giovedì 24 ottobre 2013

Gewächshäuser


Heute sieht man in jedem botanischen Garten und in jedem Garden-Center Gewächshäuser. Normalerweise handelt es sich um Metallkonstruktionen, die vollflächig verglast oder mit lichtdurchlässiger Plastikfolie überspannt sind.

Gewächshäuser dienen zum Schutz der darin wachsenden Pflanzen vor Kälte und Frost ohne ihnen das zum Gedeihen notwendige Licht zu nehmen. Gewächshäuser haben jedoch auch Nachteile. Im Sommer überhitzen sie sich leicht und im Winter müssen sie geheizt werden, weil die Wärme durch die dünne Aussenhaut rasch entweicht. Gegen Überhitzung hilft eine Abdeckung, zum Beispiel mit einem dunklem, netzartigen Gewebe, sowie die Öffnung des Daches damit die warme Luft entweichen kann. Zur Heizung kann die Sonne auch im Winter einen beachtlichen Beitrag leisten. 

Ein unbestreitbarer Vorteil der Gewächshäuser ist der, dass sie den Wasserverbrauch vermindern. Die verdunstende Feuchtigkeit kondensiert an der Glas- oder Plastikhaut und tropft von dort ab. Sie bleibt also weitgehend im Innern und verflüchtigt sich nicht in der Atmosphäre. In den botanischen Gärten gibt es normalerweise verschiedene Gewächshäuser von denen jedes den spezifischen, klimatischen Anforderungen der Pflanzen entspricht.

Gewächshäuser gab es schon in der Antike. Die älteste, uns bekannte Erwähnung befindet sich in der Historia naturalis von Plinius des Älteren (1). Darin spricht er von der Vorliebe des Kaisers Tiberius (42 v.u.Z. – 37 u.Z.) für Gurken (cucumis), die er das ganze Jahr über an seiner Tafel haben wollte. Die Gurken wurden deshalb in fahrbaren Beeten gezogen, die je nach Witterung verschoben werden konnten. Bei frostigem Winterwetter kamen die Beete in ein Gewächshaus, eine Holzkonstruktion, die mit geöltem Segeltuch, Gläsern oder dünnen Glimmerscheiben (lapis specularis) verkleidet war. Auch der römische Agrarschriftsteller Lucius Iunius Moderatus Columella (2) erwähnt den Gebrauch von Gewächshäusern.

In römischer Zeit war der Bau von Gewächshäusern nicht einfach: flaches Fensterglas gab es erst seit dem 1. Jahrhundert v.u.Z. und die Glasscheiben waren klein und extrem teuer. Deshalb wurden empfindliche Pflanzen im Winter meistens in Stroh eingepackt. Das war billiger und in den meisten Fällen auch ausreichend.

Im 16.Jahrhundert, nach der Entdeckung Amerikas und der Ausweitung des Seehandels über Afrika hinaus, kamen viele neue exotische Pflanzen nach Europa.

Viele dieser neuen Arten, wie Tomaten (3) und Peperoni (4) wurden zuerst vor allem wegen ihres dekorativen Aussehens gezüchtet. Insbesondere Adlige legten sich gern botanische Sammlungen an und versuchten die neuen, dekorativen Pflanzen in ihren Schlossgärten zu züchten. Ärzte und Apotheker waren hingegen mehr an den pharmakologischen Eigenschaften der Pflanzen interessiert und wollten sie in botanischen Gärten der Universitäten haben.

Man erkannte jedoch sehr bald, dass viele der neuen exotischen Pflanzenarten sich nicht im Freien überwintern liessen, was dazu führte, für diese seltenen und teuren Pflanzen eigene, im Winter heizbare Unterkünfte zu errichten, sogenannte  "Hibernacula".    

Der Zeitpunkt, zu dem in Europa die ersten Gewächshäuser der Neuzeit entstanden, ist umstritten. Carl David Bouché (1809-1881), ein bekannter Berliner Botaniker und Gärtner, nahm an, dass das erste Gewächshaus in Europa 1353 in Sevilla (Spanien) gebaut worden sei, also schon vor der Entdeckung Amerikas (5). Die englische Ausgabe von Wikipedia nennt hingegen als Erbauer des ersten modernen Gewächshauses den französischen Botaniker Jules Charles, der ein solches Bauwerk 1577 in Leyden (Holland) errichtet haben soll um dort Heilpflanzen zu züchten (6).

Anderen Quellen zufolge, wurde das erste Gewächshaus der Neuzeit 1545 im Botanischen Garten von Padua errichtet, ebenfalls um Heilpflanzen anzubauen. 1545 ist jedoch nur das Jahr, in welchem der botanische Garten gegründet wurde und zwar auf Anregung von Francesco Bonafede, der seit 1543 Dozent für Medizin an der Universität Padua amtete (7). Ganz sicher besass der botanische Garten von Padua schon früh ein Gewächshaus, denn die Republik Venedig unterhielt kommerzielle Beziehungen in aller Welt und die Universität Padua spielte eine wichtige Rolle bei der Einführung vieler exotischer Pflanzenarten und bei der Erforschung ihrer pharmakologischen Eigenschaften. 

