lunedì 2 dicembre 2013

Licht, Luft und Sonne - Die “Weissenhof-Siedlung” in Stuttgart


1927 fand in Stuttgart eine Bauausstellung unter dem Titel “Die Wohnung” statt.  Die Ausstellung umfasste 21 Wohnhäuser mit insgesamt 63 Wohnungen, die in nur 21 Wochen gebaut wurden. Zur Zeit ihrer Erstellung zeigten diese Gebäude und Wohnungen einen bis dahin unbekannten Wohnstandard: jedes Haus besass eine Zentralheizungsanlage, jede Wohnung hatte ein Badezimmer und ein separates WC. Die Ausstellung zeigte auch viele Ideen, wie man die Räume variabel nutzen konnte. Das von Mies van der Rohes entworfene Haus zeigte das Beispiel einer Wohnung mit “offenem“ Grundriss, mit verstellbaren Zwischenwänden, die zwischen Fussboden und Decke eingespannt waren.



 
Luftaufnahme der Siedlung “Weissenhof” in Stuttgart
 
Mit der Ausstellung wollte der Deutsche Werkbund der Bevölkerung vorführen wie der moderne Mensch wohnt; es wurden neue Baumaterialien gezeigt und Reihenhäuser, die aus vorgefertigten Elementen gebaut waren, ein System, das der Architekt Ernst May (1886-1970) für eine Siedlung in Frankfurt am Main entwickelt hatte.

Die Baukosten dieser experimentellen Musterhäuser und die daraus sich ergebenden Mietzinse lagen etwa 30 Prozent über dem damaligen Stuttgarter Durchschnitt. Die ersten Bewohner der Siedlung gehörten deshalb alle dem Mittelstand an. Es handelte sich vorwiegend um Intellektuelle, die von der modernen Architektur fasziniert waren. Diese Bewohnerschaft verflüchtigte sich jedoch rasch nach 1933, als das Naziregime drohte, die, von ihm geringschätzig (wegen der Flachdächer und der weissen Farbe der Häuser) als „Araberdorf“ diffamierte Siedlung, abzureisen. Alle Mietverträge wurden bis 1939 gekündigt (1).

An der Ausstellung war eine Reihe international bekannter Vertreter des „Neuen Bauens“ beteiligt, darunter Peter Behrens,  Victor Bourgeois,  Le Corbusier und Pierre Jeanneret, Walter Gropius, Ludwig Hilberseimer, Jacobus Johannes Pieter Oud, Hans Poelzig, Hans Scharoun, Mart Stam und Bruno Taut. Das Alter dieser Architekten lag zwischen 35 und 45 Jahren. Die Idee zur Ausstellung kam vom Deutschen Werkbund. Die Leitung des Gesamtprojektes lag in den Händen von Ludwig Mies van der Rohe. 



 
Doppelhaus von Le Corbusier in der Weissenhof-Siedlung
 
Die Siedlung Weissenhof in Stuttgart gilt heute als eine der wichtigsten Beispiele der modernen Architektur und des modernen Städtebaus, doch handelt es sich nicht um eine wirkliche Wohnsiedlung, sondern nur um eine Reihe Musterhäuser aus der Zeit in der die moderne Architektur in Deutschland Form annahm.

2002 erwarb die Stadt Stuttgart vom Bund das zur Siedlung gehörende Doppelhaus von Le Corbusier und Pierre Jeanneret. Am 25. Oktober 2006 wurde in dem Gebäude nach drei Jahren originalgetreuer Restaurierung das Weissenhof-Museum mit historischen Dokumenten und Architektur-Modellen eröffnet.

 
Anmerkungen

(1) Bodo Rasch: Wie die Weissenhofsiedlung entstand, in: Die Zwanziger Jahres des Deutschen Werkbunds, Reihe: Werkbund-Archiv, Nr. 10

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