gegenüberliegenden Wänden zwei Becken im Bogen herausspringen, völlig ausreichend, wenn man bedenkt, dass das Meer in der Nähe ist. Anschliessend das Salbzimmer, die Zentralheizung, der Heizraum für das Bad, dann zwei Kabinen, eher geschmackvoll als luxuriös eingerichtet; damit verbunden ein herrliches Warmbad, aus dem man beim Baden aufs Meer blickt; nicht weit davon ein Ballspielplatz, der im Hochsommer erst Sonne erhält, wenn der Tag schon zur Neige geht. Hier erhebt sich ein Turmbau, mit zwei Zimmern im Erdgeschoss und ebenso vielen im Obergeschoss; ausserdem birgt er ein Speisezimmer mit Ausblick auf das weite Meer, den langestreckten Strand und reizende Landhäuser“.

Die Villa Laurentina von Plinius dem Jüngeren südlich von Rom
Das Atrium

„Da ist auch noch ein zweiter Turmbau. Darin befindet sich ein Wohnzimmer, in welchem die Sonne auf- und untergeht, dahinter eine geräumige Weinkammer und ein Speicher, darunter ein Speisezimmer, das, auch wenn das Meer ausser Rand und Band ist, nur sein Brausen und Tosen hören lässt, und auch dies nur gedämpft und sich verlierend. Es blickt auf einen Garten und eine diesen Garten begrenzende Promenade. Die Promenade ist mit Buchsbaum oder, wo der Buchsbaum nicht anwächst, mit Rosmarin eingefasst, denn Buchsbaum gedeiht prächtig nur im Schutz von Gebäuden; unter freiem Himmel, dem Winde ausgesetzt und unter den wenn auch von weither kommenden Spritzern des Meeres verdorrt er. Längs der Innenseite der Promenade läuft ein junger, schattiger Weinlaubengang, auch für blosse Füsse weich und nachgebend. Der Garten ist dicht bepflanzt mit Maulbeerbäumen und Feigen, Gewächse, die auf dem Boden dort besonders gut gedeihen, während er anderen ziemlich missgünstig ist. Dies Panorama, das das dem Meer abgewandte Speisezimmer geniesst, ist nicht weniger reizvoll als der Blick auf das Meer. Nach hinten schliessen sich zwei Gemächer an, unter deren Fenstern die Vorhalle des Landhauses und ein weiterer üppiger Küchengarten liegt“.

„Von diesem Gebäudekomplex ausgehend, erstreckt sich eine gedeckte Wandelhalle, die beinahe die Ausmasse eines städtischen Bauwerks hat.  Fenster auf beiden Seiten, nach dem Meer hin mehr, auf der Gartenseite weniger, immer eins gegenüber zweien. Diese stehen bei heiterem, windstillen Wetter ohne Schaden offen, wenn es von links oder rechts weht, nur auf der windgeschützten Seite“.

 
Die Villa Laurentina von Plinius dem Jüngeren südlich von Rom
Das Gartenhaus

„Vor der Wandelhalle ist eine veilchenüberduftende Terrasse. Die Wandelhalle reflektiert und steigert so die Wärme der einfallenden Sonnenstrahlen, und wie sie die Sonne auffängt, so hemmt und vertreibt sie den Nordwind, und so warm es an der Vorderseite ist, so frisch ist es hinten. Ebenso gebietet sie dem Südwest Einhalt und bricht und entkräftet somit die Winde aus entgegengesetzten Richtungen, den einen auf dieser, den anderen auf jener Seite“.

„Diese Annehmlichkeiten gewährt sie im Winter, noch grössere im Sommer, denn dann legt sie vormittags auf der Terrasse, nachmittags auf den nächstliegenden Teil der Promenade und des Gartens wohltuenden Schatten, der, je nachdem der Tag zu- oder abnimmt, bald länger, bald kürzer hier- und dorthin fällt. Die Wandelhalle hat dann am wenigsten Sonne, wenn diese am heissesten auf ihrem Dache liegt. Überdies lässt sie, wenn die Fenster geöffnet sind, die lauen Westwinde ein und gewährt ihnen Durchzug, so dass sie nie lästig wird durch dumpfe stehende Luft“.

