mercoledì 27 novembre 2013

Licht, Luft und Sonne - Le Corbusier


Einer der bekanntesten Architekten des 20.Jahrhunderts und einer der Väter der modernen Architektur war Charles-Edouard Jeanneret, besser bekannt unter dem Namen Le Corbusier (1887-1965). In LC‘s Architektur spielt die Sonne eine wichtige Rolle, aber nicht als alternative Energiequelle um Wohnungen und ganze Gebäude zu heizen, sondern weil die Sonne es ist, die den Rhythmus unseres menschlichen Lebens bestimmt. Die Sonne ist die Quelle des Lichts und der Gesundheit. So schreibt er (1):

“Architecture, urbaniste, notre bonheur, l’état de notre conscience,
l’équilibre de notre vie individuelle, le rythme de nos devoirs collectifs sont gérés par le régime de 24 heures, le cycle de 24 heures du soleil. Le soleil commande. Tout: pensée, action, mouvement, fonctions, initiatives, obligations, se situent dans une mesure exacte, fatale, entre les deux portes de deux sommeils . Chaque matin, la vie recommence, les énergies sont renouvelées; chaque soir le paupières se ferment, le sommeil réalise son inexplicable miracle.

24 heures ! Telle est la mesure, telle est la cadence de la vie humaine, telle est l’unité qui gère tout.

Le problème des distances, des dimensions, des dispositions, s’insère dans ces limites précises : 24 heures.

“Ein bestimmtes Mass, nämlich der Lauf der Sonne von 24 Stunden, wird ihre (der Stadt) Ausdehnung und damit ihre Grenzen diktieren. Eine Skizze, die wir für ein echtes Symbol halten, das zu den Grundbedingungen des Städtebaus gehört, kann dies ausdrücken: das Bild des Sonnenlaufs von 24 Stunden, der die Tätigkeit des Menschen Rhythmisch ordnet. Die Sonne erhebt sich, geht unter, sie steigt von neuem auf; dies ist der Wechselrhythmus von Tag und Nacht, an den unser Leben unabwendbar gebunden ist; er ist das tägliche Mass, die Grundlage des menschlichen Lebens”. (Grundfragen, S. 46)

Für LC waren, “Raum, Luft und Sonne” die zentralen Elemente des Städtebaus und der Architektur (2).

LC’s Architektur gründete sich auf die Anwendung von fünf Elementen:


·         Pilotis, Stützen, die das Gebäude von der Erde ablösen, so dass die Menschen darunter durchgehen können;

·         Der Dachgarten, der die Natur in das Gebäude integriert;

·         Der Grundriss, der dank eines Stahlbetonskeletts frei von einschränkenden Tragmauern ist;

·         Das Fensterband (fenêtre en longueur), das dem Licht freien Zutritt gewährt;

·         Die freie vom Tragsystem unabhängige Fassade.

 
1929 schrieb LC: “Heute empfehle ich ein einziges architektonisches Konzept für alle Länder und Klimazonen”, und setzte damit einen Schlussstrich unter die klimagerechte Architektur. Diese rigorose Absage an die traditionellen Erkenntnisse, hatte einen schweren Projektierungsfehler zur Folge: 

Das für die Pariser Heilsarmee geplante Gebäude von 1928 (Cité de refuge) besass keinen Sonnenschutz, weil LC das Pariser Sommerklima nicht berücksichtigt hatte (3). Die nach Süden liegenden Zimmer überhitzten sich im Sommer zumal die Fenster sich nicht öffnen liessen und eine Klimaanlage fehlte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Cité de refuge , die in der Nähe des Bahnhofs Austerlitz liegt, schwer durch Bomben beschädigt. Die vollständig zerstörte Fassade wurde nach dem Krieg wieder hergestellt und erhielt dabei den fehlenden Sonnenschutz.

 
Le Corbusiers Cité de refuge in Paris (1928) ohne Sonnenschutz

Auch das Gebäude von 1931 an der rue de Nungesser et Coli, 24, in Paris, war bar jeden schattenspendenden Sonnenschutzes. Die Fensterbänder blickten auf der einen Seite nach Westen, auf der anderen nach Osten. Im siebenten Stock befand sich das Atelier Le Corbusiers, das er „Atelier de la recherche patiente“ (Atelier der geduldigen Forschung) getauft hatte. Diese geduldige Forschung hat offensichtlich Früchte getragen, denn, etwas später schrieb LC: „ In diesem Atelier wurden die Sonnenbrecher (brises soleil) erfunden – aus gutem Grund“.

Während einer Reise nach Südamerika im Jahre 1929 entdeckte LC die Wichtigkeit des Sonnenschutzes in warmen Ländern und begann sich intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen. Das Ergebnis seiner Studien zeigen die städtebaulichen Projekte für Algier (1933) und für Nemours (1935) in Algerien (heute Ghazaouet). In diesen südlichen Breitengraden waren die Sonnenbrecher mehr als notwendig und wurden zu einem charakteristischen Element der Architektur Le Corbusiers.

