domenica 8 dicembre 2013

Licht, Luft und Sonne - Das wachsende Haus


Die Weltwirtschaftskrise von 1929 zwang die Weimarer Republik ihre sozialen Wohnungsbauprogramme zu überprüfen und zu modifizieren. Priorität hatten nun Ideen und Projekte für Personen mit geringem Einkommen. Man schrieb zum Beispiel einen Wettbewerb für die „Wohnung für das Existenzminimum“ aus. Andere Wettbewerbe hatten den Titel „Das Eigenheim“ (1930), „Das wachsende Haus“ (1931), Wohnungen zu festen Preisen“ (1932) und „Sonne, Luft und Haus für alle!“ (1932).

Mit diesen Wettbewerben wollte man brauchbare, neue Ideen für den Bau von billigen Kleinstwohnungen erhalten, die unter praktischer Mitarbeit durch die Eigentümer in städtischen Grüngebieten realisierbar waren. Diese Ideen wurden in Ausstellungen verbreitet, die die Leute dazu animieren sollten, sich an der Umsetzung der neuen Wohnungsbauprogramme zu beteiligen. Das grosse Thema jener Zeit war „die kleine und billige Wohnung“ (1).

Auf dem Berliner Ausstellungsgelände am „Funkturm“ hatte schon 1927 die grosse Ausstellung „Das Wochenende“ stattgefunden, an welcher sich bekannte Architekten mit Entwürfen beteiligt hatten, darunter Hans Poelzig, Richard Riemerschmid, Jobst Siedler und Max Taut. In den Bauzeitschriften jener Zeit hatten die Entwürfe für kleine, wirtschaftliche Wohnungen ein breites Echo gefunden.

Auf Empfehlung des Architekten Hans Poelzig (1869-1936) wurde 1931 der Wettbewerb „Das wachsende Haus“ ausgeschrieben.  Damit wollte man Entwürfe für Häuser erhalten, die wenig kosteten und deren Erweiterung und Ausbau die Eigentümer später selbst an die Hand nehmen konnten. Es wurden 1079 Vorschläge eingereicht, ein Ergebnis, das die damals zunehmende Arbeitslosigkeit der deutschen Architekten widerspiegelt. Unter den prämierten Entwürfen waren solche von Eiermann, Jaenecke, Gropius, Hilbersheimer, Migge, und Poelzig.

Das Ziel des Wettbewerbs war, Entwürfe für vorgefertigte Häuser zu erhalten, die, ausgehend von einem Kern, durch Hinzufügen weiterer Elemente schrittweise erweitert, verbessert und komfortabler gestaltet werden konnten. Einige der prämierten Entwürfe enthielten auch Elemente des klimagerechten Bauens wie Wintergarten, grosse Südfenster usw. Im Rahmen der Ausstellung “Sonne, Luft und Haus für alle!“, die zwischen dem 14. Mai und dem 7. August.1932 stattfand, konnten 24 Prototypen besichtigt werden.

Vom Standpunkt der Sonnenenergienutzung aus betrachtet, stachen besonders die Entwürfe der Architekten Taut, Säume-Hafemann und Wagner hervor. Bruno Taut (1889-1938) hatte ein Haus mit einem Wintergarten vorgeschlagen, der mit den anderen Räumen des Hauses verbunden war. Das Haus von Säume-Hafemann zeigte grosse Glasflächen auf der Südseite; seine Fenster waren so gebaut, dass sie im Sommer hochgekippt werden konnten, so dass sie ein schattenspendendes Vordach über der Terrasse bildeten. Martin Wagner (1885-1957), der damals beim Berliner Bauamt arbeitete, hatte ein Haus mit einer dritten, gläsernen Haut entworfen, welche die Wärmeverluste niedrig halten und die solaren Wärmegewinne maximieren sollte. In seinem Erläuterungsbericht liest man: „Die dritte Haut ist nicht als Wintergarten gedacht, sondern als eine Sonnen- und Wärmefalle sowie ein Schutz gegen Wind und Lärm“

 
Das Haus mit Wintergarten von Bruno  Taut, Berlin 1932
 
Das Haus von Säume/Hafemann, Berlin 1932
 
Das Haus von Martin Wagner, Berlin 1932
Das Haus von Martin Wagner, Berlin 1932 - Grundriss

Das Haus von Martin Wagner, Berlin 1932 - Schnitt

Anmerkungen

(1) Dörhöfer, Kerstin: Macht und Defizite der Architekturkritik; in: Thema, 2 (Januar) 2003

(2) Wagner, Martin: Das wachsende Haus, Berlin 1932

(3) Wagner, Martin: Das wachsende Haus, Berlin 1932

 

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