 
Die Villa Laurentina von Plinius dem Jüngeren südlich von Rom
Der Lido

„Am oberen Ende der Terrasse und weiterhin der Wandelhalle und des Gartens steht ein Gartenpavillon, meine stille Liebe, ja, wirklich Liebe! Ich selbst habe ihn gebaut. In ihm befindet sich ein Sonnenbad mit Ausblick hier auf die Terrasse, dort aufs Meer und beiderseits auf die Sonne, sodann ein Wohnraum, aus dem man durch die Flügeltüren in die Wandelhalle, durchs Fenster aufs Meer blickt. In der Mitte der gegenüberliegenden Wand springt sehr hübsch eine Veranda vor, die sich durch Vor- und Zurückschieben von Glaswänden und Vorhängen mit dem Wohnraum verbinden oder sich von ihm trennen lässt. Sie enthält ein Sofa und zwei Sessel; zu Füssen hat man das Meer, im Rücken Landhäuser, zu Häupten Waldungen; diese drei Landschaftsbilder scheidet und vereinigt sie mit ihren drei Fenstern. Anstossend ein Raum für die Nacht und den Schlaf. Hier merkt man nichts von den Stimmen der Dienerschaft, nichts vom Rauschen des Meeres, nichts vom Toben der Stürme, sieht nicht das Leuchten der Blitze, nicht einmal das Tageslicht , ausser wenn man das Fenster öffnet. Diese tiefe, heimliche Stille erklärt sich daraus, dass ein dazwischenliegender Korridor die Wände des Schlafgemachs vom Garten trennt und mit seinem Leerraum jeden Laut verschluckt. Angefügt an den Schlafraum ist ein winziger Heizraum, der vermittels einer schmalen Klappe die aufsteigende Wärme je nach Bedarf ausstrahlt oder zurückhält. Dahinter ein Zimmer mit einem Vorraum, das nach der Sonne zu liegt und diese gleich bei ihrem Aufgang einfängt und über den Mittag hinaus zwar schräg einfallend, aber eben doch behält“.

Plinius schreibt, dass, wenn er sich in den Pavillon (diaeta) zurückgezogen hat, fern von seiner Villa fühlt und ungestört arbeiten kann auch wenn andere im Hause lärmen, wie es zum Beispiel im Karneval (saturnalia) geschieht. Was ihm fehle sei ein Springbrunnen, obwohl es in der Umgebung in nicht allzu grosser Tiefe viele Wasseradern gäbe. Schon unweit des Strandes, wenn man zu graben anfängt, fände man sofort trinkbares Süsswasser. Die nahen Wälder lieferten reichlich Brennholz und alles was man sonst noch braucht, könnte man in Ostia kaufen und, wenn man keine besonderen Ansprüche stelle, auch im nächsten Dorf, das gleich hinter dem nächsten Landhaus beginnt. Wie Plinius sagt, gibt es in diesem Dorf sogar drei öffentliche Bäder, in denen man gegen Geld baden kann, aber das sei sehr vorteilhaft, wenn man unverhofft nachhause kommt und es zu spät sei, um noch Wasser warm zu machen.

Überall längs der Küste sieht man Landhäuser, vereinzelt oder in Gruppen und am Strand hält man sich gern auf es windstill ist, aber häufig stört dort die starke Brandung. Das Meer ist nicht übermässig reich an kostbaren Fischen, liefert aber gute Schollen und vorzügliche Krabben. Das Landgut liefert alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse und besonders reichlich Milch.