Das Brasilienhaus im Pariser Universitätscampus. Projekt von Le Corbusier und Lucio Costa.  

Auf Einladung des Ministers Capanema, der vom Lucio Costa auf LC aufmerksam gemacht worden war, unternahm LC 1936 eine Reise Rio de Janeiro um an dem Projekt für ein neues Gebäude des nationalen Bildungsministeriums mitzuarbeiten. LC fand das ausgesuchte Grundstück unpassend und wählte ein anderes aus. Eines Tages sagte der Minister zu ihm: “Aber die Orientierung ist nicht sehr zweckmässig“, denn die eine Fassade wies nach Norden, die andere nach Süden. „Das ist nicht schlimm“, war die Antwort LCs, „wir verwenden Sonnenbrecher“. Da Ministeriumsgebäude wurde 1945 gebaut und zwar unter Mitwirkung von Lucio Costa und Oscar Niemeyer.

Die Unités d’habitation

Für LC war die Wohneinheit (Unité d’habitation) ein Mittel zur Lösung aller  Wohnprobleme. 1937 schlug LC für die Weltausstellung in Paris den Bau einer solchen Wohneinheit am Boulevard Kellermann vor. Das Gebäude sollte Wohnungen für 4000 Personen enthalten und mit einer Fassade versehen sein, die allen Wohnungen „Luft, Wärme und Ruhe“ garantiert. Der Grundriss des Gebäudes ähnelte einem Ypsilon (LC nannte die Form „patte de pule“, Hühnerklaue). Nur ein Teil der Wohnungen war nach Süden orientiert, aber jede Wohnung erhielt ausreichend Sonne. Das Projekt wurde nie ausgeführt, denn es war bei einigen Mitgliedern des Gemeinderates auf Ablehnung gestossen und diese waren die mächtiger gewesen als die Befürworter.

Le Corbusier entwickelte verschiedene Varianten seiner Wohneinheiten. Alle Varianten basierten jedoch auf dem visionären Plan LCs von 1922, der als Ville Contemporaine bekannt ist. Diese zeitgenössische Stadt wurde nie gebaut, aber ihre Idee hat einen starken Einfluss auf den europäischen Städtebau und den Bau von Wohnsiedlungen in den USA ausgeübt, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden.
 
 
 
Die Unité d’Habitation am Boulevard Michelet in Marseille (1947)
 
Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, zwischen 1947 und 1952, konnte LC eine Wohneinheit in Marseille (Boulevard Michelet 280) realisieren. Das Gebäude ist 140 Meter lang, 24 Meter breit und 56 Meter hoch. Die Gebäudeachse verläuft in Nord-Südrichtung. Auf diese Weise erhält jede Wohnung zweimal am Tag Sonne, am Vormittag und am Nachmittag. Ausserdem kann jede Wohnung quergelüftet werden. Die Wohnungen erreicht man über ein innenliegende Strasse. Ein Geschoss enthält alle notwendigen öffentlichen und sozialen Grundeinrichtungen (Kindergarten, Gesundheitsdienst, Freizeiträume).
Zwischen 1953-55 entsteht eine weitere Unité d’habitation in Nantes. Auch in diesem Fall erhalten die Wohnungen Licht und Sonne von Osten und von Westen.
Zwischen 1955 und 1960 entwirft LC ein Wohnquartier mit fünf solchen Wohneinheiten in Meaux. Auch hier verläuft die Längsachse der Gebäude in Nord-Südrichtung.
1960 findet in Berlin die Interbau statt, eine internationale Bauausstellung. Le Corbusier ist eingeladen, sich mit einer Wohneinheit an der Ausstellung zu beteiligen. Die Wohneinheit an der Flatowallee 16 hätte eine genaue Kopie der Unité d’habitation von Marseille werden sollen. Leider scheiterte das Vorhaben an der Sturheit der Berliner Bauverwaltung. Die von LC bevorzugte Raumhöhe von 2,26 Meter (ein Modulormass, das einem aufrechtstehenden Menschen mit erhobenem Arm entspricht) entsprach nicht den deutschen Normen, die eine Mindestraumhöhe von 2,50 Metern fordern. Ohne die Zustimmung LCs verordnete die Bauverwaltung den Wohnungen die deutsche Normhöhe, was die die gesamten Proportionen des Gebäudes aus dem Gleichgewicht brachte. Aus diesem Grund hat LC nie die Urheberschaft des Gebäudes anerkannt.  Gleichwohl brüsten sich heute die Berliner mit einem Bau von Le Corbusier. In der Berliner Wohneinheit fehlen zudem viele Gemeinschaftseinrichtungen, die in Marseille vorhanden sind, ausserdem sind die inneren Strassen zu Korridoren ohne natürliche Belichtung verkümmert. Die 530, auf 17 Ebenen verteilte Wohnungen sind jedoch grösser als die in anderen Wohneinheiten
 