Gewächshaus mit grossen Fenstern nach Hesse: “Neue Garten-Lust”, 2. Auflage 1714 (Quelle: Hix, John: The Glass House, Cambridge, Mass., 1974)

Die Gewächshäuser, die im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts gebaut wurden, hatten keine Ähnlichkeit mit den heutigen Metallkonstruktionen. Es waren Gebäude aus Mauerwerk und Holz, die auf der Südseite grosse Fenster besassen.

Gewächshaus mit kleinen Fenstern nach Hesse: “Neue Garten-Lust”, 1. Auflage 1696. Das Innere konnte mit Kachelöfen geheizt werden.
(Quelle: Hix, John: The Glass House, Cambridge, Mass.,1974)

Im 18. Jahrhundert kam ein Gewächshaustyp auf, der “holländischer Wintergarten“ genannt wurde und der sich als sehr praktisch erwies. Dieses Gewächshaus  war ein schmales, längliches Gebäude mit grossen leichtgeneigten Fenstern auf der Südseite, die durch einen grossen Dachüberstand vor Regen und im Sommer auch vor der hochstehenden Sonne geschützt waren. Das nach Norden geneigte Pultdach war mit Stroh wärmegedämmt. Auf der Nordseite befanden sich Räume zur Aufbewahrung von Geräten und Gartenerde. Im Winter konnten diese Gewächshäuser durch einzelne Öfen beheizt werden.

 
Schnitt durch ein Holländisches Gewächshaus des 18. Jahrhunderts  
(Quelle: Treberspurg, M., Neues Bauen mit der Sonne, Wien 1994, S. 17)

Ein Problem, das ganze Generationen von Botanikern und Baumeistern beschäftigt hat, war das der „richtigen“ Neigung der Fenster. Hermann Boerhaave (1668-1738), ein bekannter holländischer Mediziner und Botaniker, bewies, dass die Strahlen der niedrigstehenden Wintersonne in den Niederlanden (geographische Breite 52,5°) am wirkungsvollsten in ein Gewächshaus einfallen, wenn dessen Fenster um 75° geneigt sind (8). 

Die Orangerie mit geneigten Fenstern beim Schloss von Teltsch, Tschechien (Quelle: Treberspurg, M., Neues Bauen mit der Sonne, Wien 1994, p. 17)

Um die Besonnung und Belichtung der Pflanzen in Gewächshäusern zu verbessern schlug der französische Naturforscher Michel Adanson (1727-1806) vor, die Fenster in senkrechter Stellung zu lassen, dafür aber die Beete mit den Pflanzen zu neigen, was wohl keine sehr überzeugende Lösung war.

Der Bau von Gewächshäusern erlebte einen regelrechten Boom nachdem 1692 im französischen Saint Gobain mit der Herstellung preiswerten Fensterglases nach dem neuen Verfahren  der Zylindrierung begonnen worden war. Mit dem neuen Verfahren konnten nun Fensterscheiben grösserer Dimension (100 x 150 cm) hergestellt werden als vorher. Das Glas war zwar etwas weisslich aber der Preis wesentlich niedriger als er bis dahin gewesen war. Jetzt konnte man Gewächshäuser und Orangerien jeder Grösse bauen.

Anmerkungen

(1) Plinius, Nat. hist. XIX, 23, 64 Cartilaginum generis extraque terram est cucumis, mira voluptate Tiberio principi expetitus. nullo quippe non die contigit ei, pensiles eorum hortos promoventibus in solem rotis olitoribus rursusque hibernis diebus intra specularium munimenta revocantibus.
(2) Columella, de re rustica XI 3, 52
(3) Die ersten Tomaten wurden von Christoph Kolumbus aus Amerika nach Europa gebracht. Die ersten Beschreibungen der Pflanze stammen aus Italien (1522) und an den dazugehörigen Zeichnungen kann man sehen, dass es sich schon um selektionierte Züchtungen handelt. Man nimmt an, dass diese Tomaten gelb waren und die Grösse einer Kirsche hatten. Trotzdem gab es auch damals schon rote Tomaten.
(4) Auch die erste Peperoni-Pflanze gelangte nach Europa durch Kolumbus, bzw. durch seinen Arzt Chanca. Kolumbus glaubte es handele sich um eine Pfeffer oder eine dem Pfeffer verwandte Pflanze und nannte sie deshalb pimienta. Erst zwei Jahre später, nach seiner zweiten Amerikareise, gab ein Botaniker der Pflanze den lateinischen Namen Capsicum. Heute nimmt man an, dass dir ursprüngliche Art vom Typ Tepin war, die runde, sehr scharfschmeckende Früchte hervorbringt, die einen Durchmesser von gerade einmal einem Zentimeter haben. Die ersten importierten Tomaten und Peperoni galten als nicht essbare Zierpflanzen.
(5) Bouché, Carl David: Bau und Einrichtung der Gewächshäuser, Bonn 1886
(6) Wikipedia, englische Ausgabe, “Greenhouse”, ohne Quellenangabe
(7) A. Minelli, L'orto botanico di Padova (1545-1995), Marsilio, 1998
(8) Boerhaave, H., Index plantarum, quae in Horto Academico Lugduno Batavo reperiuntur. Leyden, 1710

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