Das Landgut in Umbrien

Sein zweites Landgut beschreibt Plinius der Jüngere in einem Brief an den Freund Apollinaris (Ep.  Buch V, Brief 6). Dieses Landgut liegt im umbrischen Hügelland, unweit des heutigen Città di Castello, das in römischer Zeit Tifernum Tiberinum um es von Tifernum Mataurese einer Stadt am Metauro zu unterscheiden.
 
 
Die Villa von Plinius dem Jüngeren bei Tifernum Tiberinum in Umbrien 
Lageplan
 
Die archäologischen Ausgrabungen, die im Gebiet Colle Plinio in der Gemeinde San Giustino unter der Leitung der Universität von Perugia, in Zusammenarbeit mit der Universität von Alicante, vorgenommen wurden, haben den genauen Ort, an dem die Villa stand, ausmachen können, aber die Villa kennen wir jedoch nur aus der Beschreibung seines Besitzers.

Dieser teilt seinem Freund Apollinaris mit, dass die Villa sich am Fusse des Apennin befindet, wo zwar ein gesundes Klima herrsche, aber wo die Winter auch kalt und eisig seien, wo die Myrte, der Olivenbaum und andere Arten, die die Wärme lieben, nicht wachsen, jedoch der Lorbeerbaum. Die Sommer seien dort überraschend mild; die Luft ständig in Bewegung, aber es handele sich eher um ein frisches Lüftchen als um einen richtigen Wind. Dort wohnen viele ältere Personen, man begegnet Grossvätern und Grossmüttern in der Blüte ihrer Jahre; man hört Geschichten aus der Zeit der Vorfahren und man hat fast den Eindruck in einem anderen Zeitalter geboren worden zu sein.

 
Die Villa von Plinius dem Jüngeren bei Tifernum Tiberinum in Umbrien
Grundriss

Die Landschaft ist herrlich, man muss sich ein enormes Amphitheater vorstellen. Eine weite Ebene ist in allen Richtungen von Bergen umgeben, die von wildreichen Wäldern bedeckt sind.

„Das Landhaus liegt am Fusse eines Hügels und schaut doch gleichsam von oben gegen die Welt. Im Rücken hat es den Apennin, aber noch in ziemlicher Entfernung; von ihm erhält es selbst bei heitersten Wetter frischen, doch nicht scharfen, ungestümen, sondern eben durch die Entfernung geschwächten, gemilderten Wind. Ein grosser Teil der Baulichkeiten blickt nach Süden und lockt gleichsam die Sonne in die breiten, vorgelagerten Arkaden, im Sommer von der sechsten Stunde ab, im Winter wesentlich früher. Diese bergen vielerlei Anbauten, auch einen Empfangsraum, wie es bei den Alten üblich war“.

 
Die Villa von Plinius dem Jüngeren bei Tifernum Tiberinum in Umbrien
Ansicht aus der Vogelschau

„Vor den Arkaden eine Terrasse, in Blumenbeete von vielerlei Gestalt aufgeteilt, von Buchsbaumhecken eingefasst; weiterhin ein sanft abfallender Rasenteppich, in den der Buchsbaum paarweise einander gegenüberstehende Tiergestalten eingezeichnet hat; beim Übergang in das Flachland geschmeidiger, beinahe möchte ich sagen, wogender Akanthus. Den Rasenteppich umzieht eine von niedrigem, mannigfach zugestutzten Buschwerk eingefasste Promenade; zur Seite eine zirkusförmige Allee, die um vielgestaltigen Buchsbaum und künstlich niedrig gehaltene Bäumchen herumführt. Das Ganze ist von einer Lehmmauer eingefriedet, die von einer treppenförmigen Buchsbaumhecke verdeckt und den Blicken entzogen wird. Dahinter eine Wiese, nicht weniger hübsch in ihrem urwüchsigen Zustand als obige Dinge in ihrer Künstlichkeit; dann, weiter weg, Felder, viele Wiesen und Jungholz“.

