Die Weltwirtschaftskrise von 1929
zwang die Weimarer Republik ihre sozialen Wohnungsbauprogramme zu überprüfen
und zu modifizieren. Priorität hatten nun Ideen und Projekte für Personen mit
geringem Einkommen. Man schrieb zum Beispiel einen Wettbewerb für die „Wohnung
für das Existenzminimum“ aus. Andere Wettbewerbe hatten den Titel „Das Eigenheim“
(1930), „Das wachsende Haus“ (1931), Wohnungen zu festen Preisen“ (1932) und „Sonne, Luft und Haus für alle!“ (1932).
Mit diesen
Wettbewerben wollte man brauchbare, neue Ideen für den Bau von billigen Kleinstwohnungen
erhalten, die unter praktischer Mitarbeit durch die Eigentümer in städtischen Grüngebieten
realisierbar waren. Diese Ideen wurden in Ausstellungen verbreitet, die die Leute
dazu animieren sollten, sich an der Umsetzung der neuen Wohnungsbauprogramme zu
beteiligen. Das grosse Thema jener Zeit war „die kleine und billige Wohnung“
(1).
Auf dem
Berliner Ausstellungsgelände am „Funkturm“ hatte schon 1927 die grosse Ausstellung
„Das Wochenende“ stattgefunden, an welcher sich bekannte Architekten mit Entwürfen
beteiligt hatten, darunter Hans Poelzig, Richard Riemerschmid, Jobst Siedler und
Max Taut. In den Bauzeitschriften jener Zeit hatten die Entwürfe für kleine, wirtschaftliche
Wohnungen ein breites Echo gefunden.
Auf Empfehlung des Architekten
Hans Poelzig (1869-1936) wurde 1931 der Wettbewerb „Das wachsende Haus“
ausgeschrieben. Damit wollte man Entwürfe
für Häuser erhalten, die wenig kosteten und deren Erweiterung und Ausbau die
Eigentümer später selbst an die Hand nehmen konnten. Es wurden 1079 Vorschläge
eingereicht, ein Ergebnis, das die damals zunehmende Arbeitslosigkeit der
deutschen Architekten widerspiegelt. Unter den prämierten Entwürfen waren solche von Eiermann,
Jaenecke, Gropius, Hilbersheimer, Migge, und Poelzig.
Das
Ziel des Wettbewerbs war, Entwürfe für vorgefertigte Häuser zu erhalten, die,
ausgehend von einem Kern, durch Hinzufügen weiterer Elemente schrittweise
erweitert, verbessert und komfortabler gestaltet werden konnten. Einige der prämierten
Entwürfe enthielten auch Elemente des klimagerechten Bauens wie Wintergarten,
grosse Südfenster usw. Im Rahmen der Ausstellung “Sonne, Luft und Haus für alle!“, die
zwischen dem 14. Mai und dem 7. August.1932 stattfand, konnten 24 Prototypen besichtigt
werden.
Vom
Standpunkt der Sonnenenergienutzung aus betrachtet, stachen besonders die Entwürfe
der Architekten Taut, Säume-Hafemann und Wagner hervor. Bruno Taut (1889-1938) hatte
ein Haus mit einem Wintergarten vorgeschlagen, der mit den anderen Räumen des
Hauses verbunden war. Das Haus von Säume-Hafemann zeigte grosse Glasflächen auf
der Südseite; seine Fenster waren so
gebaut, dass sie im Sommer hochgekippt werden konnten, so dass sie ein
schattenspendendes Vordach über der Terrasse bildeten. Martin Wagner
(1885-1957), der damals beim Berliner Bauamt arbeitete, hatte ein Haus mit einer
dritten, gläsernen Haut entworfen, welche die Wärmeverluste niedrig halten und
die solaren Wärmegewinne maximieren sollte. In seinem Erläuterungsbericht liest
man: „Die dritte Haut ist nicht als Wintergarten gedacht, sondern als eine
Sonnen- und Wärmefalle sowie ein Schutz gegen Wind und Lärm“
Das Haus mit Wintergarten
von Bruno Taut, Berlin 1932
Das Haus von Säume/Hafemann, Berlin 1932
Das Haus von Martin Wagner, Berlin 1932
Das Haus von Martin Wagner, Berlin 1932 - Grundriss
Das Haus von Martin Wagner, Berlin 1932 - Schnitt
Anmerkungen
(1) Dörhöfer, Kerstin: Macht und Defizite der
Architekturkritik; in: Thema, 2 (Januar) 2003
(2) Wagner, Martin: Das wachsende Haus, Berlin 1932
(3) Wagner, Martin: Das wachsende Haus, Berlin 1932
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