 
Chandigarh
 
1951 beauftragte der indische Premierminister Jawaharlal Nehru  Le Corbusier und seinen Vetter Pierre Jeanneret mit der Projektierung der neuen Hauptstadt des Bundesstaates Punjab. Die Stadt sollte in der Mitte einer weiten Ebene am Fuss des Himalaya entstehen.  LC machte sich sofort daran, die klimatischen Gegebenheiten des indischen Subkontinentes zu studieren.
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Während seine Mitarbeiter die Wohnviertel für 500.000 Einwohner projektieren, konkretisiert LC seine städtebaulichen Ideen und entwirft persönlich das Regierungsviertel mit dem Kapitol, den Ministerien (1958), dem Obersten Gerichtshof (1956) und dem Gouverneurspalast.

Bei Beginn der Arbeiten für die neue Hauptstadt des Punjab heftet LC eine Zeichnung an die Wand des Pariser Ateliers in der Rue de Sèvres 35, auf der ein Klimadiagramm zu sehen ist, an welchem sich alle Mitarbeiter über die Winde, die Besonnung, den Schattenwurf und die Temperaturen der Gegend orientieren können.

Zeichnung mit den klimatischen Gegebenheiten in Chandigarh. Die Zeichnung hing in Le Corbusiers Atelier in der  Rue de Sèvres 3 in Paris, damit sich alle Mitarbeiter über die Winde, die Temperaturen und den Schattenwurf informieren konnten.

Die Gebäude des Obersten Gerichtshofes, des Parlaments und des Sekretariats (Ministerien), wie auch das gesamte Raster auf dem die Stadt aufbaut, wurden im Hinblick auf das lokale Klima entworfen und so orientiert, dass die quer zu den vorherrschenden Winden stehen, die im Winter von Nordwesten und im Sommer von Südosten wehen.  Die Büros auf der Sonnenseite werden von den inzwischen berühmten “brise soleils” beschattet (Modulor 2, S. 190). Das Gebäude der Ministerien ist 280 Meter lang und 35 Meter hoch.

 Diese Gebäude von ungewöhnlicher Plastizität sind aus rauem Stahlbeton gebaut und nehmen keine Motive der traditionellen indischen Architektur auf, aber sie erfüllen alle Kriterien des klimagerechten Bauens. Riesige auskragende brise soleil werfen ihre Schatten auf die dahinterliegenden Glasfassaden.

Im Fall des Parlamentsgebäudes hat LC über dem Parlamentssaal einen hyperbolischer Turm vorgesehen, der der natürliche Lüftung dient und der in seiner  Form den Kühltürmen eines Kraftwerkes ähnelt. Auch der Turm über dem Eingang und die Pyramide auf dem Dach des Oberhauses scheinen Symbole eines antiken Sonnenkultes zu sein. LC sagte dazu: „dass dieser Hut ein wahres Physiklaboratorium werden wird, das für das Spiel von Licht und Schatten sorgen soll…. Dieser Pfropfen könnte bei Sonnenfeiern genutzt werden, die den Menschen einmal im Jahr daran erinnern, dass er ein Kind der Sonne ist“ (4). Die gesamte Dachlandschaft erinnert an das von Maharaja Jai Singh II von Jaipur erbaute astronomische Observatorium von Jantar Mantar (um 1724), das LC in New Delhi besucht hatte.

Der Turm der Schatten (1960)

Der Impuls zum Bau dieses Monuments geht auf LCs der Diagramm des “Die 24 Sonnenstunden” zurück. Es handelt sich um eine interessante Studie des Sonnenlaufs in welcher LC verschiedene Arten von Schattenspendern ausprobiert und damit zeigt , dass „man die Besonnung auf allen vier Seiten eines Gebäudes kontrollieren und mit den Sonnenschutzelementen so spielen kann, dass sich auch in heissen Ländern niedrigere Temperaturen erzielen lassen“ (LC: Werke).




 

 
“Turm der Schatten" am Rande einer leeren Ebene

Anmerkungen

(1) Le Corbusier: Les plans de Paris 1956-1922, Les Editions de minuit, (1956), S. 48.

(2) Le Corbusier: Propos d’Urbanisme, Edition Bourrelier, Paris (1946)

(3) Zitiert nach: Behling, Sol Power, München 1996

(4) Jean Louis Cohen, Le Corbusier, Köln (Taschen) 2006, S.79

(5) Le Corbusier, Mein Werk, Stuttgart 1960, S. 175


 
 
 
 

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