 
Die Villa von Plinius dem Jüngeren bei Tifernum Tiberinum in Umbrien
Die Porticus

"Am Ende der Arkaden springt ein Speisesaal vor; aus der Flügeltür blickt man auf das Ende der Terrasse und weiterhin auf Wiesen und viel bebautes Land, aus den Fenstern auf die Langseite der Terrasse und den Erker des Gutshauses und andererseits auf die dichtbelaubten Wipfel der Reitbahn. Etwa in der Mitte der Arkaden liegt etwas zurück ein Pavillon; er umkränzt ein Plätzchen, das von vier Platanen beschattet wird. Zwischen ihnen sprudelt Wasser aus einem marmornen Becken und erquickt die umstehenden Platanen und den Boden unter ihnen mit feinem Sprühregen. In diesem Pavillon befindet sich ein Schlafzimmer, das kein Tageslicht, keinen Lärm, kein Geräusch einlasst, und mit ihm verbunden ein Speiseraum zum täglichen Gebrauch und zur Bewirtung von Freunden; es blickt auf jenes Plätzchen, auf andere Arkaden und alles, was man von dort aus sieht. Da ist auch noch ein weiteres Gemach, von der nächststehenden Platane umgrünt und beschattet, mit Marmor bekleidet bis zum Paneel, und der Anmut des Marmors gibt ein Gemälde nichts nach, das Zweige und auf den Zweigen sitzende Vögel darstellt. In diesem Gemach befindet sich ein kleiner Quell, in dem Quell ein Becken, und mehrere Röhrchen ringsum erzeugen ein liebliches Plätschern“.

 
Die Villa von Plinius dem Jüngeren bei Tifernum Tiberinum in Umbrien
Ansicht von der Eingangsseite
 
„Am Ende der Arkaden ist ein geräumiges Schlafzimmer, ein Pendant zum Speisesaal; aus dem einen Fenster blickt man auf die Terrasse, aus dem anderen auf Wiesen, vorerst aber auf einen Teich, der unter dem Fenster liegt und ihm zugutekommt, anziehend für Auge und Ohr, denn von oben einfallendes Wasser wird in einem Marmorbecken aufgefangen und schäumt dort. Dies Gemach ist im Winter angenehm warm, weil es reichlich Sonne erhält. Angeschlossen ist ein Heizgewölbe, und wenn es trübes Wetter ist, vertritt es durch Abblasen von Dampf die Sonne. Sodann führt ein geräumiges, freundliches Umkleidezimmer für das Bad in das Kaltwasserbad, in welchem sich ein weites, schattiges Schwimmbecken befindet. Will man ausgiebiger oder wärmer schwimmen, ist da im Hofraum ein Bassin, in nächster Nähe ein Brunnen, an dem man sich abkühlen kann, wenn man von dem lauen Wasser genug hat. An das Kaltwasserbad schliesst sich ein mässig temperiertes Bad an, dem sich die Sonne freigiebig zur Verfügung stellt; mehr noch dem Warmbad, denn es springt vor. Dort findet man drei Wannen, zwei in der Sonne, eine dritte wenig weiter von der Sonne ab, aber nicht weniger hell. Im Oberstock des Umkleidezimmers ist ein Spielplatz, der für mehrere Arten von Spielen und mehrere Gruppen von Spielern Raum hat. Nicht weit von dem Bade führt eine Treppe in eine gedeckte Wandelhalle, vorher aber noch zu drei Zimmern. Von diesen geht eines auf ein Plätzchen mit vier Platanen, ein zweites auf die Wiese, das dritte auf Weingarten und hat verschiedene Teile des Horizonts als Hintergrund“.

“Am Ende der Wandelhalle ist ein herausgeschnittenes Gemach, das auf die Reitbahn, auf Weingärten und Berge schaut, anschliessend ein der Sonne ausgesetzter Raum, besonders im Winter. Hier beginnt ein Trakt, der die Reitbahn mit dem Gutshause verbindet“.

