Eines der
bekanntesten Beispiele des Neuen Bauens
der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts ist
die sogenannte Ringsiedlung in Berlin. Die Ringsiedlung gehört zur Siemensstadt, dem grossen Industrie-
und Wohngebiet im Norden Berlins. Die Siedlung wurde zwischen 1929 und 1932 im
Auftrag der Gemeinnützigen Baugesellschaft Berlins gebaut. Die Siedlung
besteht aus langgestreckten Blöcken, Typ Zeilenbau,
mit 1380 Wohnungen. Die Achsen der Blöcke erstrecken sich in Nord-Süd-Richtung,
so dass die Wohnungen Licht und Sonne sowohl von Osten als auch von Westen
erhalten.
Die “Ringsiedlung”
(farbig) in der Berliner Siemensstadt
Der Bau der
neuen Siedlung mit rationaleren Wohnungen war notwendig geworden um den bei
Siemens Beschäftigten Unterkünfte zu verschaffen, die dem Standard des „Neuen
Wohnens“ entsprachen. Die Berliner Ringsiedlung
gilt heute noch als eines der besten Beispiele des Neuen Bauens.
Die Ringsiedlung wurde von einer Gruppe von
Architekten projektiert, die sich “Der Ring” (1) nannte. Aus diesem Grund
heisst der östliche Teil der Siemensstadt auch “Ringsiedlung”. Gründer der
Ring-Gruppe waren Hans Scharoun (1893-1972), der Architekt der berühmten
Berliner Philharmonie, und Martin Wagner (1885-1957).
Ringsiedlung, Siemensstadt, Berlin, 1920er Jahre, Arch.:
Scharoun
Die
Bauten südlich der S-Bahn, mit ihren Bullaugenfenstern wurden von Scharoun
selbst entworfen, während die neun Zeilen mit birnenförmigen Balkonen und einer
Klinkerverkleidung, die nördlich der Goebelstrasse liegen, von Hugo Häring
(1882-1958) stammen. Walter Gropius (1883-1969) ist hingegen der Architekt der
zwei Gebäude auf der Westseite des Jungfernheidewegs. Es handelt sich um eine
lange und eine kurze Zeile. Der lange, viergeschossige Wohnblock, der sich
südlich der Goebelstrasse in Ost-West-Richtung erstreckt wurde von Otto
Bartning (1883-1959) projektiert. Auf der Ostseite, gegen Charlottenburg, endet
die Ringsiedlung an der Siemensstadt von Hans Hertlein (1881-1963). In den 50er
Jahren wurde die Siedlung durch Hans Scharoun und Werner Hoffmann vergrössert.
Die Siedlung gilt heute als architektonisches und
städtebauliches Denkmal und steht unter Denkmalschutz.
Anmerkung
(1) Die Gruppe “Der Ring“
wurde ursprünglich (1923/24) von zehn Architekten gegründet, die der Moderne
verpflichtet waren, die sich den Namen „Zehnerring“ gaben. Nachdem weitere
Architekten hinzugekommen waren, nannte sich die Gruppe ab 1926 nur noch „Der
Ring“. Mitglieder der Gruppe waren die Architekten Otto Bartning (1883-1959),
Peter Behrens (1868-1940), Hans und Wassili Luckhardt, Erich Mendelsohn, Hans
Poelzig, Peter Poelzig (1906-1981), Hans Scharoun, Ludwig Mies van der Rohe
(1886-1969), Bruno und Max Taut, Heinrich Tessenow (1876-1950) sowie Martin
Wagner. Der Zweck der Gruppe war die Förderung der modernen Architektur, des Neuen Bauens. Die Gruppe wollte kein Verein mit einem
Statut sein und begnügte sich mit dem Status einer Arbeitsgemeinschaft. Das
einzige organisatorische Element der Gruppe war ein Sekretariat, das zwischen
1926 und 1933 in der Person von Hugo Häring existierte. Die Aktivität der
Gruppe bestand in der Meinungsäusserung zu städtebaulichen und
architektonischen Fragen, zur staatlichen Städtebaupolitik und zu allgemeinen
Baufragen. Ferner gehörte zu den
Aktivitäten der Gruppe die Pflege von Beziehungen zu allen Architekten in
Deutschland und im Ausland. Der Ring veröffentlichte in der Zeitschrift „Die
Bauwelt“ Beispiele moderner Architektur und organisierte Ausstellungen, die die
Werken seiner Mitglieder zeigten. Wichtige Bauten von Gruppenmitgliedern waren
das Haus des
Rundfunks, die Badeanstalt in Berlin-Wannsee, Wohnbauten am Hohenzollerndamm
und die Ringsiedlung der Siemensstadt. Die Gruppe löste sich 1933 unter dem
Druck des Naziregimes auf.
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