„Dies ist das Bild der Schauseite, diesen Zwecken dient sie. Zur Seite befindet sich ein wenig erhöht eine gedeckte Wandelhalle für den Sommer, die die Weingärten nicht anzublicken, sondern zu berühren scheint. In der Mitte empfängt ein Speisezimmer die herrlichste Luft aus den Tälern des Apennin; hinten geben breite Fenster den Blick auf die Weingärten frei, die Flügeltür ebenfalls auf Weingärten, aber durch die Halle hindurch. Auf der fensterlosen Seite des Speiseraumes schafft eine versteckte Stiege herbei, was zum Mahle benötigt wird. Am vorderen Ende der Wandelhalle ein Gelass, dem die Halle selbst einen nicht weniger reizvollen Anblick bietet als die Weingärten. Unter der Wandelhalle befindet sich ein kellerartiges Gewölbe, im Sommer eisig infolge der eingeschlossenen Kaltluft; mit seiner eigenen Atmosphäre zufrieden, vermisst es keinen Luftzug und lässt auch keinen herein. Am anderen Ende dieser beiden Hallen, dort, wo das Speisezimmer endet, beginnen Arkaden, vormittags winterlich kalt, sommerlich warm, wenn der Tag sich neigt.  Von ihnen aus betritt man zwei Pavillons; in dem einen von vier, in dem anderen drei Zimmer dem Lauf der Sonne folgend entweder Sonnenschein oder Schatten.

Schlussfolgerung

Die Beschreibungen Plinius des Jüngeren zeigen, dass seine beiden Villen unter enger Berücksichtigung der Sonnenverlaufs entworfen und gebaut worden sind und ganz klar auf folgenden Beweggründen: nämlich um Orte zu schaffen wo man sich wärmen und zugleich des Schauspiel des Sonnenauf- und -untergangs geniessen kann. Die Gebäude beider Villen sind deshalb gegen Südost oder Südwest ausgerichtet. Eines der Wichtigsten architektonischen Elemente dieser Landhäuser sind die Arkaden oder gedeckten Wandelgänge, die die einzelnen Gebäude und nicht selten einzelne Räume miteinander verbinden. In diesen Wandelgängen kann man sich aufhalten auch wenn es regnet (solange es nicht stürmt), wenn man Schatten und erfrischenden Wind sucht oder auch wenn man sich vor kalten Winden schützen und trotzdem frische Luft atmen will. Die Wandelgänge der Villen von denen Plinius spricht, haben zum Teil verglaste Fenster, eine Seltenheit zu jener Zeit, in der Fensterglas so teuer war, dass nur sehr reiche Leute sich den Luxus verglaster Fenster leisten konnten.

Ein anderes beliebtes Element in diesen Villen waren Turmzimmer, von denen man eine weiten Blick über die eigenen Ländereien schweifen lassen konnte. Diese Turmbauten hatten allerdings nur zwei oder drei Stockwerke, was völlig ausreichend war um über die Dächer des Landgutes hinweg blicken zu können. In Italien hat sich dieses Element bis ins Mittelalter auf den Landgütern hinein erhalten. Der Turmbau hatte die dicksten Mauern und beherbergte normalerweise die Zimmer, in denen der herrschaftliche Eigentümer logierte, wenn der die Runde auf seinen Gütern machte.

Eine Idee vom Aussehen dieser römischen Landhäuser vermitteln uns zahlreich Wandbilder, die sich an manchen Orten wie Pompeji, Herculanum und Stabiae erhalten haben. Verschiedene dieser Villen sind im Haus des Marcus Lucretius Fronto in Pompeji abgebildet. Auch auf diesen Gemälden aus der ersten Zeit des Römischen Kaiserreiches fallen sofort die weitläufigen Arkaden und Wandelgänge ins Auge, welche die einzelnen Gebäude, Pavillons, Türme, Plätze und Wasserbecken miteinander verbinden.

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